Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

missen jene behende, vermittelnde Elemente
feiner Lustigkeit, die Jronie ist so schwer,
Die Blitze der Laune so scharf, das Hin
und Wieder witziger Neckerei so abgesetzt
und schleppend, der Gedanke hat schon er-
gänzt, ehe die Antwort da war, der Pfeil
sinkt stumpf zurück, der Effect ist verfehlt.
Warum das anders, als weil es eingelernt
und nicht gefunden ward. Jn den meisten
Fällen werden Bücher aus Büchern geschrie-
ben. Das Leben ist aber bei dem Lebendi-
gen, und so lange wir die Gegenwart nicht
höher anschlagen, den Verhältnissen in ihr
nicht mehr frische und natürliche Aufmerk-
samkeit schenken, unsern Beruf nicht besser
erkennen, die Nothwendigkeit sehen und hö-
ren zu lernen, nicht wahrhaft fühlen --
so lange werden wir auch nicht zu sprechen
verstehn, mit einem Worte, wir werden das
Dramatische des geselligen Umganges nicht
begreifen. --

Jst aber die schöne harmonische Spra-
che eine der ersten Bedingungen zu vielsei-
tiger Mittheilung, so wird mit der Aufgabe

miſſen jene behende, vermittelnde Elemente
feiner Luſtigkeit, die Jronie iſt ſo ſchwer,
Die Blitze der Laune ſo ſcharf, das Hin
und Wieder witziger Neckerei ſo abgeſetzt
und ſchleppend, der Gedanke hat ſchon er-
gaͤnzt, ehe die Antwort da war, der Pfeil
ſinkt ſtumpf zuruͤck, der Effect iſt verfehlt.
Warum das anders, als weil es eingelernt
und nicht gefunden ward. Jn den meiſten
Faͤllen werden Buͤcher aus Buͤchern geſchrie-
ben. Das Leben iſt aber bei dem Lebendi-
gen, und ſo lange wir die Gegenwart nicht
hoͤher anſchlagen, den Verhaͤltniſſen in ihr
nicht mehr friſche und natuͤrliche Aufmerk-
ſamkeit ſchenken, unſern Beruf nicht beſſer
erkennen, die Nothwendigkeit ſehen und hoͤ-
ren zu lernen, nicht wahrhaft fuͤhlen —
ſo lange werden wir auch nicht zu ſprechen
verſtehn, mit einem Worte, wir werden das
Dramatiſche des geſelligen Umganges nicht
begreifen. —

Jſt aber die ſchoͤne harmoniſche Spra-
che eine der erſten Bedingungen zu vielſei-
tiger Mittheilung, ſo wird mit der Aufgabe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="38"/>
mi&#x017F;&#x017F;en jene behende, vermittelnde Elemente<lb/>
feiner Lu&#x017F;tigkeit, die Jronie i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chwer,<lb/>
Die Blitze der Laune &#x017F;o &#x017F;charf, das Hin<lb/>
und Wieder witziger Neckerei &#x017F;o abge&#x017F;etzt<lb/>
und &#x017F;chleppend, der Gedanke hat &#x017F;chon er-<lb/>
ga&#x0364;nzt, ehe die Antwort da war, der Pfeil<lb/>
&#x017F;inkt &#x017F;tumpf zuru&#x0364;ck, der Effect i&#x017F;t verfehlt.<lb/>
Warum das anders, als weil es eingelernt<lb/>
und nicht gefunden ward. Jn den mei&#x017F;ten<lb/>
Fa&#x0364;llen werden Bu&#x0364;cher aus Bu&#x0364;chern ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben. Das Leben i&#x017F;t aber bei dem Lebendi-<lb/>
gen, und &#x017F;o lange wir die Gegenwart nicht<lb/>
ho&#x0364;her an&#x017F;chlagen, den Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en in ihr<lb/>
nicht mehr fri&#x017F;che und natu&#x0364;rliche Aufmerk-<lb/>
&#x017F;amkeit &#x017F;chenken, un&#x017F;ern Beruf nicht be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
erkennen, die Nothwendigkeit &#x017F;ehen und ho&#x0364;-<lb/>
ren zu lernen, nicht wahrhaft fu&#x0364;hlen &#x2014;<lb/>
&#x017F;o lange werden wir auch nicht zu &#x017F;prechen<lb/>
ver&#x017F;tehn, mit einem Worte, wir werden das<lb/>
Dramati&#x017F;che des ge&#x017F;elligen Umganges nicht<lb/>
begreifen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>J&#x017F;t aber die &#x017F;cho&#x0364;ne harmoni&#x017F;che Spra-<lb/>
che eine der er&#x017F;ten Bedingungen zu viel&#x017F;ei-<lb/>
tiger Mittheilung, &#x017F;o wird mit der Aufgabe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0042] miſſen jene behende, vermittelnde Elemente feiner Luſtigkeit, die Jronie iſt ſo ſchwer, Die Blitze der Laune ſo ſcharf, das Hin und Wieder witziger Neckerei ſo abgeſetzt und ſchleppend, der Gedanke hat ſchon er- gaͤnzt, ehe die Antwort da war, der Pfeil ſinkt ſtumpf zuruͤck, der Effect iſt verfehlt. Warum das anders, als weil es eingelernt und nicht gefunden ward. Jn den meiſten Faͤllen werden Buͤcher aus Buͤchern geſchrie- ben. Das Leben iſt aber bei dem Lebendi- gen, und ſo lange wir die Gegenwart nicht hoͤher anſchlagen, den Verhaͤltniſſen in ihr nicht mehr friſche und natuͤrliche Aufmerk- ſamkeit ſchenken, unſern Beruf nicht beſſer erkennen, die Nothwendigkeit ſehen und hoͤ- ren zu lernen, nicht wahrhaft fuͤhlen — ſo lange werden wir auch nicht zu ſprechen verſtehn, mit einem Worte, wir werden das Dramatiſche des geſelligen Umganges nicht begreifen. — Jſt aber die ſchoͤne harmoniſche Spra- che eine der erſten Bedingungen zu vielſei- tiger Mittheilung, ſo wird mit der Aufgabe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/42
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/42>, abgerufen am 21.11.2024.