Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.stetem Sprechen und Singen. Mienen und Geberden waren unendlich beredet. Er schien Antonien etwas sagen zu müssen, sagen zu wollen, er machte oft eine Bewegung zu ihr hin, doch der Herzog, ebenfalls vom Weine angeregt, verließ fast Antoniens Sessel nicht. Endlich hoben sie die Tafel auf. Adalbert nahete sich Antonien, er zog sie leise in ein Fenster, und, die glühenden Finger auf ihre Hand gelegt, sagte er heimlich flüsternd, meine Freundin, meine Königin, ein Wort von Ihren Lippen kann zwei Menschen beglücken, wollen Sie es sprechen? Antonie, unfähig zu reden, die Gluth seiner Finger wie heiße Zangen an ihrem Herzen fühlend, athmete kaum. Adalbert riß unruhig ihre Hand an seine Brust, und sagte nun heftig und schnell: Antonie, Sie haben Gewalt über meinen Vater, ich liebe Marien mehr wie mein Leben, sagen Sie ihm, daß er mir sie gebe, ich kann sonst nicht in Europa bleiben, sie allein kann mich mit dem Schicksale versöhnen, ich fliehe sonst in einen andern Welttheil, der Sohn geht ihm für immer, sagen Sie ihm das Antonie, für immer verloren! O! meine schöne Schwester, reden Sie, reden Sie für mich! Wollen Sie? Antonie hatte längst nichts mehr gehört, sie sah nur die Bewegung seiner Lippen, sein Athem berührte sie, sie war wie eine Träumende stetem Sprechen und Singen. Mienen und Geberden waren unendlich beredet. Er schien Antonien etwas sagen zu müssen, sagen zu wollen, er machte oft eine Bewegung zu ihr hin, doch der Herzog, ebenfalls vom Weine angeregt, verließ fast Antoniens Sessel nicht. Endlich hoben sie die Tafel auf. Adalbert nahete sich Antonien, er zog sie leise in ein Fenster, und, die glühenden Finger auf ihre Hand gelegt, sagte er heimlich flüsternd, meine Freundin, meine Königin, ein Wort von Ihren Lippen kann zwei Menschen beglücken, wollen Sie es sprechen? Antonie, unfähig zu reden, die Gluth seiner Finger wie heiße Zangen an ihrem Herzen fühlend, athmete kaum. Adalbert riß unruhig ihre Hand an seine Brust, und sagte nun heftig und schnell: Antonie, Sie haben Gewalt über meinen Vater, ich liebe Marien mehr wie mein Leben, sagen Sie ihm, daß er mir sie gebe, ich kann sonst nicht in Europa bleiben, sie allein kann mich mit dem Schicksale versöhnen, ich fliehe sonst in einen andern Welttheil, der Sohn geht ihm für immer, sagen Sie ihm das Antonie, für immer verloren! O! meine schöne Schwester, reden Sie, reden Sie für mich! Wollen Sie? Antonie hatte längst nichts mehr gehört, sie sah nur die Bewegung seiner Lippen, sein Athem berührte sie, sie war wie eine Träumende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="152"/> stetem Sprechen und Singen. Mienen und Geberden waren unendlich beredet. Er schien Antonien etwas sagen zu müssen, sagen zu wollen, er machte oft eine Bewegung zu ihr hin, doch der Herzog, ebenfalls vom Weine angeregt, verließ fast Antoniens Sessel nicht. Endlich hoben sie die Tafel auf. Adalbert nahete sich Antonien, er zog sie leise in ein Fenster, und, die glühenden Finger auf ihre Hand gelegt, sagte er heimlich flüsternd, meine Freundin, meine Königin, ein Wort von Ihren Lippen kann zwei Menschen beglücken, wollen Sie es sprechen? Antonie, unfähig zu reden, die Gluth seiner Finger wie heiße Zangen an ihrem Herzen fühlend, athmete kaum. Adalbert riß unruhig ihre Hand an seine Brust, und sagte nun heftig und schnell: Antonie, Sie haben Gewalt über meinen Vater, ich liebe Marien mehr wie mein Leben, sagen Sie ihm, daß er mir sie gebe, ich kann sonst nicht in Europa bleiben, sie allein kann mich mit dem Schicksale versöhnen, ich fliehe sonst in einen andern Welttheil, der Sohn geht ihm für immer, sagen Sie ihm das Antonie, für immer verloren! O! meine schöne Schwester, reden Sie, reden Sie für mich! Wollen Sie? Antonie hatte längst nichts mehr gehört, sie sah nur die Bewegung seiner Lippen, sein Athem berührte sie, sie war wie eine Träumende </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0159]
stetem Sprechen und Singen. Mienen und Geberden waren unendlich beredet. Er schien Antonien etwas sagen zu müssen, sagen zu wollen, er machte oft eine Bewegung zu ihr hin, doch der Herzog, ebenfalls vom Weine angeregt, verließ fast Antoniens Sessel nicht. Endlich hoben sie die Tafel auf. Adalbert nahete sich Antonien, er zog sie leise in ein Fenster, und, die glühenden Finger auf ihre Hand gelegt, sagte er heimlich flüsternd, meine Freundin, meine Königin, ein Wort von Ihren Lippen kann zwei Menschen beglücken, wollen Sie es sprechen? Antonie, unfähig zu reden, die Gluth seiner Finger wie heiße Zangen an ihrem Herzen fühlend, athmete kaum. Adalbert riß unruhig ihre Hand an seine Brust, und sagte nun heftig und schnell: Antonie, Sie haben Gewalt über meinen Vater, ich liebe Marien mehr wie mein Leben, sagen Sie ihm, daß er mir sie gebe, ich kann sonst nicht in Europa bleiben, sie allein kann mich mit dem Schicksale versöhnen, ich fliehe sonst in einen andern Welttheil, der Sohn geht ihm für immer, sagen Sie ihm das Antonie, für immer verloren! O! meine schöne Schwester, reden Sie, reden Sie für mich! Wollen Sie? Antonie hatte längst nichts mehr gehört, sie sah nur die Bewegung seiner Lippen, sein Athem berührte sie, sie war wie eine Träumende
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