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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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stert das dem Andern zu. Noch beschäfftigt
sie die witzigen Köpfe und Lacher. Bald
schweigen auch diese. Sie ist vergessen. Aber
sie hat nicht vergessen zu was sie hieher
kam. Lust und Freude suchte sie. Seit
lange wurden ihr beide verheißen. Sie fand
Kränkung und frostigen Hohn. Sie begreift
das nicht. Sie kann den misglückten Er-
folg nur dem Zufalle beimessen. Es wird,
es muß sich ihre Stellung anders finden
lassen. Weßhalb sollten auch für sie allein
Jugend und Hoffnung zu falschen Prophe-
tinnen geworden sein! Von da an kämpft
sie fortwährend mit nie sterbenden Wünschen
und stets wiederholter Nichterfüllung. All-
mählig setzt sich, ihr unbewußt, das kindli-
che Vertrauen zu herbem Trotz und bitterer
Laune um. Sie tadelt und mustert, wie sie
getadelt und gemustert ward. Ungeliebt wird
sie lieblos; schwer rächt sich das verletzte
Selbstgefühl durch stechende Kritik, wenn
nicht gar durch bösen Leumund. Fast sollte
man aus dem Allem folgern, es sei so ge-
fährlich den Beifall wie den Tadel der Ge-

ſtert das dem Andern zu. Noch beſchaͤfftigt
ſie die witzigen Koͤpfe und Lacher. Bald
ſchweigen auch dieſe. Sie iſt vergeſſen. Aber
ſie hat nicht vergeſſen zu was ſie hieher
kam. Luſt und Freude ſuchte ſie. Seit
lange wurden ihr beide verheißen. Sie fand
Kraͤnkung und froſtigen Hohn. Sie begreift
das nicht. Sie kann den misgluͤckten Er-
folg nur dem Zufalle beimeſſen. Es wird,
es muß ſich ihre Stellung anders finden
laſſen. Weßhalb ſollten auch fuͤr ſie allein
Jugend und Hoffnung zu falſchen Prophe-
tinnen geworden ſein! Von da an kaͤmpft
ſie fortwaͤhrend mit nie ſterbenden Wuͤnſchen
und ſtets wiederholter Nichterfuͤllung. All-
maͤhlig ſetzt ſich, ihr unbewußt, das kindli-
che Vertrauen zu herbem Trotz und bitterer
Laune um. Sie tadelt und muſtert, wie ſie
getadelt und gemuſtert ward. Ungeliebt wird
ſie lieblos; ſchwer raͤcht ſich das verletzte
Selbſtgefuͤhl durch ſtechende Kritik, wenn
nicht gar durch boͤſen Leumund. Faſt ſollte
man aus dem Allem folgern, es ſei ſo ge-
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[117/0121] ſtert das dem Andern zu. Noch beſchaͤfftigt ſie die witzigen Koͤpfe und Lacher. Bald ſchweigen auch dieſe. Sie iſt vergeſſen. Aber ſie hat nicht vergeſſen zu was ſie hieher kam. Luſt und Freude ſuchte ſie. Seit lange wurden ihr beide verheißen. Sie fand Kraͤnkung und froſtigen Hohn. Sie begreift das nicht. Sie kann den misgluͤckten Er- folg nur dem Zufalle beimeſſen. Es wird, es muß ſich ihre Stellung anders finden laſſen. Weßhalb ſollten auch fuͤr ſie allein Jugend und Hoffnung zu falſchen Prophe- tinnen geworden ſein! Von da an kaͤmpft ſie fortwaͤhrend mit nie ſterbenden Wuͤnſchen und ſtets wiederholter Nichterfuͤllung. All- maͤhlig ſetzt ſich, ihr unbewußt, das kindli- che Vertrauen zu herbem Trotz und bitterer Laune um. Sie tadelt und muſtert, wie ſie getadelt und gemuſtert ward. Ungeliebt wird ſie lieblos; ſchwer raͤcht ſich das verletzte Selbſtgefuͤhl durch ſtechende Kritik, wenn nicht gar durch boͤſen Leumund. Faſt ſollte man aus dem Allem folgern, es ſei ſo ge- faͤhrlich den Beifall wie den Tadel der Ge-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/121>, abgerufen am 24.11.2024.