Schutz der Anwesenden in Anspruch! Es ist vorzüglich das aufmerksame, meist unbe- schäfftigte Alter, dem sie die Unerfahrene empfiehlt. Gern möchte sie sogleich die ganze Versammlung für diese gewinnen. Dies scheint auch um so dringender, als gerade jetzt meh- rere Mitbewerberinnen um den allgemeinen Beifall auftreten, den Blick spannen, Urtheil und Meinung spalten.
Unwillkührlich wird die Zuneigung Ver- gleichen, mit Unruhe vergleichen. Störende Nebenempfindungen bleiben dabei nicht aus; und will auch Reue die schwächliche Eifer- füchtelei sogleich wieder gut machen, spurlos verwischt sich dergleichen niemals. Die un- gewöhnliche Gemüthsstimmung findet bei dem betroffenem Kinde, entweder durch Ahndung oder Einverständniß, Zugang. Der erste Gifttropfen ist gefallen.
Und geschieht das am grünen Holze, wie wird es erst mit dem dürren sein?
Dürre nenne ich, was sich und nur sich in dem Liebsten liebt.
Brennende Selbstsucht verzehrt jedes,
Schutz der Anweſenden in Anſpruch! Es iſt vorzuͤglich das aufmerkſame, meiſt unbe- ſchaͤfftigte Alter, dem ſie die Unerfahrene empfiehlt. Gern moͤchte ſie ſogleich die ganze Verſammlung fuͤr dieſe gewinnen. Dies ſcheint auch um ſo dringender, als gerade jetzt meh- rere Mitbewerberinnen um den allgemeinen Beifall auftreten, den Blick ſpannen, Urtheil und Meinung ſpalten.
Unwillkuͤhrlich wird die Zuneigung Ver- gleichen, mit Unruhe vergleichen. Stoͤrende Nebenempfindungen bleiben dabei nicht aus; und will auch Reue die ſchwaͤchliche Eifer- fuͤchtelei ſogleich wieder gut machen, ſpurlos verwiſcht ſich dergleichen niemals. Die un- gewoͤhnliche Gemuͤthsſtimmung findet bei dem betroffenem Kinde, entweder durch Ahndung oder Einverſtaͤndniß, Zugang. Der erſte Gifttropfen iſt gefallen.
Und geſchieht das am gruͤnen Holze, wie wird es erſt mit dem duͤrren ſein?
Duͤrre nenne ich, was ſich und nur ſich in dem Liebſten liebt.
Brennende Selbſtſucht verzehrt jedes,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0102"n="98"/>
Schutz der Anweſenden in Anſpruch! Es iſt<lb/>
vorzuͤglich das aufmerkſame, meiſt unbe-<lb/>ſchaͤfftigte Alter, dem ſie die Unerfahrene<lb/>
empfiehlt. Gern moͤchte ſie ſogleich die ganze<lb/>
Verſammlung fuͤr dieſe gewinnen. Dies ſcheint<lb/>
auch um ſo dringender, als gerade jetzt meh-<lb/>
rere Mitbewerberinnen um den allgemeinen<lb/>
Beifall auftreten, den Blick ſpannen, Urtheil<lb/>
und Meinung ſpalten.</p><lb/><p>Unwillkuͤhrlich wird die Zuneigung Ver-<lb/>
gleichen, mit Unruhe vergleichen. Stoͤrende<lb/>
Nebenempfindungen bleiben dabei nicht aus;<lb/>
und will auch Reue die ſchwaͤchliche Eifer-<lb/>
fuͤchtelei ſogleich wieder gut machen, ſpurlos<lb/>
verwiſcht ſich dergleichen niemals. Die un-<lb/>
gewoͤhnliche Gemuͤthsſtimmung findet bei dem<lb/>
betroffenem Kinde, entweder durch Ahndung<lb/>
oder Einverſtaͤndniß, Zugang. Der erſte<lb/>
Gifttropfen iſt gefallen.</p><lb/><p>Und geſchieht das am gruͤnen Holze,<lb/>
wie wird es erſt mit dem duͤrren ſein?</p><lb/><p><hirendition="#g">Duͤrre</hi> nenne ich, was <hirendition="#g">ſich</hi> und nur<lb/><hirendition="#g">ſich</hi> in dem Liebſten liebt.</p><lb/><p>Brennende Selbſtſucht verzehrt jedes,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[98/0102]
Schutz der Anweſenden in Anſpruch! Es iſt
vorzuͤglich das aufmerkſame, meiſt unbe-
ſchaͤfftigte Alter, dem ſie die Unerfahrene
empfiehlt. Gern moͤchte ſie ſogleich die ganze
Verſammlung fuͤr dieſe gewinnen. Dies ſcheint
auch um ſo dringender, als gerade jetzt meh-
rere Mitbewerberinnen um den allgemeinen
Beifall auftreten, den Blick ſpannen, Urtheil
und Meinung ſpalten.
Unwillkuͤhrlich wird die Zuneigung Ver-
gleichen, mit Unruhe vergleichen. Stoͤrende
Nebenempfindungen bleiben dabei nicht aus;
und will auch Reue die ſchwaͤchliche Eifer-
fuͤchtelei ſogleich wieder gut machen, ſpurlos
verwiſcht ſich dergleichen niemals. Die un-
gewoͤhnliche Gemuͤthsſtimmung findet bei dem
betroffenem Kinde, entweder durch Ahndung
oder Einverſtaͤndniß, Zugang. Der erſte
Gifttropfen iſt gefallen.
Und geſchieht das am gruͤnen Holze,
wie wird es erſt mit dem duͤrren ſein?
Duͤrre nenne ich, was ſich und nur
ſich in dem Liebſten liebt.
Brennende Selbſtſucht verzehrt jedes,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/102>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.