selbe, aber die Modulationen des Tones werden durch die Fähigkeit der Werkzeuge und den Sinn für Harmonie bestimmt; Je nachdem dieser Letztere das Leben begleitet, Anforderungen macht und allmählige Herr- schaft gewinnt, je weniger kann das Unpas- sende genügen. So betteln wir bei Frem- den, weil uns das Beschlossene, das Ueber- einstimmende ihrer Dramatischen Komik be- sticht. Wir haben unrecht. Es liegt nur daran, daß wir bis jetzt den umgekehrten Weg einschlugen. Unsere Gesellschaftssprache oder Conversation bildeten wir aus Büchern. Es fehlt ihr der Hauch des Unmittelbaren. Absicht, Pretention, Unsicherheit, Ueber- schwenglichkeit und plattes lassen sich nach dem Maaße herausfühlen als Lectüre, Un- terricht, wissenschaftliches Studium, poeti- sche Versuche, trivialer oder frivoler Lebens- verkehr, die Sprache zusammenwürfelten. Ziehen wir nun solch Gemengsel in das Gebiet der Kunst, um in diesem Spiegel die Bilder des Lebens zurückzuwerfen, so stört uns das Mangelhafte darin. Wir ver-
ſelbe, aber die Modulationen des Tones werden durch die Faͤhigkeit der Werkzeuge und den Sinn fuͤr Harmonie beſtimmt; Je nachdem dieſer Letztere das Leben begleitet, Anforderungen macht und allmaͤhlige Herr- ſchaft gewinnt, je weniger kann das Unpaſ- ſende genuͤgen. So betteln wir bei Frem- den, weil uns das Beſchloſſene, das Ueber- einſtimmende ihrer Dramatiſchen Komik be- ſticht. Wir haben unrecht. Es liegt nur daran, daß wir bis jetzt den umgekehrten Weg einſchlugen. Unſere Geſellſchaftsſprache oder Converſation bildeten wir aus Buͤchern. Es fehlt ihr der Hauch des Unmittelbaren. Abſicht, Pretention, Unſicherheit, Ueber- ſchwenglichkeit und plattes laſſen ſich nach dem Maaße herausfuͤhlen als Lectuͤre, Un- terricht, wiſſenſchaftliches Studium, poeti- ſche Verſuche, trivialer oder frivoler Lebens- verkehr, die Sprache zuſammenwuͤrfelten. Ziehen wir nun ſolch Gemengſel in das Gebiet der Kunſt, um in dieſem Spiegel die Bilder des Lebens zuruͤckzuwerfen, ſo ſtoͤrt uns das Mangelhafte darin. Wir ver-
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ſelbe, aber die Modulationen des Tones
werden durch die Faͤhigkeit der Werkzeuge
und den Sinn fuͤr Harmonie beſtimmt; Je
nachdem dieſer Letztere das Leben begleitet,
Anforderungen macht und allmaͤhlige Herr-
ſchaft gewinnt, je weniger kann das Unpaſ-
ſende genuͤgen. So betteln wir bei Frem-
den, weil uns das Beſchloſſene, das Ueber-
einſtimmende ihrer Dramatiſchen Komik be-
ſticht. Wir haben unrecht. Es liegt nur
daran, daß wir bis jetzt den umgekehrten
Weg einſchlugen. Unſere Geſellſchaftsſprache
oder Converſation bildeten wir aus Buͤchern.
Es fehlt ihr der Hauch des Unmittelbaren.
Abſicht, Pretention, Unſicherheit, Ueber-
ſchwenglichkeit und plattes laſſen ſich nach
dem Maaße herausfuͤhlen als Lectuͤre, Un-
terricht, wiſſenſchaftliches Studium, poeti-
ſche Verſuche, trivialer oder frivoler Lebens-
verkehr, die Sprache zuſammenwuͤrfelten.
Ziehen wir nun ſolch Gemengſel in das
Gebiet der Kunſt, um in dieſem Spiegel
die Bilder des Lebens zuruͤckzuwerfen, ſo
ſtoͤrt uns das Mangelhafte darin. Wir ver-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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