Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Gleichartigkeit des Berufes erzeugt
zwischen Vätern und Söhnen, von selbst eine
genaue Verwandtschaft der Jdeeen. Sie
rücken einander in dem Maaße näher, als
die Gattin und Hausfrau unfähig wird,
ihnen zu folgen. Es scheiden sich also, trotz
aller frühern Unzertrennlichkeit, die Lebens-
wege, öfter noch das schönere Leben der eng
verbundenen Familie. Die häusliche Glück-
seeligkeit, in dem besondern Sinne betrach-
tet, findet hier ihr Ende.

Durch eine sonderbare Jsolation der
Vorstellungen glauben sehr viel Frauen ihre
Pflichterfüllung, gegen den Mann, durch
einsames Leben, gegen Kinder, durch die
physische Erziehung erschöpft zu haben. Jch
rechne zu der letztern nicht allein das diä-
tätische Verhalten, sondern auch die Ausbil-
dung zu Talenten, den Tanz, den Gesang,
die Sprachen, welches alles für den Putz
und die Verschönerung der Person getrieben
wird. Je mehr Ordnung, Ausdauer und
System in der Regulierung dieser äußern
Geschäfts-Verwaltung statt findet, je mehr

Die Gleichartigkeit des Berufes erzeugt
zwiſchen Vaͤtern und Soͤhnen, von ſelbſt eine
genaue Verwandtſchaft der Jdeeen. Sie
ruͤcken einander in dem Maaße naͤher, als
die Gattin und Hausfrau unfaͤhig wird,
ihnen zu folgen. Es ſcheiden ſich alſo, trotz
aller fruͤhern Unzertrennlichkeit, die Lebens-
wege, oͤfter noch das ſchoͤnere Leben der eng
verbundenen Familie. Die haͤusliche Gluͤck-
ſeeligkeit, in dem beſondern Sinne betrach-
tet, findet hier ihr Ende.

Durch eine ſonderbare Jſolation der
Vorſtellungen glauben ſehr viel Frauen ihre
Pflichterfuͤllung, gegen den Mann, durch
einſames Leben, gegen Kinder, durch die
phyſiſche Erziehung erſchoͤpft zu haben. Jch
rechne zu der letztern nicht allein das diaͤ-
taͤtiſche Verhalten, ſondern auch die Ausbil-
dung zu Talenten, den Tanz, den Geſang,
die Sprachen, welches alles fuͤr den Putz
und die Verſchoͤnerung der Perſon getrieben
wird. Je mehr Ordnung, Ausdauer und
Syſtem in der Regulierung dieſer aͤußern
Geſchaͤfts-Verwaltung ſtatt findet, je mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0239" n="235"/>
          <p>Die Gleichartigkeit des Berufes erzeugt<lb/>
zwi&#x017F;chen Va&#x0364;tern und So&#x0364;hnen, von &#x017F;elb&#x017F;t eine<lb/>
genaue Verwandt&#x017F;chaft der Jdeeen. Sie<lb/>
ru&#x0364;cken einander in dem Maaße na&#x0364;her, als<lb/>
die Gattin und Hausfrau unfa&#x0364;hig wird,<lb/>
ihnen zu folgen. Es &#x017F;cheiden &#x017F;ich al&#x017F;o, trotz<lb/>
aller fru&#x0364;hern Unzertrennlichkeit, die Lebens-<lb/>
wege, o&#x0364;fter noch das &#x017F;cho&#x0364;nere Leben der eng<lb/>
verbundenen Familie. Die ha&#x0364;usliche Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eeligkeit, in dem be&#x017F;ondern Sinne betrach-<lb/>
tet, findet hier ihr Ende.</p><lb/>
          <p>Durch eine &#x017F;onderbare J&#x017F;olation der<lb/>
Vor&#x017F;tellungen glauben &#x017F;ehr viel Frauen ihre<lb/>
Pflichterfu&#x0364;llung, gegen den Mann, durch<lb/>
ein&#x017F;ames Leben, gegen Kinder, durch die<lb/>
phy&#x017F;i&#x017F;che Erziehung er&#x017F;cho&#x0364;pft zu haben. Jch<lb/>
rechne zu der letztern nicht allein das dia&#x0364;-<lb/>
ta&#x0364;ti&#x017F;che Verhalten, &#x017F;ondern auch die Ausbil-<lb/>
dung zu Talenten, den Tanz, den Ge&#x017F;ang,<lb/>
die Sprachen, welches alles fu&#x0364;r den Putz<lb/>
und die Ver&#x017F;cho&#x0364;nerung der Per&#x017F;on getrieben<lb/>
wird. Je mehr Ordnung, Ausdauer und<lb/>
Sy&#x017F;tem in der Regulierung die&#x017F;er a&#x0364;ußern<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;fts-Verwaltung &#x017F;tatt findet, je mehr<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0239] Die Gleichartigkeit des Berufes erzeugt zwiſchen Vaͤtern und Soͤhnen, von ſelbſt eine genaue Verwandtſchaft der Jdeeen. Sie ruͤcken einander in dem Maaße naͤher, als die Gattin und Hausfrau unfaͤhig wird, ihnen zu folgen. Es ſcheiden ſich alſo, trotz aller fruͤhern Unzertrennlichkeit, die Lebens- wege, oͤfter noch das ſchoͤnere Leben der eng verbundenen Familie. Die haͤusliche Gluͤck- ſeeligkeit, in dem beſondern Sinne betrach- tet, findet hier ihr Ende. Durch eine ſonderbare Jſolation der Vorſtellungen glauben ſehr viel Frauen ihre Pflichterfuͤllung, gegen den Mann, durch einſames Leben, gegen Kinder, durch die phyſiſche Erziehung erſchoͤpft zu haben. Jch rechne zu der letztern nicht allein das diaͤ- taͤtiſche Verhalten, ſondern auch die Ausbil- dung zu Talenten, den Tanz, den Geſang, die Sprachen, welches alles fuͤr den Putz und die Verſchoͤnerung der Perſon getrieben wird. Je mehr Ordnung, Ausdauer und Syſtem in der Regulierung dieſer aͤußern Geſchaͤfts-Verwaltung ſtatt findet, je mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/239
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/239>, abgerufen am 29.11.2024.