Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.sich daher nachdrücklich, doch, wie immer, ohne Wortreichthum, mit gedämpfter, etwas gedehnter, Stimme, welche den bescheidenen Rückzug anzukündigen schien, im Grunde aber den Feind zu heftigerem Angriff verlocken sollte. Den Sinn für Ehre, sagte sie sanft, werden Sie uns wenigstens lassen müssen, da sie es allein ist, um derentwillen wir die Männer lieben. Drehen Sie den Satz um, unterbrach sie der Herzog lachend, Sie lieben die Ehre, der Männer willen. Denn diese Gattung der Ehre liegt außerhalb ihrer Welt. Aber es ist Frauenart, sich in alles Fremde hineinzuwerfen und das Einzelne ins Allgemeine, Gränzenlose auszudehnen. Die Theilnahme an dem Ruf, der günstigen Stellung eines Mannes, macht ihnen glauben, ihr Wesen wie das der Männer überhaupt, glühe und flamme in Thatendurst und ritterlichem Stolz. Ihr Wesen ist Liebe, wenn sie lieben, verstehn sie alles, sind sie alles, aber sie sollen sich auch nur liebend zeigen. Bei ihrem Antheil an dem Heil und Segen eines Staates, eines Volkes, soll immer die zärtliche Sorge für befreundete Wesen und durch diese für alle Menschen hervorsehen, denn das Wort Volk an und für sich, ist ihnen nichts, so wenig wie Staat und Regierung. Sie schweigen zu dem Allem, flüsterte der sich daher nachdrücklich, doch, wie immer, ohne Wortreichthum, mit gedämpfter, etwas gedehnter, Stimme, welche den bescheidenen Rückzug anzukündigen schien, im Grunde aber den Feind zu heftigerem Angriff verlocken sollte. Den Sinn für Ehre, sagte sie sanft, werden Sie uns wenigstens lassen müssen, da sie es allein ist, um derentwillen wir die Männer lieben. Drehen Sie den Satz um, unterbrach sie der Herzog lachend, Sie lieben die Ehre, der Männer willen. Denn diese Gattung der Ehre liegt außerhalb ihrer Welt. Aber es ist Frauenart, sich in alles Fremde hineinzuwerfen und das Einzelne ins Allgemeine, Gränzenlose auszudehnen. Die Theilnahme an dem Ruf, der günstigen Stellung eines Mannes, macht ihnen glauben, ihr Wesen wie das der Männer überhaupt, glühe und flamme in Thatendurst und ritterlichem Stolz. Ihr Wesen ist Liebe, wenn sie lieben, verstehn sie alles, sind sie alles, aber sie sollen sich auch nur liebend zeigen. Bei ihrem Antheil an dem Heil und Segen eines Staates, eines Volkes, soll immer die zärtliche Sorge für befreundete Wesen und durch diese für alle Menschen hervorsehen, denn das Wort Volk an und für sich, ist ihnen nichts, so wenig wie Staat und Regierung. Sie schweigen zu dem Allem, flüsterte der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="175"/> sich daher nachdrücklich, doch, wie immer, ohne Wortreichthum, mit gedämpfter, etwas gedehnter, Stimme, welche den bescheidenen Rückzug anzukündigen schien, im Grunde aber den Feind zu heftigerem Angriff verlocken sollte. Den Sinn für Ehre, sagte sie sanft, werden Sie uns wenigstens lassen müssen, da sie es allein ist, um derentwillen wir die Männer lieben.</p> <p>Drehen Sie den Satz um, unterbrach sie der Herzog lachend, Sie lieben die Ehre, der Männer willen. Denn diese Gattung der Ehre liegt außerhalb ihrer Welt. Aber es ist Frauenart, sich in alles Fremde hineinzuwerfen und das Einzelne ins Allgemeine, Gränzenlose auszudehnen. Die Theilnahme an dem Ruf, der günstigen Stellung <hi rendition="#g">eines</hi> Mannes, macht ihnen glauben, ihr Wesen wie das der Männer überhaupt, glühe und flamme in Thatendurst und ritterlichem Stolz. Ihr Wesen ist Liebe, wenn sie lieben, verstehn sie alles, sind sie alles, aber sie sollen sich auch nur liebend zeigen. Bei ihrem Antheil an dem Heil und Segen eines Staates, eines Volkes, soll immer die zärtliche Sorge für befreundete Wesen und durch diese für alle Menschen hervorsehen, denn das Wort Volk an und für sich, ist ihnen nichts, so wenig wie Staat und Regierung.</p> <p>Sie schweigen zu dem Allem, flüsterte der </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0182]
sich daher nachdrücklich, doch, wie immer, ohne Wortreichthum, mit gedämpfter, etwas gedehnter, Stimme, welche den bescheidenen Rückzug anzukündigen schien, im Grunde aber den Feind zu heftigerem Angriff verlocken sollte. Den Sinn für Ehre, sagte sie sanft, werden Sie uns wenigstens lassen müssen, da sie es allein ist, um derentwillen wir die Männer lieben.
Drehen Sie den Satz um, unterbrach sie der Herzog lachend, Sie lieben die Ehre, der Männer willen. Denn diese Gattung der Ehre liegt außerhalb ihrer Welt. Aber es ist Frauenart, sich in alles Fremde hineinzuwerfen und das Einzelne ins Allgemeine, Gränzenlose auszudehnen. Die Theilnahme an dem Ruf, der günstigen Stellung eines Mannes, macht ihnen glauben, ihr Wesen wie das der Männer überhaupt, glühe und flamme in Thatendurst und ritterlichem Stolz. Ihr Wesen ist Liebe, wenn sie lieben, verstehn sie alles, sind sie alles, aber sie sollen sich auch nur liebend zeigen. Bei ihrem Antheil an dem Heil und Segen eines Staates, eines Volkes, soll immer die zärtliche Sorge für befreundete Wesen und durch diese für alle Menschen hervorsehen, denn das Wort Volk an und für sich, ist ihnen nichts, so wenig wie Staat und Regierung.
Sie schweigen zu dem Allem, flüsterte der
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/182>, abgerufen am 16.02.2025. |