Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

borgen, da Sympathie entstehen läßt, wo
man auf ganz entgegengesetzten Eindruck
schließen mußte.

Wenn auf solche Weise ein magisches
Band höherere Kraft beurkundet, so darf
die Ehe an und für sich einer geheimnißvol-
len Weihe gewiß sein, die es unergründet
und unbegriffen läßt, welche Anforderungen
vorausgehen müssen?

Es liegt die dunkle, tief verhüllte Jdee
von etwas so Großem, unaussprechlich Er-
habenen einer alles umfassenden Liebe in je-
der Brust. Das Unermeßliche der Ahndung
allein ist so fortreißend, läßt die Erde, mit
ihrer kleinen Gegenwart so tief unter sich,
daß der Maasstab von einem Zustande der
Seele, der so an das Ueberschwengliche streift
niemals an Empfindungen anzulegen ist,
die sich in die Realität hin einbilden, und
durch sie bestimmt werden müssen. Man
soll ihn auch nicht anlegen. Die Erde
verliert nichts dabei, wenn man den Him-
mel sein Recht läßt. Dieser spiegelt sich
freundlich in ihr zurück, wird er nicht Ge-

borgen, da Sympathie entſtehen laͤßt, wo
man auf ganz entgegengeſetzten Eindruck
ſchließen mußte.

Wenn auf ſolche Weiſe ein magiſches
Band hoͤherere Kraft beurkundet, ſo darf
die Ehe an und fuͤr ſich einer geheimnißvol-
len Weihe gewiß ſein, die es unergruͤndet
und unbegriffen laͤßt, welche Anforderungen
vorausgehen muͤſſen?

Es liegt die dunkle, tief verhuͤllte Jdee
von etwas ſo Großem, unausſprechlich Er-
habenen einer alles umfaſſenden Liebe in je-
der Bruſt. Das Unermeßliche der Ahndung
allein iſt ſo fortreißend, laͤßt die Erde, mit
ihrer kleinen Gegenwart ſo tief unter ſich,
daß der Maasſtab von einem Zuſtande der
Seele, der ſo an das Ueberſchwengliche ſtreift
niemals an Empfindungen anzulegen iſt,
die ſich in die Realitaͤt hin einbilden, und
durch ſie beſtimmt werden muͤſſen. Man
ſoll ihn auch nicht anlegen. Die Erde
verliert nichts dabei, wenn man den Him-
mel ſein Recht laͤßt. Dieſer ſpiegelt ſich
freundlich in ihr zuruͤck, wird er nicht Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0228" n="224"/>
borgen, da Sympathie ent&#x017F;tehen la&#x0364;ßt, wo<lb/>
man auf ganz entgegenge&#x017F;etzten Eindruck<lb/>
&#x017F;chließen mußte.</p><lb/>
          <p>Wenn auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e ein magi&#x017F;ches<lb/>
Band ho&#x0364;herere Kraft beurkundet, &#x017F;o darf<lb/>
die Ehe an und fu&#x0364;r &#x017F;ich einer geheimnißvol-<lb/>
len Weihe gewiß &#x017F;ein, die es unergru&#x0364;ndet<lb/>
und unbegriffen la&#x0364;ßt, welche Anforderungen<lb/><hi rendition="#g">vorausgehen</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Es liegt die dunkle, tief verhu&#x0364;llte Jdee<lb/>
von etwas &#x017F;o Großem, unaus&#x017F;prechlich Er-<lb/>
habenen einer alles umfa&#x017F;&#x017F;enden Liebe in je-<lb/>
der Bru&#x017F;t. Das Unermeßliche der Ahndung<lb/>
allein i&#x017F;t &#x017F;o fortreißend, la&#x0364;ßt die Erde, mit<lb/>
ihrer kleinen Gegenwart &#x017F;o tief unter &#x017F;ich,<lb/>
daß der Maas&#x017F;tab von einem Zu&#x017F;tande der<lb/>
Seele, der &#x017F;o an das Ueber&#x017F;chwengliche &#x017F;treift<lb/>
niemals an Empfindungen anzulegen i&#x017F;t,<lb/>
die &#x017F;ich in die Realita&#x0364;t hin einbilden, und<lb/>
durch &#x017F;ie be&#x017F;timmt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Man<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;oll</hi> ihn auch nicht anlegen. Die Erde<lb/>
verliert nichts dabei, wenn man den Him-<lb/>
mel &#x017F;ein Recht la&#x0364;ßt. Die&#x017F;er &#x017F;piegelt &#x017F;ich<lb/>
freundlich in ihr zuru&#x0364;ck, wird er nicht Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0228] borgen, da Sympathie entſtehen laͤßt, wo man auf ganz entgegengeſetzten Eindruck ſchließen mußte. Wenn auf ſolche Weiſe ein magiſches Band hoͤherere Kraft beurkundet, ſo darf die Ehe an und fuͤr ſich einer geheimnißvol- len Weihe gewiß ſein, die es unergruͤndet und unbegriffen laͤßt, welche Anforderungen vorausgehen muͤſſen? Es liegt die dunkle, tief verhuͤllte Jdee von etwas ſo Großem, unausſprechlich Er- habenen einer alles umfaſſenden Liebe in je- der Bruſt. Das Unermeßliche der Ahndung allein iſt ſo fortreißend, laͤßt die Erde, mit ihrer kleinen Gegenwart ſo tief unter ſich, daß der Maasſtab von einem Zuſtande der Seele, der ſo an das Ueberſchwengliche ſtreift niemals an Empfindungen anzulegen iſt, die ſich in die Realitaͤt hin einbilden, und durch ſie beſtimmt werden muͤſſen. Man ſoll ihn auch nicht anlegen. Die Erde verliert nichts dabei, wenn man den Him- mel ſein Recht laͤßt. Dieſer ſpiegelt ſich freundlich in ihr zuruͤck, wird er nicht Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/228
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/228>, abgerufen am 28.11.2024.