schuf, und in bestimmten Verhältnissen auf- einander bezog, so wurden sie seine Welt. Deshalb kommt es gar nicht darauf an, was und wer in solche phantastische Re- gion eintritt? sondern überall nur, daß sich ihr etwas nahe.
Jst das jugendliche Gemüth nicht von Natur ganz dürr, oder durch Beziehung und Umgebungen durchaus verflacht, so wird es immer eine Zeitlang jenes ahndungsvollen Aufschwunges fähig sein und die Wirklich- keit in eine ideale Sphäre hinüberziehen, die unwillkührlich die Gegenstände umwandelt. Jn dieser Periode müssen gleichgestimmte Herzen sich finden und Verbindungen ge- schlossen werden, die späterhin in das We- sen der Freundschaft hineinreifen, öfter noch, auf ihren Namen getauft, eine Zeit- lang mit diesem Namen spielen und dann, wie nicht gewesen, in das allgemeine Grab aller Endlichkeit versinken.
Es ist hierbei weder viel zu tadeln, noch sich zu verwundern. Die Täuschbarkeit der Jugeud ist nicht größer, nur anders, als
ſchuf, und in beſtimmten Verhaͤltniſſen auf- einander bezog, ſo wurden ſie ſeine Welt. Deshalb kommt es gar nicht darauf an, was und wer in ſolche phantaſtiſche Re- gion eintritt? ſondern uͤberall nur, daß ſich ihr etwas nahe.
Jſt das jugendliche Gemuͤth nicht von Natur ganz duͤrr, oder durch Beziehung und Umgebungen durchaus verflacht, ſo wird es immer eine Zeitlang jenes ahndungsvollen Aufſchwunges faͤhig ſein und die Wirklich- keit in eine ideale Sphaͤre hinuͤberziehen, die unwillkuͤhrlich die Gegenſtaͤnde umwandelt. Jn dieſer Periode muͤſſen gleichgeſtimmte Herzen ſich finden und Verbindungen ge- ſchloſſen werden, die ſpaͤterhin in das We- ſen der Freundſchaft hineinreifen, oͤfter noch, auf ihren Namen getauft, eine Zeit- lang mit dieſem Namen ſpielen und dann, wie nicht geweſen, in das allgemeine Grab aller Endlichkeit verſinken.
Es iſt hierbei weder viel zu tadeln, noch ſich zu verwundern. Die Taͤuſchbarkeit der Jugeud iſt nicht groͤßer, nur anders, als
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ſchuf, und in beſtimmten Verhaͤltniſſen auf-
einander bezog, ſo wurden ſie ſeine Welt.
Deshalb kommt es gar nicht darauf an,
was und wer in ſolche phantaſtiſche Re-
gion eintritt? ſondern uͤberall nur, daß ſich
ihr etwas nahe.
Jſt das jugendliche Gemuͤth nicht von
Natur ganz duͤrr, oder durch Beziehung und
Umgebungen durchaus verflacht, ſo wird es
immer eine Zeitlang jenes ahndungsvollen
Aufſchwunges faͤhig ſein und die Wirklich-
keit in eine ideale Sphaͤre hinuͤberziehen, die
unwillkuͤhrlich die Gegenſtaͤnde umwandelt.
Jn dieſer Periode muͤſſen gleichgeſtimmte
Herzen ſich finden und Verbindungen ge-
ſchloſſen werden, die ſpaͤterhin in das We-
ſen der Freundſchaft hineinreifen, oͤfter
noch, auf ihren Namen getauft, eine Zeit-
lang mit dieſem Namen ſpielen und dann,
wie nicht geweſen, in das allgemeine Grab
aller Endlichkeit verſinken.
Es iſt hierbei weder viel zu tadeln, noch
ſich zu verwundern. Die Taͤuſchbarkeit der
Jugeud iſt nicht groͤßer, nur anders, als
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/138>, abgerufen am 16.02.2025.
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