Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Chevalier Antonien zu, haben Sie nichts zur Rechtfertigung Ihres Geschlechtes zu erwiedern? Wir sollen lieben, sagte sie zerstreuet, war es nicht so? Erschreckt Sie das Gebot, fragte er leiser, wollen Sie ihm folgen? können Sie es Antonie? Sie sah ihn befremdet an, eine wunderliche Röthe flammte über ihre Stirn, sie rückte einigemal ängstlich hin und her, dann, als könne sie seine Nähe nicht ertragen, stand sie hastig auf, und setzte sich an das andere Ende des Zimmers. Der Herzog fuhr indeß fort, seinem Unwillen Luft zu machen. Wüßten die Frauen nur, sagte er weiter, wie sehr sie sich aus dem Vortheil geben, wenn sie sich an etwas wagen, dem sie nicht gewachsen sind. Die fremden Mienen zu den fremden Gedanken und Worten, die erhöhete Stimme, die unnatürliche Gluth in ihren Augen, und all die gemachte Exaltation, lassen es die Männer vergessen, wer gegen sie streitet, Worte reihen sich an Worte, und wenn der Mann sein Leben an eine Meinung setzt, wodurch behauptet sich die Frau vor sich und der Welt, hat sie die Würde ihres Geschlechtes verletzt? Viktorine stand aufs höchste beleidigt von ihrem Sitze auf; Thränen des allerbittersten Unmuthes traten ihr in die Augen. Der Herzog faßte Chevalier Antonien zu, haben Sie nichts zur Rechtfertigung Ihres Geschlechtes zu erwiedern? Wir sollen lieben, sagte sie zerstreuet, war es nicht so? Erschreckt Sie das Gebot, fragte er leiser, wollen Sie ihm folgen? können Sie es Antonie? Sie sah ihn befremdet an, eine wunderliche Röthe flammte über ihre Stirn, sie rückte einigemal ängstlich hin und her, dann, als könne sie seine Nähe nicht ertragen, stand sie hastig auf, und setzte sich an das andere Ende des Zimmers. Der Herzog fuhr indeß fort, seinem Unwillen Luft zu machen. Wüßten die Frauen nur, sagte er weiter, wie sehr sie sich aus dem Vortheil geben, wenn sie sich an etwas wagen, dem sie nicht gewachsen sind. Die fremden Mienen zu den fremden Gedanken und Worten, die erhöhete Stimme, die unnatürliche Gluth in ihren Augen, und all die gemachte Exaltation, lassen es die Männer vergessen, wer gegen sie streitet, Worte reihen sich an Worte, und wenn der Mann sein Leben an eine Meinung setzt, wodurch behauptet sich die Frau vor sich und der Welt, hat sie die Würde ihres Geschlechtes verletzt? Viktorine stand aufs höchste beleidigt von ihrem Sitze auf; Thränen des allerbittersten Unmuthes traten ihr in die Augen. Der Herzog faßte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0183" n="176"/> Chevalier Antonien zu, haben Sie nichts zur Rechtfertigung Ihres Geschlechtes zu erwiedern?</p> <p>Wir sollen lieben, sagte sie zerstreuet, war es nicht so? Erschreckt Sie das Gebot, fragte er leiser, wollen Sie ihm folgen? können Sie es Antonie?</p> <p>Sie sah ihn befremdet an, eine wunderliche Röthe flammte über ihre Stirn, sie rückte einigemal ängstlich hin und her, dann, als könne sie seine Nähe nicht ertragen, stand sie hastig auf, und setzte sich an das andere Ende des Zimmers.</p> <p>Der Herzog fuhr indeß fort, seinem Unwillen Luft zu machen. Wüßten die Frauen nur, sagte er weiter, wie sehr sie sich aus dem Vortheil geben, wenn sie sich an etwas wagen, dem sie nicht gewachsen sind. Die fremden Mienen zu den fremden Gedanken und Worten, die erhöhete Stimme, die unnatürliche Gluth in ihren Augen, und all die gemachte Exaltation, lassen es die Männer vergessen, wer gegen sie streitet, Worte reihen sich an Worte, und wenn der Mann sein Leben an eine Meinung setzt, wodurch behauptet sich die Frau vor sich und der Welt, hat sie die Würde ihres Geschlechtes verletzt?</p> <p>Viktorine stand aufs höchste beleidigt von ihrem Sitze auf; Thränen des allerbittersten Unmuthes traten ihr in die Augen. Der Herzog faßte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0183]
Chevalier Antonien zu, haben Sie nichts zur Rechtfertigung Ihres Geschlechtes zu erwiedern?
Wir sollen lieben, sagte sie zerstreuet, war es nicht so? Erschreckt Sie das Gebot, fragte er leiser, wollen Sie ihm folgen? können Sie es Antonie?
Sie sah ihn befremdet an, eine wunderliche Röthe flammte über ihre Stirn, sie rückte einigemal ängstlich hin und her, dann, als könne sie seine Nähe nicht ertragen, stand sie hastig auf, und setzte sich an das andere Ende des Zimmers.
Der Herzog fuhr indeß fort, seinem Unwillen Luft zu machen. Wüßten die Frauen nur, sagte er weiter, wie sehr sie sich aus dem Vortheil geben, wenn sie sich an etwas wagen, dem sie nicht gewachsen sind. Die fremden Mienen zu den fremden Gedanken und Worten, die erhöhete Stimme, die unnatürliche Gluth in ihren Augen, und all die gemachte Exaltation, lassen es die Männer vergessen, wer gegen sie streitet, Worte reihen sich an Worte, und wenn der Mann sein Leben an eine Meinung setzt, wodurch behauptet sich die Frau vor sich und der Welt, hat sie die Würde ihres Geschlechtes verletzt?
Viktorine stand aufs höchste beleidigt von ihrem Sitze auf; Thränen des allerbittersten Unmuthes traten ihr in die Augen. Der Herzog faßte
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