Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.der Blutadern zu urtheilen, entgegnete jener, hat sie in der Angst des gewaltsamen Krampfes, wie schon öfter, Kühlung vom Stahle erwartet, und sich den Dolch bewußtlos in die Brust gestoßen. Der Marquis faltete schweigend die Hände. Alle blieben lange stumm. Darauf foderte er, fast bittend, man solle ihm sein unglücklich Kind noch einmal zeigen. Antonie lag sauber, in jenem weißem Gewande mit hohem abwärtsstehendem Kragen, auf einem Ruhebett im Nebenzimmer, der Arzt öffnete die Thür dahin in dem Augenblick, als Giannina und Alexis ihr eine Krone von dunklen Malven auf das Haupt setzten. Ihr Gesicht, weiß wie Marmor, schien ruhig, der Körper lag grade, die Hände gefaltet auf der Brust. Der Marquis ließ sich in die Höhe richten und sah freundlich zu ihr hin. Er verbot, die Thür wieder zu schließen, bat Alle, die Nacht bei ihm zu bleiben, und verlangte selbst den Korb des kleinen Renaud dicht an sein Bett gerückt zu sehen. So blieben alle versammelt; zwischen dem Tode, dem aufblühenden und hinscheidenden Leben, her und hin gehend. Gegen Mitternacht sagte der Marquis: es ist alles Gegenwart in der Liebe! ich lebe jetzt alle schöne Augenblicke aufs neue mit der Marquise! es ist alles wieder da, ganz da! der Blutadern zu urtheilen, entgegnete jener, hat sie in der Angst des gewaltsamen Krampfes, wie schon öfter, Kühlung vom Stahle erwartet, und sich den Dolch bewußtlos in die Brust gestoßen. Der Marquis faltete schweigend die Hände. Alle blieben lange stumm. Darauf foderte er, fast bittend, man solle ihm sein unglücklich Kind noch einmal zeigen. Antonie lag sauber, in jenem weißem Gewande mit hohem abwärtsstehendem Kragen, auf einem Ruhebett im Nebenzimmer, der Arzt öffnete die Thür dahin in dem Augenblick, als Giannina und Alexis ihr eine Krone von dunklen Malven auf das Haupt setzten. Ihr Gesicht, weiß wie Marmor, schien ruhig, der Körper lag grade, die Hände gefaltet auf der Brust. Der Marquis ließ sich in die Höhe richten und sah freundlich zu ihr hin. Er verbot, die Thür wieder zu schließen, bat Alle, die Nacht bei ihm zu bleiben, und verlangte selbst den Korb des kleinen Renaud dicht an sein Bett gerückt zu sehen. So blieben alle versammelt; zwischen dem Tode, dem aufblühenden und hinscheidenden Leben, her und hin gehend. Gegen Mitternacht sagte der Marquis: es ist alles Gegenwart in der Liebe! ich lebe jetzt alle schöne Augenblicke aufs neue mit der Marquise! es ist alles wieder da, ganz da! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" n="233"/> der Blutadern zu urtheilen, entgegnete jener, hat sie in der Angst des gewaltsamen Krampfes, wie schon öfter, Kühlung vom Stahle erwartet, und sich den Dolch bewußtlos in die Brust gestoßen. Der Marquis faltete schweigend die Hände. Alle blieben lange stumm. Darauf foderte er, fast bittend, man solle ihm sein unglücklich Kind noch einmal zeigen.</p> <p>Antonie lag sauber, in jenem weißem Gewande mit hohem abwärtsstehendem Kragen, auf einem Ruhebett im Nebenzimmer, der Arzt öffnete die Thür dahin in dem Augenblick, als Giannina und Alexis ihr eine Krone von dunklen Malven auf das Haupt setzten. Ihr Gesicht, weiß wie Marmor, schien ruhig, der Körper lag grade, die Hände gefaltet auf der Brust. Der Marquis ließ sich in die Höhe richten und sah freundlich zu ihr hin. Er verbot, die Thür wieder zu schließen, bat Alle, die Nacht bei ihm zu bleiben, und verlangte selbst den Korb des kleinen Renaud dicht an sein Bett gerückt zu sehen.</p> <p>So blieben alle versammelt; zwischen dem Tode, dem aufblühenden und hinscheidenden Leben, her und hin gehend. Gegen Mitternacht sagte der Marquis: es ist alles Gegenwart in der Liebe! ich lebe jetzt alle schöne Augenblicke aufs neue mit der Marquise! es ist alles wieder da, ganz da! </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0240]
der Blutadern zu urtheilen, entgegnete jener, hat sie in der Angst des gewaltsamen Krampfes, wie schon öfter, Kühlung vom Stahle erwartet, und sich den Dolch bewußtlos in die Brust gestoßen. Der Marquis faltete schweigend die Hände. Alle blieben lange stumm. Darauf foderte er, fast bittend, man solle ihm sein unglücklich Kind noch einmal zeigen.
Antonie lag sauber, in jenem weißem Gewande mit hohem abwärtsstehendem Kragen, auf einem Ruhebett im Nebenzimmer, der Arzt öffnete die Thür dahin in dem Augenblick, als Giannina und Alexis ihr eine Krone von dunklen Malven auf das Haupt setzten. Ihr Gesicht, weiß wie Marmor, schien ruhig, der Körper lag grade, die Hände gefaltet auf der Brust. Der Marquis ließ sich in die Höhe richten und sah freundlich zu ihr hin. Er verbot, die Thür wieder zu schließen, bat Alle, die Nacht bei ihm zu bleiben, und verlangte selbst den Korb des kleinen Renaud dicht an sein Bett gerückt zu sehen.
So blieben alle versammelt; zwischen dem Tode, dem aufblühenden und hinscheidenden Leben, her und hin gehend. Gegen Mitternacht sagte der Marquis: es ist alles Gegenwart in der Liebe! ich lebe jetzt alle schöne Augenblicke aufs neue mit der Marquise! es ist alles wieder da, ganz da!
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/240>, abgerufen am 16.02.2025. |