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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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der Mensch zu einer so ungewöhnlich be-
wegten Welt. Man möchte denken, die vie-
len und großen Anstalten, zu schnellerm
Wechselverkehr seien nur getroffen, um stets
etwas Neues, etwas Andres zu erfahren.
Hat sich denn das Wissen hiervon zu einem
bedeutenden Vorrath angesammelt, so trägt
man diesen nach Hause, unbekümmert, was
daraus wird? Besitzt man doch, was man
wollte. Es verhält sich ungefähr damit,
wie mit der Schnellpost. Die größte Eil
trägt den Reisenden nach seinem Ziele. Jst
er da, was ist es denn weiter? Er ißt,
trinkt, schläft und kehrt um, mit dem Aus-
ruf: "zu Hause ist es doch am besten!"

Daß es das wirklich sei, daß hier Ein-
heit in die zersplitternde Vielseitigkeit kom-
me, das ist Sache der Frauen. Sie nur
können über das Gefühl temporärer Bequem-
lichkeit hinaus, das häusliche Leben zu der
wahren Heimath des Geistes und des Her-
zens machen. Jn ihrer Rähe, in ihrem Um-
gange, durch sie müssen die vielfachen Zeit-
richtungen erst eine höhere, eine ewige Rich-

der Menſch zu einer ſo ungewoͤhnlich be-
wegten Welt. Man moͤchte denken, die vie-
len und großen Anſtalten, zu ſchnellerm
Wechſelverkehr ſeien nur getroffen, um ſtets
etwas Neues, etwas Andres zu erfahren.
Hat ſich denn das Wiſſen hiervon zu einem
bedeutenden Vorrath angeſammelt, ſo traͤgt
man dieſen nach Hauſe, unbekuͤmmert, was
daraus wird? Beſitzt man doch, was man
wollte. Es verhaͤlt ſich ungefaͤhr damit,
wie mit der Schnellpoſt. Die groͤßte Eil
traͤgt den Reiſenden nach ſeinem Ziele. Jſt
er da, was iſt es denn weiter? Er ißt,
trinkt, ſchlaͤft und kehrt um, mit dem Aus-
ruf: „zu Hauſe iſt es doch am beſten!‟

Daß es das wirklich ſei, daß hier Ein-
heit in die zerſplitternde Vielſeitigkeit kom-
me, das iſt Sache der Frauen. Sie nur
koͤnnen uͤber das Gefuͤhl temporaͤrer Bequem-
lichkeit hinaus, das haͤusliche Leben zu der
wahren Heimath des Geiſtes und des Her-
zens machen. Jn ihrer Raͤhe, in ihrem Um-
gange, durch ſie muͤſſen die vielfachen Zeit-
richtungen erſt eine hoͤhere, eine ewige Rich-

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[174/0178] der Menſch zu einer ſo ungewoͤhnlich be- wegten Welt. Man moͤchte denken, die vie- len und großen Anſtalten, zu ſchnellerm Wechſelverkehr ſeien nur getroffen, um ſtets etwas Neues, etwas Andres zu erfahren. Hat ſich denn das Wiſſen hiervon zu einem bedeutenden Vorrath angeſammelt, ſo traͤgt man dieſen nach Hauſe, unbekuͤmmert, was daraus wird? Beſitzt man doch, was man wollte. Es verhaͤlt ſich ungefaͤhr damit, wie mit der Schnellpoſt. Die groͤßte Eil traͤgt den Reiſenden nach ſeinem Ziele. Jſt er da, was iſt es denn weiter? Er ißt, trinkt, ſchlaͤft und kehrt um, mit dem Aus- ruf: „zu Hauſe iſt es doch am beſten!‟ Daß es das wirklich ſei, daß hier Ein- heit in die zerſplitternde Vielſeitigkeit kom- me, das iſt Sache der Frauen. Sie nur koͤnnen uͤber das Gefuͤhl temporaͤrer Bequem- lichkeit hinaus, das haͤusliche Leben zu der wahren Heimath des Geiſtes und des Her- zens machen. Jn ihrer Raͤhe, in ihrem Um- gange, durch ſie muͤſſen die vielfachen Zeit- richtungen erſt eine hoͤhere, eine ewige Rich-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/178>, abgerufen am 24.11.2024.