Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

eine ganze liebenswürdige Familie, bewogen, in ihren Vorschlag willigte.

Am Vorabend der Reise trat der Chevalier zum erstenmal nach jenem unglückseligen Vorfall wieder in ihren Kreis. Ein jeder ward durch seinen Anblick erschüttert. Er nahete sich Antonien, und in ehrerbietiger Entfernung sagte er: ich habe Sie beleidigt, mein Fräulein, mein Blut konnte den Frevel nicht wegwischen, ich will ihn abbüßen, auf welche Weise Sie es wollen, unter allen Strafen die Sie mir auflegen können, ist wohl die härteste, Sie zu fliehen, doch ich bin Ihnen so sehr verschuldet, daß ich mich auch dieser unterwerfen muß. Wissen Sie aber eine freundlichere Art, die trüben Mißverständnisse auszugleichen, wollen sie mir die schöne Pflicht - Antonie winkte mit der Hand - der Krampf stellte sich wieder ein, er zog ihr das Herz zusammen, sie konnte nicht reden, und als der Chevalier übermannt zu ihren Füßen sank, bezeigte sie die unerträglichste Unruhe. Ich bin ein Thor! rief er, stolz aufspringend, ein Unrecht gegen Sie durch ein größeres gegen mich selbst aufheben zu wollen. Man gewinnt nie sogleich durch die erste veränderte Stellung das verlorene Gleichgewicht wieder, aber ein französischer Ritter hat es noch immer gefunden, wenn es die Ehre gebietet. Ich denke, es

eine ganze liebenswürdige Familie, bewogen, in ihren Vorschlag willigte.

Am Vorabend der Reise trat der Chevalier zum erstenmal nach jenem unglückseligen Vorfall wieder in ihren Kreis. Ein jeder ward durch seinen Anblick erschüttert. Er nahete sich Antonien, und in ehrerbietiger Entfernung sagte er: ich habe Sie beleidigt, mein Fräulein, mein Blut konnte den Frevel nicht wegwischen, ich will ihn abbüßen, auf welche Weise Sie es wollen, unter allen Strafen die Sie mir auflegen können, ist wohl die härteste, Sie zu fliehen, doch ich bin Ihnen so sehr verschuldet, daß ich mich auch dieser unterwerfen muß. Wissen Sie aber eine freundlichere Art, die trüben Mißverständnisse auszugleichen, wollen sie mir die schöne Pflicht – Antonie winkte mit der Hand – der Krampf stellte sich wieder ein, er zog ihr das Herz zusammen, sie konnte nicht reden, und als der Chevalier übermannt zu ihren Füßen sank, bezeigte sie die unerträglichste Unruhe. Ich bin ein Thor! rief er, stolz aufspringend, ein Unrecht gegen Sie durch ein größeres gegen mich selbst aufheben zu wollen. Man gewinnt nie sogleich durch die erste veränderte Stellung das verlorene Gleichgewicht wieder, aber ein französischer Ritter hat es noch immer gefunden, wenn es die Ehre gebietet. Ich denke, es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0223" n="216"/>
eine ganze liebenswürdige Familie, bewogen, in ihren Vorschlag willigte.</p>
          <p>Am Vorabend der Reise trat der Chevalier zum erstenmal nach jenem unglückseligen Vorfall wieder in ihren Kreis. Ein jeder ward durch seinen Anblick erschüttert. Er nahete sich Antonien, und in ehrerbietiger Entfernung sagte er: ich habe Sie beleidigt, mein Fräulein, mein Blut konnte den Frevel nicht wegwischen, ich will ihn abbüßen, auf welche Weise Sie es wollen, unter allen Strafen die Sie mir auflegen können, ist wohl die härteste, Sie zu fliehen, doch ich bin Ihnen so sehr verschuldet, daß ich mich auch dieser unterwerfen muß. Wissen Sie aber eine freundlichere Art, die trüben Mißverständnisse auszugleichen, wollen sie mir die schöne Pflicht &#x2013; Antonie winkte mit der Hand &#x2013; der Krampf stellte sich wieder ein, er zog ihr das Herz zusammen, sie konnte nicht reden, und als der Chevalier übermannt zu ihren Füßen sank, bezeigte sie die unerträglichste Unruhe. Ich bin ein Thor! rief er, stolz aufspringend, ein Unrecht gegen Sie durch ein größeres gegen mich selbst aufheben zu wollen. Man gewinnt nie sogleich durch die erste veränderte Stellung das verlorene Gleichgewicht wieder, aber ein französischer Ritter hat es noch immer gefunden, wenn es die Ehre gebietet. Ich denke, es
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0223] eine ganze liebenswürdige Familie, bewogen, in ihren Vorschlag willigte. Am Vorabend der Reise trat der Chevalier zum erstenmal nach jenem unglückseligen Vorfall wieder in ihren Kreis. Ein jeder ward durch seinen Anblick erschüttert. Er nahete sich Antonien, und in ehrerbietiger Entfernung sagte er: ich habe Sie beleidigt, mein Fräulein, mein Blut konnte den Frevel nicht wegwischen, ich will ihn abbüßen, auf welche Weise Sie es wollen, unter allen Strafen die Sie mir auflegen können, ist wohl die härteste, Sie zu fliehen, doch ich bin Ihnen so sehr verschuldet, daß ich mich auch dieser unterwerfen muß. Wissen Sie aber eine freundlichere Art, die trüben Mißverständnisse auszugleichen, wollen sie mir die schöne Pflicht – Antonie winkte mit der Hand – der Krampf stellte sich wieder ein, er zog ihr das Herz zusammen, sie konnte nicht reden, und als der Chevalier übermannt zu ihren Füßen sank, bezeigte sie die unerträglichste Unruhe. Ich bin ein Thor! rief er, stolz aufspringend, ein Unrecht gegen Sie durch ein größeres gegen mich selbst aufheben zu wollen. Man gewinnt nie sogleich durch die erste veränderte Stellung das verlorene Gleichgewicht wieder, aber ein französischer Ritter hat es noch immer gefunden, wenn es die Ehre gebietet. Ich denke, es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/223
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/223>, abgerufen am 21.11.2024.