derlich sein könnte. Man soll, kein Andrer, das bessere, das beste Selbst, soll man werden. Jn dem Sinne muß wohlgezogene Natur, Natur bleiben, und durch sich allein die Manier, als eine Treulosigkeit, gegen ihr tiefstes Wesen ausschließen.
Wenn Frauen daher die Aufforderung haben, natürlich und frei in dem Umgange mit Männern zu sein, so ist nur von der höhern Freiheit, die stets kunstlos ist, die Rede. Die Sitte bleibt sich ihrer jeden Au- genblick bewußt, und innerhalb ihrer Herr- schaft bewegen sich Geist und Gefühl in warmer, lebendiger Strömung. --
Solch ein natürlicher Umgang weiß nichts von Nebenbeziehungen. Er ist gleich entfernt von Absicht, wie von jener studirten Unbefangenheit, der man öfters den Charakter der Naivetät beilegt, gewöhnlich die gezierteste von allen Zierereien, -- denn hier ist nichts ächt, -- nichts was selbst die unerzogene Natur nicht wiederriefe.
Da man keine Gesellschaft ohne glück- liche Mischung, keine ohne Frauen und
derlich ſein koͤnnte. Man ſoll, kein Andrer, das beſſere, das beſte Selbſt, ſoll man werden. Jn dem Sinne muß wohlgezogene Natur, Natur bleiben, und durch ſich allein die Manier, als eine Treuloſigkeit, gegen ihr tiefſtes Weſen ausſchließen.
Wenn Frauen daher die Aufforderung haben, natuͤrlich und frei in dem Umgange mit Maͤnnern zu ſein, ſo iſt nur von der hoͤhern Freiheit, die ſtets kunſtlos iſt, die Rede. Die Sitte bleibt ſich ihrer jeden Au- genblick bewußt, und innerhalb ihrer Herr- ſchaft bewegen ſich Geiſt und Gefuͤhl in warmer, lebendiger Stroͤmung. —
Solch ein natuͤrlicher Umgang weiß nichts von Nebenbeziehungen. Er iſt gleich entfernt von Abſicht, wie von jener ſtudirten Unbefangenheit, der man oͤfters den Charakter der Naivetaͤt beilegt, gewoͤhnlich die gezierteſte von allen Zierereien, — denn hier iſt nichts aͤcht, — nichts was ſelbſt die unerzogene Natur nicht wiederriefe.
Da man keine Geſellſchaft ohne gluͤck- liche Miſchung, keine ohne Frauen und
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derlich ſein koͤnnte. Man ſoll, kein Andrer,
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werden. Jn dem Sinne muß wohlgezogene
Natur, Natur bleiben, und durch ſich allein
die Manier, als eine Treuloſigkeit, gegen ihr
tiefſtes Weſen ausſchließen.
Wenn Frauen daher die Aufforderung
haben, natuͤrlich und frei in dem Umgange
mit Maͤnnern zu ſein, ſo iſt nur von der
hoͤhern Freiheit, die ſtets kunſtlos iſt, die
Rede. Die Sitte bleibt ſich ihrer jeden Au-
genblick bewußt, und innerhalb ihrer Herr-
ſchaft bewegen ſich Geiſt und Gefuͤhl in
warmer, lebendiger Stroͤmung. —
Solch ein natuͤrlicher Umgang weiß
nichts von Nebenbeziehungen. Er iſt
gleich entfernt von Abſicht, wie von jener
ſtudirten Unbefangenheit, der man oͤfters den
Charakter der Naivetaͤt beilegt, gewoͤhnlich
die gezierteſte von allen Zierereien, — denn
hier iſt nichts aͤcht, — nichts was ſelbſt die
unerzogene Natur nicht wiederriefe.
Da man keine Geſellſchaft ohne gluͤck-
liche Miſchung, keine ohne Frauen und
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/166>, abgerufen am 16.02.2025.
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