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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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eine solche sein zu nennen, zugleich die Frage
entstehn; wie erwirbt man sie? Man lernt
die Grammatik, unsre Jugend liest Unsäg-
liches, schreibt Briefe und briefliche Abhand-
lungen, weiß recht zierliche Phrasen zu ma-
chen und hat eine kritische Stimme über
Schauspiele und Lieblingsschriftsteller. Aus
diesem allen erwächst gleichwohl entweder
ein scientivisch absprechender Ton, vorneh-
mes Ueberhinfahren, kurzes Abfertigen, oder
ein gewisses sentimentales Verschwimmen,
was immer nur ahnden, nichts verstehen
läßt. Eine ordentliche Folge der Rede und
Gegenrede, das Eingreifen der Gedanken,
der Wechseltausch derselben, ihr jähes Aus-
strömen und behendes Erfassen, kurz die elec-
trische Kette geistiger Berührungen, bildet
sich nicht ohne gemeinsame Vermittelung.

Das Bedürfniß, sich zu ergänzen,
erfrischend zu beleben,
muß die Jndi-
viduen zueinander gesellen. Man will hören
und gehört werden. Dies allein setzt be-
rücksichtigende Achtung voraus. Es genügt
nicht, auf's Gerathewohl Worte auszuwer-

eine ſolche ſein zu nennen, zugleich die Frage
entſtehn; wie erwirbt man ſie? Man lernt
die Grammatik, unſre Jugend lieſt Unſaͤg-
liches, ſchreibt Briefe und briefliche Abhand-
lungen, weiß recht zierliche Phraſen zu ma-
chen und hat eine kritiſche Stimme uͤber
Schauſpiele und Lieblingsſchriftſteller. Aus
dieſem allen erwaͤchſt gleichwohl entweder
ein ſcientiviſch abſprechender Ton, vorneh-
mes Ueberhinfahren, kurzes Abfertigen, oder
ein gewiſſes ſentimentales Verſchwimmen,
was immer nur ahnden, nichts verſtehen
laͤßt. Eine ordentliche Folge der Rede und
Gegenrede, das Eingreifen der Gedanken,
der Wechſeltauſch derſelben, ihr jaͤhes Aus-
ſtroͤmen und behendes Erfaſſen, kurz die elec-
triſche Kette geiſtiger Beruͤhrungen, bildet
ſich nicht ohne gemeinſame Vermittelung.

Das Beduͤrfniß, ſich zu ergaͤnzen,
erfriſchend zu beleben,
muß die Jndi-
viduen zueinander geſellen. Man will hoͤren
und gehoͤrt werden. Dies allein ſetzt be-
ruͤckſichtigende Achtung voraus. Es genuͤgt
nicht, auf’s Gerathewohl Worte auszuwer-

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[39/0043] eine ſolche ſein zu nennen, zugleich die Frage entſtehn; wie erwirbt man ſie? Man lernt die Grammatik, unſre Jugend lieſt Unſaͤg- liches, ſchreibt Briefe und briefliche Abhand- lungen, weiß recht zierliche Phraſen zu ma- chen und hat eine kritiſche Stimme uͤber Schauſpiele und Lieblingsſchriftſteller. Aus dieſem allen erwaͤchſt gleichwohl entweder ein ſcientiviſch abſprechender Ton, vorneh- mes Ueberhinfahren, kurzes Abfertigen, oder ein gewiſſes ſentimentales Verſchwimmen, was immer nur ahnden, nichts verſtehen laͤßt. Eine ordentliche Folge der Rede und Gegenrede, das Eingreifen der Gedanken, der Wechſeltauſch derſelben, ihr jaͤhes Aus- ſtroͤmen und behendes Erfaſſen, kurz die elec- triſche Kette geiſtiger Beruͤhrungen, bildet ſich nicht ohne gemeinſame Vermittelung. Das Beduͤrfniß, ſich zu ergaͤnzen, erfriſchend zu beleben, muß die Jndi- viduen zueinander geſellen. Man will hoͤren und gehoͤrt werden. Dies allein ſetzt be- ruͤckſichtigende Achtung voraus. Es genuͤgt nicht, auf’s Gerathewohl Worte auszuwer-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/43>, abgerufen am 21.11.2024.