Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Luftzüge, die immer gewichtiger darüher hinfuhren, die Bäume in ihren Gipfeln fassend, wie ein ungestümer, trotziger Gast an Gemäuer und Fenster mit gewaltigen Stößen anschlagend. Der Marquis gerieth gemeinhin durch die gebrochenen Töne, das plötzliche Abprallen, und fernhin rollende Gewimmer des Sturmes, in den quälendsten Zustand. Sein ganzes Wesen schwankte wie auf Windeswogen. Schon als Knabe fand er in solchen Augenblicken keine Ruhe, und auch späterhin hatte er sehr peinliche Kämpfe mit den wechselnden Naturzuständen auszuhalten. Jetzt stand er wie eingewurzelt, und starrte gedankenvoll, doch bewußtlos wie im Traume, in die aufgerührte Elementenwirbel. Plötzlich legte es sich wie ein weißer Schein über dem dunklen Wolkenberge auseinander, kleine Silberflocken kreisten anfangs am Saume umher, bis sie immer dünner und durchsichtiger ineinanderflossen, und das weiße Gewölk endlich wie ein weiter Schleier aufwallete, hinter welchem der Vollmond in seiner ganzen, wunderlichen Herrlichkeit heraufstieg, und gleichsam auf dem schwarzen Throne Platz nahm. Dem Marquis war es, als sähe die strenge Naturgöttin strafend auf ihn nieder. Er schauerte unwillkührlich zusammen, und schloß die geblendeten Augen.

Der gesellige Mensch, voll heimathlicher Bilder

Luftzüge, die immer gewichtiger darüher hinfuhren, die Bäume in ihren Gipfeln fassend, wie ein ungestümer, trotziger Gast an Gemäuer und Fenster mit gewaltigen Stößen anschlagend. Der Marquis gerieth gemeinhin durch die gebrochenen Töne, das plötzliche Abprallen, und fernhin rollende Gewimmer des Sturmes, in den quälendsten Zustand. Sein ganzes Wesen schwankte wie auf Windeswogen. Schon als Knabe fand er in solchen Augenblicken keine Ruhe, und auch späterhin hatte er sehr peinliche Kämpfe mit den wechselnden Naturzuständen auszuhalten. Jetzt stand er wie eingewurzelt, und starrte gedankenvoll, doch bewußtlos wie im Traume, in die aufgerührte Elementenwirbel. Plötzlich legte es sich wie ein weißer Schein über dem dunklen Wolkenberge auseinander, kleine Silberflocken kreisten anfangs am Saume umher, bis sie immer dünner und durchsichtiger ineinanderflossen, und das weiße Gewölk endlich wie ein weiter Schleier aufwallete, hinter welchem der Vollmond in seiner ganzen, wunderlichen Herrlichkeit heraufstieg, und gleichsam auf dem schwarzen Throne Platz nahm. Dem Marquis war es, als sähe die strenge Naturgöttin strafend auf ihn nieder. Er schauerte unwillkührlich zusammen, und schloß die geblendeten Augen.

Der gesellige Mensch, voll heimathlicher Bilder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0017" n="10"/>
Luftzüge, die immer gewichtiger darüher hinfuhren, die Bäume in ihren Gipfeln fassend, wie ein ungestümer, trotziger Gast an Gemäuer und Fenster mit gewaltigen Stößen anschlagend. Der Marquis gerieth gemeinhin durch die gebrochenen Töne, das plötzliche Abprallen, und fernhin rollende Gewimmer des Sturmes, in den quälendsten Zustand. Sein ganzes Wesen schwankte wie auf Windeswogen. Schon als Knabe fand er in solchen Augenblicken keine Ruhe, und auch späterhin hatte er sehr peinliche Kämpfe mit den wechselnden Naturzuständen auszuhalten. Jetzt stand er wie eingewurzelt, und starrte gedankenvoll, doch bewußtlos wie im Traume, in die aufgerührte Elementenwirbel. Plötzlich legte es sich wie ein weißer Schein über dem dunklen Wolkenberge auseinander, kleine Silberflocken kreisten anfangs am Saume umher, bis sie immer dünner und durchsichtiger ineinanderflossen, und das weiße Gewölk endlich wie ein weiter Schleier aufwallete, hinter welchem der Vollmond in seiner ganzen, wunderlichen Herrlichkeit heraufstieg, und gleichsam auf dem schwarzen Throne Platz nahm. Dem Marquis war es, als sähe die strenge Naturgöttin strafend auf ihn nieder. Er schauerte unwillkührlich zusammen, und schloß die geblendeten Augen.</p>
          <p>Der gesellige Mensch, voll heimathlicher Bilder
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0017] Luftzüge, die immer gewichtiger darüher hinfuhren, die Bäume in ihren Gipfeln fassend, wie ein ungestümer, trotziger Gast an Gemäuer und Fenster mit gewaltigen Stößen anschlagend. Der Marquis gerieth gemeinhin durch die gebrochenen Töne, das plötzliche Abprallen, und fernhin rollende Gewimmer des Sturmes, in den quälendsten Zustand. Sein ganzes Wesen schwankte wie auf Windeswogen. Schon als Knabe fand er in solchen Augenblicken keine Ruhe, und auch späterhin hatte er sehr peinliche Kämpfe mit den wechselnden Naturzuständen auszuhalten. Jetzt stand er wie eingewurzelt, und starrte gedankenvoll, doch bewußtlos wie im Traume, in die aufgerührte Elementenwirbel. Plötzlich legte es sich wie ein weißer Schein über dem dunklen Wolkenberge auseinander, kleine Silberflocken kreisten anfangs am Saume umher, bis sie immer dünner und durchsichtiger ineinanderflossen, und das weiße Gewölk endlich wie ein weiter Schleier aufwallete, hinter welchem der Vollmond in seiner ganzen, wunderlichen Herrlichkeit heraufstieg, und gleichsam auf dem schwarzen Throne Platz nahm. Dem Marquis war es, als sähe die strenge Naturgöttin strafend auf ihn nieder. Er schauerte unwillkührlich zusammen, und schloß die geblendeten Augen. Der gesellige Mensch, voll heimathlicher Bilder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/17
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/17>, abgerufen am 24.11.2024.