Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Treuen, und die nächste Fenstervertiefung
nimmt das erste Entzücken der Wiederverei-
nigten in stummer Dunkelheit auf. Wäre
aber gar Einer so unbarmherzig, den Ein-
klang der süßern Gefühle bei Tafel unter-
brechen und sich zwischen die Freundinnen
eindrängen zu wollen, so würde solch ein
Barbar mit lautem, vereintem Geschrei zu-
rückgeschreckt, die heldenmüthigen Amazonen
ihr heiliges Recht aneinander, vertheidigen
sehen.

Dahin kommt es denn auch nur selten.
Aller Scharfsinn, der sich bei dergleichen
Fällen nur aufbieten läßt, wird schon lange
ehe die verhängnißvolle Stunde schlägt, in
Thätigkeit gesetzt, um zwei oder viere, je
nachdem die Paare sich zusammenfinden, ge-
sicherte Plätze auszumitteln, wo gegen jeden
Angriff verwahrt, die Langeweile des gegen-
seitigen Besitzes, sich recht breit machen könne.

Da sitzen sie nun Gottlob ganz, ganz
allein! Sie lachen noch ein Weilchen über
die gelungene List. Dann wird es immer
stiller und stiller unter ihnen. Es ist wahr,

Treuen, und die naͤchſte Fenſtervertiefung
nimmt das erſte Entzuͤcken der Wiederverei-
nigten in ſtummer Dunkelheit auf. Waͤre
aber gar Einer ſo unbarmherzig, den Ein-
klang der ſuͤßern Gefuͤhle bei Tafel unter-
brechen und ſich zwiſchen die Freundinnen
eindraͤngen zu wollen, ſo wuͤrde ſolch ein
Barbar mit lautem, vereintem Geſchrei zu-
ruͤckgeſchreckt, die heldenmuͤthigen Amazonen
ihr heiliges Recht aneinander, vertheidigen
ſehen.

Dahin kommt es denn auch nur ſelten.
Aller Scharfſinn, der ſich bei dergleichen
Faͤllen nur aufbieten laͤßt, wird ſchon lange
ehe die verhaͤngnißvolle Stunde ſchlaͤgt, in
Thaͤtigkeit geſetzt, um zwei oder viere, je
nachdem die Paare ſich zuſammenfinden, ge-
ſicherte Plaͤtze auszumitteln, wo gegen jeden
Angriff verwahrt, die Langeweile des gegen-
ſeitigen Beſitzes, ſich recht breit machen koͤnne.

Da ſitzen ſie nun Gottlob ganz, ganz
allein! Sie lachen noch ein Weilchen uͤber
die gelungene Liſt. Dann wird es immer
ſtiller und ſtiller unter ihnen. Es iſt wahr,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="138"/>
Treuen, und die na&#x0364;ch&#x017F;te Fen&#x017F;tervertiefung<lb/>
nimmt das er&#x017F;te Entzu&#x0364;cken der Wiederverei-<lb/>
nigten in &#x017F;tummer Dunkelheit auf. Wa&#x0364;re<lb/>
aber gar Einer &#x017F;o unbarmherzig, den Ein-<lb/>
klang der &#x017F;u&#x0364;ßern Gefu&#x0364;hle bei Tafel unter-<lb/>
brechen und &#x017F;ich zwi&#x017F;chen die Freundinnen<lb/>
eindra&#x0364;ngen zu wollen, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;olch ein<lb/>
Barbar mit lautem, vereintem Ge&#x017F;chrei zu-<lb/>
ru&#x0364;ckge&#x017F;chreckt, die heldenmu&#x0364;thigen Amazonen<lb/>
ihr heiliges Recht aneinander, vertheidigen<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Dahin kommt es denn auch nur &#x017F;elten.<lb/>
Aller Scharf&#x017F;inn, der &#x017F;ich bei dergleichen<lb/>
Fa&#x0364;llen nur aufbieten la&#x0364;ßt, wird &#x017F;chon lange<lb/>
ehe die verha&#x0364;ngnißvolle Stunde &#x017F;chla&#x0364;gt, in<lb/>
Tha&#x0364;tigkeit ge&#x017F;etzt, um zwei oder viere, je<lb/>
nachdem die Paare &#x017F;ich zu&#x017F;ammenfinden, ge-<lb/>
&#x017F;icherte Pla&#x0364;tze auszumitteln, wo gegen jeden<lb/>
Angriff verwahrt, die Langeweile des gegen-<lb/>
&#x017F;eitigen Be&#x017F;itzes, &#x017F;ich recht breit machen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Da &#x017F;itzen &#x017F;ie nun Gottlob ganz, ganz<lb/>
allein! Sie lachen noch ein Weilchen u&#x0364;ber<lb/>
die gelungene Li&#x017F;t. Dann wird es immer<lb/>
&#x017F;tiller und &#x017F;tiller unter ihnen. Es i&#x017F;t wahr,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0142] Treuen, und die naͤchſte Fenſtervertiefung nimmt das erſte Entzuͤcken der Wiederverei- nigten in ſtummer Dunkelheit auf. Waͤre aber gar Einer ſo unbarmherzig, den Ein- klang der ſuͤßern Gefuͤhle bei Tafel unter- brechen und ſich zwiſchen die Freundinnen eindraͤngen zu wollen, ſo wuͤrde ſolch ein Barbar mit lautem, vereintem Geſchrei zu- ruͤckgeſchreckt, die heldenmuͤthigen Amazonen ihr heiliges Recht aneinander, vertheidigen ſehen. Dahin kommt es denn auch nur ſelten. Aller Scharfſinn, der ſich bei dergleichen Faͤllen nur aufbieten laͤßt, wird ſchon lange ehe die verhaͤngnißvolle Stunde ſchlaͤgt, in Thaͤtigkeit geſetzt, um zwei oder viere, je nachdem die Paare ſich zuſammenfinden, ge- ſicherte Plaͤtze auszumitteln, wo gegen jeden Angriff verwahrt, die Langeweile des gegen- ſeitigen Beſitzes, ſich recht breit machen koͤnne. Da ſitzen ſie nun Gottlob ganz, ganz allein! Sie lachen noch ein Weilchen uͤber die gelungene Liſt. Dann wird es immer ſtiller und ſtiller unter ihnen. Es iſt wahr,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/142
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/142>, abgerufen am 24.11.2024.