Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.ihr ruhiges Erkennen, geschicktes Sondern, und schnelles Durchdringen, Gatten und Söhne zum Vortrefflichen geführt, wie viele waren selbst vom Throne aus das Heil ihrer Völker. Es ist wohl unleugbar, hub hierauf der Doktor an, daß den Frauen ein Organ für jedes Verständniß inwohnt; und sie augenblicklich in verwandtliche Berührung mit allem setzt, was ihnen nahe tritt. Sie erlangen dadurch eine geheimnißvolle Gewalt über Dinge und Menschen, welche selbst der gesellschaftliche Sprachgebrauch zauberisch nennt. Solch ein Zauber war von jeher anerkannt, die königlichen Frauen der Vorzeit übten ihn, mittelbar in das äußere Leben und dessen Gestaltung einwirkend; aber es gehört dazu das treueste Verharren in der eigenen Natur, denn, wie es Ihre Worte erschöpfend sagten, in der Liebe, welche der Frauen Wesen ist, verstehn und sind diese allein jedes und alles. Als nun hierauf Viktorine unversöhnt und die Präsidentin unbefriedigt die Gesellschaft verließen und der kleine Kreis sich immer enger zusammenzog, fragte der Chevalier die Baronin, wie ihr die Vorlesung behagt habe? Ich kann das noch nicht wissen, erwiederte sie. Noch nicht! wiederholte er, mein Gott, wann wollen Sie es denn erfahren? Ich weiß nicht, war ihre Antwort, vielleicht ihr ruhiges Erkennen, geschicktes Sondern, und schnelles Durchdringen, Gatten und Söhne zum Vortrefflichen geführt, wie viele waren selbst vom Throne aus das Heil ihrer Völker. Es ist wohl unleugbar, hub hierauf der Doktor an, daß den Frauen ein Organ für jedes Verständniß inwohnt; und sie augenblicklich in verwandtliche Berührung mit allem setzt, was ihnen nahe tritt. Sie erlangen dadurch eine geheimnißvolle Gewalt über Dinge und Menschen, welche selbst der gesellschaftliche Sprachgebrauch zauberisch nennt. Solch ein Zauber war von jeher anerkannt, die königlichen Frauen der Vorzeit übten ihn, mittelbar in das äußere Leben und dessen Gestaltung einwirkend; aber es gehört dazu das treueste Verharren in der eigenen Natur, denn, wie es Ihre Worte erschöpfend sagten, in der Liebe, welche der Frauen Wesen ist, verstehn und sind diese allein jedes und alles. Als nun hierauf Viktorine unversöhnt und die Präsidentin unbefriedigt die Gesellschaft verließen und der kleine Kreis sich immer enger zusammenzog, fragte der Chevalier die Baronin, wie ihr die Vorlesung behagt habe? Ich kann das noch nicht wissen, erwiederte sie. Noch nicht! wiederholte er, mein Gott, wann wollen Sie es denn erfahren? Ich weiß nicht, war ihre Antwort, vielleicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0185" n="178"/> ihr ruhiges Erkennen, geschicktes Sondern, und schnelles Durchdringen, Gatten und Söhne zum Vortrefflichen geführt, wie viele waren selbst vom Throne aus das Heil ihrer Völker.</p> <p>Es ist wohl unleugbar, hub hierauf der Doktor an, daß den Frauen ein Organ für jedes Verständniß inwohnt; und sie augenblicklich in verwandtliche Berührung mit allem setzt, was ihnen nahe tritt. Sie erlangen dadurch eine geheimnißvolle Gewalt über Dinge und Menschen, welche selbst der gesellschaftliche Sprachgebrauch zauberisch nennt. Solch ein Zauber war von jeher anerkannt, die königlichen Frauen der Vorzeit übten ihn, mittelbar in das äußere Leben und dessen Gestaltung einwirkend; aber es gehört dazu das treueste Verharren in der eigenen Natur, denn, wie es Ihre Worte erschöpfend sagten, in der Liebe, welche der Frauen Wesen ist, verstehn und sind diese allein jedes und alles.</p> <p>Als nun hierauf Viktorine unversöhnt und die Präsidentin unbefriedigt die Gesellschaft verließen und der kleine Kreis sich immer enger zusammenzog, fragte der Chevalier die Baronin, wie ihr die Vorlesung behagt habe? Ich kann das noch nicht wissen, erwiederte sie. Noch nicht! wiederholte er, mein Gott, wann wollen Sie es denn erfahren? Ich weiß nicht, war ihre Antwort, vielleicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0185]
ihr ruhiges Erkennen, geschicktes Sondern, und schnelles Durchdringen, Gatten und Söhne zum Vortrefflichen geführt, wie viele waren selbst vom Throne aus das Heil ihrer Völker.
Es ist wohl unleugbar, hub hierauf der Doktor an, daß den Frauen ein Organ für jedes Verständniß inwohnt; und sie augenblicklich in verwandtliche Berührung mit allem setzt, was ihnen nahe tritt. Sie erlangen dadurch eine geheimnißvolle Gewalt über Dinge und Menschen, welche selbst der gesellschaftliche Sprachgebrauch zauberisch nennt. Solch ein Zauber war von jeher anerkannt, die königlichen Frauen der Vorzeit übten ihn, mittelbar in das äußere Leben und dessen Gestaltung einwirkend; aber es gehört dazu das treueste Verharren in der eigenen Natur, denn, wie es Ihre Worte erschöpfend sagten, in der Liebe, welche der Frauen Wesen ist, verstehn und sind diese allein jedes und alles.
Als nun hierauf Viktorine unversöhnt und die Präsidentin unbefriedigt die Gesellschaft verließen und der kleine Kreis sich immer enger zusammenzog, fragte der Chevalier die Baronin, wie ihr die Vorlesung behagt habe? Ich kann das noch nicht wissen, erwiederte sie. Noch nicht! wiederholte er, mein Gott, wann wollen Sie es denn erfahren? Ich weiß nicht, war ihre Antwort, vielleicht
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/185>, abgerufen am 16.02.2025. |