die des Alters. Jene umfaßt Wünsche des Herzens, diese Erwartungen des Lebens.
Jst Natur, unwillkührliche Hingebung in Beiden, so kann man nur beten, daß die Besonnenheit nicht ganz dabei fehlen möge. Jm Uebrigen wird jeder allein durch sich selbst belehrt. Das Wesentliche beruhet stets auf dem Wesentlichen, und was hier gekämpft und erfahren werden muß, das kann keiner dem Andern abnehmen.
Allein über die Form, und was mit ihr genau zusammenhängt, die äußere Er- scheinung, läßt sich doch manches sagen, was unmittelbar die geselligen Rücksichten betrifft.
Diese werden nur zu oft durch gewisse Anwandlungen leidenschaftlicher Freundschaf- ten verletzt, in denen nicht einmal die Wahr- heit augenblicklicher Täuschung liegt.
Man hat eine triviale Bezeichnung für Affectationen der Art, welche gleichwohl das Motiv, aus dem sie hervorgehen, erschöpft. Man sagt: "Der oder die will so was vorstellen."
die des Alters. Jene umfaßt Wuͤnſche des Herzens, dieſe Erwartungen des Lebens.
Jſt Natur, unwillkuͤhrliche Hingebung in Beiden, ſo kann man nur beten, daß die Beſonnenheit nicht ganz dabei fehlen moͤge. Jm Uebrigen wird jeder allein durch ſich ſelbſt belehrt. Das Weſentliche beruhet ſtets auf dem Weſentlichen, und was hier gekaͤmpft und erfahren werden muß, das kann keiner dem Andern abnehmen.
Allein uͤber die Form, und was mit ihr genau zuſammenhaͤngt, die aͤußere Er- ſcheinung, laͤßt ſich doch manches ſagen, was unmittelbar die geſelligen Ruͤckſichten betrifft.
Dieſe werden nur zu oft durch gewiſſe Anwandlungen leidenſchaftlicher Freundſchaf- ten verletzt, in denen nicht einmal die Wahr- heit augenblicklicher Taͤuſchung liegt.
Man hat eine triviale Bezeichnung fuͤr Affectationen der Art, welche gleichwohl das Motiv, aus dem ſie hervorgehen, erſchoͤpft. Man ſagt: „Der oder die will ſo was vorſtellen.‟
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die des Alters. Jene umfaßt Wuͤnſche des
Herzens, dieſe Erwartungen des Lebens.
Jſt Natur, unwillkuͤhrliche Hingebung
in Beiden, ſo kann man nur beten, daß
die Beſonnenheit nicht ganz dabei fehlen
moͤge. Jm Uebrigen wird jeder allein durch
ſich ſelbſt belehrt. Das Weſentliche beruhet
ſtets auf dem Weſentlichen, und was hier
gekaͤmpft und erfahren werden muß, das
kann keiner dem Andern abnehmen.
Allein uͤber die Form, und was mit
ihr genau zuſammenhaͤngt, die aͤußere Er-
ſcheinung, laͤßt ſich doch manches ſagen,
was unmittelbar die geſelligen Ruͤckſichten
betrifft.
Dieſe werden nur zu oft durch gewiſſe
Anwandlungen leidenſchaftlicher Freundſchaf-
ten verletzt, in denen nicht einmal die Wahr-
heit augenblicklicher Taͤuſchung liegt.
Man hat eine triviale Bezeichnung fuͤr
Affectationen der Art, welche gleichwohl das
Motiv, aus dem ſie hervorgehen, erſchoͤpft.
Man ſagt: „Der oder die will ſo was
vorſtellen.‟
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/139>, abgerufen am 16.02.2025.
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