deß hat dieser, wie jeder andre Putz heutiger Mode, etwas Frappantes. Je bemerkbarer, je übereinstimmender mit dem herrschenden Geschmack.
Solche zusammengetragene Herzchen kön- nen, wie für einander, auch nur neben einander schlagen. Verläßt die Jnnhaberin des einen ihren Platz, so droht die Nachba- rin zu verschmachten. Jm selben Augenblick springen beide von den Stühlen auf, und die Arme eng ineinander verschlungen, sieht man die Unzertrennlichen durch Säle und Gemächer fest zusammenhalten, nur Eines denken, Eines belachen, meistentheils sich Eins und dasselbe vertrauen, und mit rüh- render Unschuld, Monotonie für Harmonie in Cours bringen. Wagt irgend ein Ver- messener den heiligen Bund zu trennen, darf er sich unterfangen, die irdische Hülle einer dieser Zwillingsseelen in einem profanen Walzer zu entführen, so fliegen doch ihre vielsagende Blicke suchend durch die Räume hin, und kaum verhallt der letzte Ton der Musik, so haben und halten sich die
deß hat dieſer, wie jeder andre Putz heutiger Mode, etwas Frappantes. Je bemerkbarer, je uͤbereinſtimmender mit dem herrſchenden Geſchmack.
Solche zuſammengetragene Herzchen koͤn- nen, wie fuͤr einander, auch nur neben einander ſchlagen. Verlaͤßt die Jnnhaberin des einen ihren Platz, ſo droht die Nachba- rin zu verſchmachten. Jm ſelben Augenblick ſpringen beide von den Stuͤhlen auf, und die Arme eng ineinander verſchlungen, ſieht man die Unzertrennlichen durch Saͤle und Gemaͤcher feſt zuſammenhalten, nur Eines denken, Eines belachen, meiſtentheils ſich Eins und daſſelbe vertrauen, und mit ruͤh- render Unſchuld, Monotonie fuͤr Harmonie in Cours bringen. Wagt irgend ein Ver- meſſener den heiligen Bund zu trennen, darf er ſich unterfangen, die irdiſche Huͤlle einer dieſer Zwillingsſeelen in einem profanen Walzer zu entfuͤhren, ſo fliegen doch ihre vielſagende Blicke ſuchend durch die Raͤume hin, und kaum verhallt der letzte Ton der Muſik, ſo haben und halten ſich die
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deß hat dieſer, wie jeder andre Putz heutiger
Mode, etwas Frappantes. Je bemerkbarer,
je uͤbereinſtimmender mit dem herrſchenden
Geſchmack.
Solche zuſammengetragene Herzchen koͤn-
nen, wie fuͤr einander, auch nur neben
einander ſchlagen. Verlaͤßt die Jnnhaberin
des einen ihren Platz, ſo droht die Nachba-
rin zu verſchmachten. Jm ſelben Augenblick
ſpringen beide von den Stuͤhlen auf, und
die Arme eng ineinander verſchlungen, ſieht
man die Unzertrennlichen durch Saͤle und
Gemaͤcher feſt zuſammenhalten, nur Eines
denken, Eines belachen, meiſtentheils ſich
Eins und daſſelbe vertrauen, und mit ruͤh-
render Unſchuld, Monotonie fuͤr Harmonie
in Cours bringen. Wagt irgend ein Ver-
meſſener den heiligen Bund zu trennen, darf
er ſich unterfangen, die irdiſche Huͤlle einer
dieſer Zwillingsſeelen in einem profanen
Walzer zu entfuͤhren, ſo fliegen doch ihre
vielſagende Blicke ſuchend durch die Raͤume
hin, und kaum verhallt der letzte Ton der
Muſik, ſo haben und halten ſich die
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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