Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.dem Schutze ihres Bruders zurück, was er wohl thun durfte, da sie als Italienerin nichts von den feindlichen Franzosen zu fürchten hatte. Nur von Alexis wußte er sich auf keine Weise zu trennen, und da der Knabe so leidenschaftlich an Giannina gebannt war, und diese ihre besten Neckereien mit ihm trieb, so fügten sich alle, und das Kind fand sein Plätzchen. Der Herzog hatte seinen Aerger über das viele Hin und her Reden, die kleinen Berücksichtigungen, das Abschiednehmen und seltsame Erweichen bei der Trennung von einem Ort, den man von Anfang her nur als einen Durchgangspunkt angesehen, ja ihn niemals anders betrachtet wissen wollte. Welche Umstände, sagte er, um von Abend bis Morgen zu leben! wie schwerfällig macht so unzeitiges Erweichen, und wie träge zu jeder tüchtigen Betriebsamkeit! Du könntest, unterbrach ihn die Baronin, eben so gut sagen, welche Umstände überall, zu leben, da jeder des Todes gewiß ist! Ein jeder weiß, daß er hier auf Erden keine bleibende Stätte aufschlägt, und gleichwohl! wer vergäße es nicht gern? wer möchte noch etwas anfassen, erinnerte er sich jeden Augenblick, daß er den Tod in Händen halte? Treibt man im Allgemeinen schon so tolles Narrenspiel, sich selbst zu äffen, sagte der Herzog, so sollte man es doch nicht dem Schutze ihres Bruders zurück, was er wohl thun durfte, da sie als Italienerin nichts von den feindlichen Franzosen zu fürchten hatte. Nur von Alexis wußte er sich auf keine Weise zu trennen, und da der Knabe so leidenschaftlich an Giannina gebannt war, und diese ihre besten Neckereien mit ihm trieb, so fügten sich alle, und das Kind fand sein Plätzchen. Der Herzog hatte seinen Aerger über das viele Hin und her Reden, die kleinen Berücksichtigungen, das Abschiednehmen und seltsame Erweichen bei der Trennung von einem Ort, den man von Anfang her nur als einen Durchgangspunkt angesehen, ja ihn niemals anders betrachtet wissen wollte. Welche Umstände, sagte er, um von Abend bis Morgen zu leben! wie schwerfällig macht so unzeitiges Erweichen, und wie träge zu jeder tüchtigen Betriebsamkeit! Du könntest, unterbrach ihn die Baronin, eben so gut sagen, welche Umstände überall, zu leben, da jeder des Todes gewiß ist! Ein jeder weiß, daß er hier auf Erden keine bleibende Stätte aufschlägt, und gleichwohl! wer vergäße es nicht gern? wer möchte noch etwas anfassen, erinnerte er sich jeden Augenblick, daß er den Tod in Händen halte? Treibt man im Allgemeinen schon so tolles Narrenspiel, sich selbst zu äffen, sagte der Herzog, so sollte man es doch nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="118"/> dem Schutze ihres Bruders zurück, was er wohl thun durfte, da sie als Italienerin nichts von den feindlichen Franzosen zu fürchten hatte. Nur von Alexis wußte er sich auf keine Weise zu trennen, und da der Knabe so leidenschaftlich an Giannina gebannt war, und diese ihre besten Neckereien mit ihm trieb, so fügten sich alle, und das Kind fand sein Plätzchen.</p> <p>Der Herzog hatte seinen Aerger über das viele Hin und her Reden, die kleinen Berücksichtigungen, das Abschiednehmen und seltsame Erweichen bei der Trennung von einem Ort, den man von Anfang her nur als einen Durchgangspunkt angesehen, ja ihn niemals anders betrachtet wissen wollte. Welche Umstände, sagte er, um von Abend bis Morgen zu leben! wie schwerfällig macht so unzeitiges Erweichen, und wie träge zu jeder tüchtigen Betriebsamkeit! Du könntest, unterbrach ihn die Baronin, eben so gut sagen, welche Umstände überall, zu leben, da jeder des Todes gewiß ist! Ein jeder weiß, daß er hier auf Erden keine bleibende Stätte aufschlägt, und gleichwohl! wer vergäße es nicht gern? wer möchte noch etwas anfassen, erinnerte er sich jeden Augenblick, daß er den Tod in Händen halte? Treibt man im Allgemeinen schon so tolles Narrenspiel, sich selbst zu äffen, sagte der Herzog, so sollte man es doch nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0125]
dem Schutze ihres Bruders zurück, was er wohl thun durfte, da sie als Italienerin nichts von den feindlichen Franzosen zu fürchten hatte. Nur von Alexis wußte er sich auf keine Weise zu trennen, und da der Knabe so leidenschaftlich an Giannina gebannt war, und diese ihre besten Neckereien mit ihm trieb, so fügten sich alle, und das Kind fand sein Plätzchen.
Der Herzog hatte seinen Aerger über das viele Hin und her Reden, die kleinen Berücksichtigungen, das Abschiednehmen und seltsame Erweichen bei der Trennung von einem Ort, den man von Anfang her nur als einen Durchgangspunkt angesehen, ja ihn niemals anders betrachtet wissen wollte. Welche Umstände, sagte er, um von Abend bis Morgen zu leben! wie schwerfällig macht so unzeitiges Erweichen, und wie träge zu jeder tüchtigen Betriebsamkeit! Du könntest, unterbrach ihn die Baronin, eben so gut sagen, welche Umstände überall, zu leben, da jeder des Todes gewiß ist! Ein jeder weiß, daß er hier auf Erden keine bleibende Stätte aufschlägt, und gleichwohl! wer vergäße es nicht gern? wer möchte noch etwas anfassen, erinnerte er sich jeden Augenblick, daß er den Tod in Händen halte? Treibt man im Allgemeinen schon so tolles Narrenspiel, sich selbst zu äffen, sagte der Herzog, so sollte man es doch nicht
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