fast mit dem Erwachen der Seele, auf sie zu. Der Ernst um sie her macht ein unfreund- liches Gesicht. Sie flüchten in ein unge- messenes Reich der Gefühle. Hier schwär- men sie von Sympathie und Jdealen, und wenden den Blick nur mit Wehmuth auf das Nächste zurück. Der Kirchhof ist in solcher Periode ihre Heimath. Späterhin rücken sie dann weiter vor, bis in die Kirche hinein, dicht vor den Altar. Stehen sie erst hier, dann bedingt vielleicht eben so die vorhergehende Stimmung, die nächstfolgende. Alle Süßigkeit seeliger Begeisterung ist aus- gekostet. Was sie dachten und empfanden, das Leben hat es nicht. Hier an dem Ab- schnitt einer neuen Zeitperiode werfen sie die losen Träume hinter sich, geben allen Wonnen der Ahndung den Abschied, und verschreiben Herz und Phantasie der gebie- terischen Wirklichkeit.
Ueber die kleine Anstrengung hinaus, die noch ein Paar Thränchen, ein Paar Briefe und einige schwermüthige Abendstun- den, im Angesicht des gestirnten Himmels,
faſt mit dem Erwachen der Seele, auf ſie zu. Der Ernſt um ſie her macht ein unfreund- liches Geſicht. Sie fluͤchten in ein unge- meſſenes Reich der Gefuͤhle. Hier ſchwaͤr- men ſie von Sympathie und Jdealen, und wenden den Blick nur mit Wehmuth auf das Naͤchſte zuruͤck. Der Kirchhof iſt in ſolcher Periode ihre Heimath. Spaͤterhin ruͤcken ſie dann weiter vor, bis in die Kirche hinein, dicht vor den Altar. Stehen ſie erſt hier, dann bedingt vielleicht eben ſo die vorhergehende Stimmung, die naͤchſtfolgende. Alle Suͤßigkeit ſeeliger Begeiſterung iſt aus- gekoſtet. Was ſie dachten und empfanden, das Leben hat es nicht. Hier an dem Ab- ſchnitt einer neuen Zeitperiode werfen ſie die loſen Traͤume hinter ſich, geben allen Wonnen der Ahndung den Abſchied, und verſchreiben Herz und Phantaſie der gebie- teriſchen Wirklichkeit.
Ueber die kleine Anſtrengung hinaus, die noch ein Paar Thraͤnchen, ein Paar Briefe und einige ſchwermuͤthige Abendſtun- den, im Angeſicht des geſtirnten Himmels,
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faſt mit dem Erwachen der Seele, auf ſie zu.
Der Ernſt um ſie her macht ein unfreund-
liches Geſicht. Sie fluͤchten in ein unge-
meſſenes Reich der Gefuͤhle. Hier ſchwaͤr-
men ſie von Sympathie und Jdealen, und
wenden den Blick nur mit Wehmuth auf
das Naͤchſte zuruͤck. Der Kirchhof iſt in
ſolcher Periode ihre Heimath. Spaͤterhin
ruͤcken ſie dann weiter vor, bis in die Kirche
hinein, dicht vor den Altar. Stehen ſie
erſt hier, dann bedingt vielleicht eben ſo die
vorhergehende Stimmung, die naͤchſtfolgende.
Alle Suͤßigkeit ſeeliger Begeiſterung iſt aus-
gekoſtet. Was ſie dachten und empfanden,
das Leben hat es nicht. Hier an dem Ab-
ſchnitt einer neuen Zeitperiode werfen ſie
die loſen Traͤume hinter ſich, geben allen
Wonnen der Ahndung den Abſchied, und
verſchreiben Herz und Phantaſie der gebie-
teriſchen Wirklichkeit.
Ueber die kleine Anſtrengung hinaus,
die noch ein Paar Thraͤnchen, ein Paar
Briefe und einige ſchwermuͤthige Abendſtun-
den, im Angeſicht des geſtirnten Himmels,
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/230>, abgerufen am 29.11.2024.
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