eines herrschenden Beschützers, dessen Nähe jedem wünschenswerth, dessen Obhut allen unentbehrlich ist.
Hauptstadt und Hof sind daher eben so unzertrennlich von den Begriffen geordne- ter Volksthätigkeit, als sie übereinstimmend mit göttlichem Willen und sittlicher Fortbil- dung gedacht werden müssen.
Jst Gott nun selbst mit Königen und Fürsten, giebt er ihnen Mittel und Werk- zeuge, seine Welt zu veredeln, gehet die Ruhe der Gesellschaft von ihnen aus, ge- deihet Kunst und Wissenschaft, Gedanke und That, Freundschaft und Liebe, jede heilige und tiefe Verbindung der Geschlechter unter- einander, nur im Schutze der Gesetze und deren natürlichen Schirmherren, weshalb sol- len nun gerade diejenigen Kreise, welche sich unmittelbar eines höhern Einflusses rühmen dürfen, die verderblicheren sein?
Man hat es sich so oft wiederholt, daß eine Art Glaubensartikel daraus geworden ist, hier allein laure der Feind aller Sitte und Tugend, thörigt sei die Mutter, welche
eines herrſchenden Beſchuͤtzers, deſſen Naͤhe jedem wuͤnſchenswerth, deſſen Obhut allen unentbehrlich iſt.
Hauptſtadt und Hof ſind daher eben ſo unzertrennlich von den Begriffen geordne- ter Volksthaͤtigkeit, als ſie uͤbereinſtimmend mit goͤttlichem Willen und ſittlicher Fortbil- dung gedacht werden muͤſſen.
Jſt Gott nun ſelbſt mit Koͤnigen und Fuͤrſten, giebt er ihnen Mittel und Werk- zeuge, ſeine Welt zu veredeln, gehet die Ruhe der Geſellſchaft von ihnen aus, ge- deihet Kunſt und Wiſſenſchaft, Gedanke und That, Freundſchaft und Liebe, jede heilige und tiefe Verbindung der Geſchlechter unter- einander, nur im Schutze der Geſetze und deren natuͤrlichen Schirmherren, weshalb ſol- len nun gerade diejenigen Kreiſe, welche ſich unmittelbar eines hoͤhern Einfluſſes ruͤhmen duͤrfen, die verderblicheren ſein?
Man hat es ſich ſo oft wiederholt, daß eine Art Glaubensartikel daraus geworden iſt, hier allein laure der Feind aller Sitte und Tugend, thoͤrigt ſei die Mutter, welche
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[11/0015]
eines herrſchenden Beſchuͤtzers, deſſen Naͤhe
jedem wuͤnſchenswerth, deſſen Obhut allen
unentbehrlich iſt.
Hauptſtadt und Hof ſind daher eben
ſo unzertrennlich von den Begriffen geordne-
ter Volksthaͤtigkeit, als ſie uͤbereinſtimmend
mit goͤttlichem Willen und ſittlicher Fortbil-
dung gedacht werden muͤſſen.
Jſt Gott nun ſelbſt mit Koͤnigen und
Fuͤrſten, giebt er ihnen Mittel und Werk-
zeuge, ſeine Welt zu veredeln, gehet die
Ruhe der Geſellſchaft von ihnen aus, ge-
deihet Kunſt und Wiſſenſchaft, Gedanke und
That, Freundſchaft und Liebe, jede heilige
und tiefe Verbindung der Geſchlechter unter-
einander, nur im Schutze der Geſetze und
deren natuͤrlichen Schirmherren, weshalb ſol-
len nun gerade diejenigen Kreiſe, welche ſich
unmittelbar eines hoͤhern Einfluſſes ruͤhmen
duͤrfen, die verderblicheren ſein?
Man hat es ſich ſo oft wiederholt, daß
eine Art Glaubensartikel daraus geworden
iſt, hier allein laure der Feind aller Sitte
und Tugend, thoͤrigt ſei die Mutter, welche
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/15>, abgerufen am 16.07.2024.
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