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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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Harmonie des Tones und stimmt die Seele
harmonisch; denn Gedanken wie Gefühle
haben Flügel, die über die Unterbrechungen
und Mißklänge des Daseyns hinweghelfen;
wenn im Gegentheil eine einengende Grü-
belei und mattherzige Empfindsamkeit gewis-
ser sentimental verschwimmender Dichtungen
das Gemüth in ganz kleine Kreise bannen,
und dürftige Begriffe, wie Jnsecten, drein
umherkriechen lassen. Solche unfruchtbare
Lectüre ist es, die nächst der ganz frivolen,
wechselsweise Jndifferentismus, peinigend
ängstigende Despotie heller Grundsätze in
unserer Lesewelt verbreitet.

Auf der andern Seite möchte man ein-
wenden, daß, wenn nur das wahrhaft Be-
lebende der Poesie, der Gehalt und die
Schönheit ihres Wesens allein über den Werth
oder Unwerth eines Gedichts bestimmen soll,
so könnte der Leselustige nur auf eine sehr
geringe Anzahl von Büchern beschränkt sein,
was besonders für den Roman, der das ge-
sellige Leben so unmittelbar berührt, der seine
Gebilde daraus schöpft, und durch sie Ein-

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Harmonie des Tones und ſtimmt die Seele
harmoniſch; denn Gedanken wie Gefuͤhle
haben Fluͤgel, die uͤber die Unterbrechungen
und Mißklaͤnge des Daſeyns hinweghelfen;
wenn im Gegentheil eine einengende Gruͤ-
belei und mattherzige Empfindſamkeit gewiſ-
ſer ſentimental verſchwimmender Dichtungen
das Gemuͤth in ganz kleine Kreiſe bannen,
und duͤrftige Begriffe, wie Jnſecten, drein
umherkriechen laſſen. Solche unfruchtbare
Lectuͤre iſt es, die naͤchſt der ganz frivolen,
wechſelsweiſe Jndifferentismus, peinigend
aͤngſtigende Despotie heller Grundſaͤtze in
unſerer Leſewelt verbreitet.

Auf der andern Seite moͤchte man ein-
wenden, daß, wenn nur das wahrhaft Be-
lebende der Poeſie, der Gehalt und die
Schoͤnheit ihres Weſens allein uͤber den Werth
oder Unwerth eines Gedichts beſtimmen ſoll,
ſo koͤnnte der Leſeluſtige nur auf eine ſehr
geringe Anzahl von Buͤchern beſchraͤnkt ſein,
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ſellige Leben ſo unmittelbar beruͤhrt, der ſeine
Gebilde daraus ſchoͤpft, und durch ſie Ein-

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[67/0071] Harmonie des Tones und ſtimmt die Seele harmoniſch; denn Gedanken wie Gefuͤhle haben Fluͤgel, die uͤber die Unterbrechungen und Mißklaͤnge des Daſeyns hinweghelfen; wenn im Gegentheil eine einengende Gruͤ- belei und mattherzige Empfindſamkeit gewiſ- ſer ſentimental verſchwimmender Dichtungen das Gemuͤth in ganz kleine Kreiſe bannen, und duͤrftige Begriffe, wie Jnſecten, drein umherkriechen laſſen. Solche unfruchtbare Lectuͤre iſt es, die naͤchſt der ganz frivolen, wechſelsweiſe Jndifferentismus, peinigend aͤngſtigende Despotie heller Grundſaͤtze in unſerer Leſewelt verbreitet. Auf der andern Seite moͤchte man ein- wenden, daß, wenn nur das wahrhaft Be- lebende der Poeſie, der Gehalt und die Schoͤnheit ihres Weſens allein uͤber den Werth oder Unwerth eines Gedichts beſtimmen ſoll, ſo koͤnnte der Leſeluſtige nur auf eine ſehr geringe Anzahl von Buͤchern beſchraͤnkt ſein, was beſonders fuͤr den Roman, der das ge- ſellige Leben ſo unmittelbar beruͤhrt, der ſeine Gebilde daraus ſchoͤpft, und durch ſie Ein- *

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/71>, abgerufen am 25.11.2024.