recht weit gebracht. Nichts scheint weniger gefürchtet, als das Auge der Erfahrung. Diese ist so sehr aus der Mode, oder doch um alles Ansehen gekommen, seit die Bil- dung so vielseitig ward, daß das Alter nicht mehr mitkommen kann. Es ist wahr, dieses erscheint in seinem Verfall, trockener, theilnahmloser als sonst, wo gegenseitige Gewöhnung eine viel beweglichere Gemein- schaft unterhielt. So beziehet sich das Le- ben, in allen seinen Bedingungen, vor und zurück. Stokt es nach einer Richtung hin, so findet es von der andern gewiß auch kei- nen Fortgang.
Man wußte ehemals viel von dem Ein- fluß heiterer, jugendlich gesinnter Matronen zu erzählen. Jhre Aussprüche lebten fort im Munde eines neuen Geschlechtes. Alles was Feinheit der Sitte, rasche und leichte Wendungen der Rede Anmuthiges und Ue- berraschendes in sich fassen, war von den Lippen liebenswürdiger älterer Feauen ge- sammelt. Man erwähnte ihrer als solcher Autoritäten, die jedermann anerkennt, und
recht weit gebracht. Nichts ſcheint weniger gefuͤrchtet, als das Auge der Erfahrung. Dieſe iſt ſo ſehr aus der Mode, oder doch um alles Anſehen gekommen, ſeit die Bil- dung ſo vielſeitig ward, daß das Alter nicht mehr mitkommen kann. Es iſt wahr, dieſes erſcheint in ſeinem Verfall, trockener, theilnahmloſer als ſonſt, wo gegenſeitige Gewoͤhnung eine viel beweglichere Gemein- ſchaft unterhielt. So beziehet ſich das Le- ben, in allen ſeinen Bedingungen, vor und zuruͤck. Stokt es nach einer Richtung hin, ſo findet es von der andern gewiß auch kei- nen Fortgang.
Man wußte ehemals viel von dem Ein- fluß heiterer, jugendlich geſinnter Matronen zu erzaͤhlen. Jhre Ausſpruͤche lebten fort im Munde eines neuen Geſchlechtes. Alles was Feinheit der Sitte, raſche und leichte Wendungen der Rede Anmuthiges und Ue- berraſchendes in ſich faſſen, war von den Lippen liebenswuͤrdiger aͤlterer Feauen ge- ſammelt. Man erwaͤhnte ihrer als ſolcher Autoritaͤten, die jedermann anerkennt, und
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recht weit gebracht. Nichts ſcheint weniger
gefuͤrchtet, als das Auge der Erfahrung.
Dieſe iſt ſo ſehr aus der Mode, oder doch
um alles Anſehen gekommen, ſeit die Bil-
dung ſo vielſeitig ward, daß das Alter
nicht mehr mitkommen kann. Es iſt wahr,
dieſes erſcheint in ſeinem Verfall, trockener,
theilnahmloſer als ſonſt, wo gegenſeitige
Gewoͤhnung eine viel beweglichere Gemein-
ſchaft unterhielt. So beziehet ſich das Le-
ben, in allen ſeinen Bedingungen, vor und
zuruͤck. Stokt es nach einer Richtung hin,
ſo findet es von der andern gewiß auch kei-
nen Fortgang.
Man wußte ehemals viel von dem Ein-
fluß heiterer, jugendlich geſinnter Matronen
zu erzaͤhlen. Jhre Ausſpruͤche lebten fort
im Munde eines neuen Geſchlechtes. Alles
was Feinheit der Sitte, raſche und leichte
Wendungen der Rede Anmuthiges und Ue-
berraſchendes in ſich faſſen, war von den
Lippen liebenswuͤrdiger aͤlterer Feauen ge-
ſammelt. Man erwaͤhnte ihrer als ſolcher
Autoritaͤten, die jedermann anerkennt, und
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/125>, abgerufen am 18.12.2024.
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