Das ist's! Es soll etwas, das meist gar nicht da ist, vorgestellt, irgend eine Rol- le, die Jnteresse erwecken könnte, gespielt werden. Das bloße einfache für sich Da- sein, Reden und Handeln reicht nicht aus den Effect hervorzubringen, welchem man beabsichtigte. Deshalb müssen sich Verhält- nisse schaffen und Beziehungen berbeiführen lassen, die verschiedenartig auf die Wahr- nehmung wirken.
Empfindungen will man grade nicht heucheln, aber die Fähigkeit sie hegen zu können, ohngefähr andeuten. -- Und will man auch überhaupt nichts Bewußtes, so müssen doch Gefühl und Gemüth, durch den Wunsch, bemerkt zu werden, äußerlich agiren, ohne daß sie etwas Wirkliches im Jnnern bewegte.
Deshalb hat die Freundschaft junger Mädchen zu einander so viel in die Au- genfallendes. Gewöhnlich ruft sie die ganze Welt zum Zeugen ihres Daseins. Es scheint, das stille Band zweier aufblühender Seelen solle von bescheidener Farbe sein, in-
Das iſt’s! Es ſoll etwas, das meiſt gar nicht da iſt, vorgeſtellt, irgend eine Rol- le, die Jntereſſe erwecken koͤnnte, geſpielt werden. Das bloße einfache fuͤr ſich Da- ſein, Reden und Handeln reicht nicht aus den Effect hervorzubringen, welchem man beabſichtigte. Deshalb muͤſſen ſich Verhaͤlt- niſſe ſchaffen und Beziehungen berbeifuͤhren laſſen, die verſchiedenartig auf die Wahr- nehmung wirken.
Empfindungen will man grade nicht heucheln, aber die Faͤhigkeit ſie hegen zu koͤnnen, ohngefaͤhr andeuten. — Und will man auch uͤberhaupt nichts Bewußtes, ſo muͤſſen doch Gefuͤhl und Gemuͤth, durch den Wunſch, bemerkt zu werden, aͤußerlich agiren, ohne daß ſie etwas Wirkliches im Jnnern bewegte.
Deshalb hat die Freundſchaft junger Maͤdchen zu einander ſo viel in die Au- genfallendes. Gewoͤhnlich ruft ſie die ganze Welt zum Zeugen ihres Daſeins. Es ſcheint, das ſtille Band zweier aufbluͤhender Seelen ſolle von beſcheidener Farbe ſein, in-
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Das iſt’s! Es ſoll etwas, das meiſt
gar nicht da iſt, vorgeſtellt, irgend eine Rol-
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werden. Das bloße einfache fuͤr ſich Da-
ſein, Reden und Handeln reicht nicht aus
den Effect hervorzubringen, welchem man
beabſichtigte. Deshalb muͤſſen ſich Verhaͤlt-
niſſe ſchaffen und Beziehungen berbeifuͤhren
laſſen, die verſchiedenartig auf die Wahr-
nehmung wirken.
Empfindungen will man grade nicht
heucheln, aber die Faͤhigkeit ſie hegen zu
koͤnnen, ohngefaͤhr andeuten. — Und will
man auch uͤberhaupt nichts Bewußtes, ſo
muͤſſen doch Gefuͤhl und Gemuͤth, durch
den Wunſch, bemerkt zu werden, aͤußerlich
agiren, ohne daß ſie etwas Wirkliches im
Jnnern bewegte.
Deshalb hat die Freundſchaft junger
Maͤdchen zu einander ſo viel in die Au-
genfallendes. Gewoͤhnlich ruft ſie die
ganze Welt zum Zeugen ihres Daſeins. Es
ſcheint, das ſtille Band zweier aufbluͤhender
Seelen ſolle von beſcheidener Farbe ſein, in-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/140>, abgerufen am 16.02.2025.
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