Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Ihre Kinder! schon gehört, fühlte die Kleine unter heißen Thränen an seiner Brust, als jene, nicht scheu, nicht schroff, aber sinnig beachtend, dastand, gleichsam, als erwarte ihr Herz, was der ungekannte Vater zu diesem sprechen, was der ganze wunderbare Moment ihr sagen werde. Auch der Marquis sah fragend in ihr Auge und beider Blick brannte in stummen schauervollem Erkennen ineinander. Meine Tochter, sagte er langsam, sich des Unbegreiflichen versichernd, sie neigte sprachlos ihre Stirn auf seine Hand und es schien, als gehe mit dieser Berührung sein ganzes Wesen, zu ihrer Verständigung, in sie über. Unter Gräbern, sagte sie, welche Betrachtung eben in ihm aufstieg, führt uns das rohe Leben zusammen. Es deutet uns wohl auf den trüben Ernst unserer aller Zukunft! Die Aebtissin sah sie verwundert an, sie hatte sie niemals so bestimmt und dreist sprechen hören. Antonie aber sank zu ihren Füßen, umfaßte ihre Knie und flehete mit nie geäußerter Heftigkeit um ihren Segen. Die bewegte Frau legte ihre Hände segnend auf beide Schwestern, die kleine lächelnde Marie indeß mit besonders wehmüthiger Inbrunst an ihre Brust drückend. Drauf führte sie beide nochmals den Vater zu und ließ der Natur still geheimnißvolle Sprache sich ungehindert offenbaren! Ihre Kinder! schon gehört, fühlte die Kleine unter heißen Thränen an seiner Brust, als jene, nicht scheu, nicht schroff, aber sinnig beachtend, dastand, gleichsam, als erwarte ihr Herz, was der ungekannte Vater zu diesem sprechen, was der ganze wunderbare Moment ihr sagen werde. Auch der Marquis sah fragend in ihr Auge und beider Blick brannte in stummen schauervollem Erkennen ineinander. Meine Tochter, sagte er langsam, sich des Unbegreiflichen versichernd, sie neigte sprachlos ihre Stirn auf seine Hand und es schien, als gehe mit dieser Berührung sein ganzes Wesen, zu ihrer Verständigung, in sie über. Unter Gräbern, sagte sie, welche Betrachtung eben in ihm aufstieg, führt uns das rohe Leben zusammen. Es deutet uns wohl auf den trüben Ernst unserer aller Zukunft! Die Aebtissin sah sie verwundert an, sie hatte sie niemals so bestimmt und dreist sprechen hören. Antonie aber sank zu ihren Füßen, umfaßte ihre Knie und flehete mit nie geäußerter Heftigkeit um ihren Segen. Die bewegte Frau legte ihre Hände segnend auf beide Schwestern, die kleine lächelnde Marie indeß mit besonders wehmüthiger Inbrunst an ihre Brust drückend. Drauf führte sie beide nochmals den Vater zu und ließ der Natur still geheimnißvolle Sprache sich ungehindert offenbaren! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="35"/> Ihre Kinder! schon gehört, fühlte die Kleine unter heißen Thränen an seiner Brust, als jene, nicht scheu, nicht schroff, aber sinnig beachtend, dastand, gleichsam, als erwarte ihr Herz, was der ungekannte Vater zu diesem sprechen, was der ganze wunderbare Moment ihr sagen werde. Auch der Marquis sah fragend in ihr Auge und beider Blick brannte in stummen schauervollem Erkennen ineinander. <hi rendition="#g">Meine</hi> Tochter, sagte er langsam, sich des Unbegreiflichen versichernd, sie neigte sprachlos ihre Stirn auf seine Hand und es schien, als gehe mit dieser Berührung sein ganzes Wesen, zu ihrer Verständigung, in sie über. Unter Gräbern, sagte sie, welche Betrachtung eben in ihm aufstieg, führt uns das rohe Leben zusammen. Es deutet uns wohl auf den trüben Ernst unserer aller Zukunft! Die Aebtissin sah sie verwundert an, sie hatte sie niemals so bestimmt und dreist sprechen hören. Antonie aber sank zu ihren Füßen, umfaßte ihre Knie und flehete mit nie geäußerter Heftigkeit um ihren Segen. Die bewegte Frau legte ihre Hände segnend auf beide Schwestern, die kleine lächelnde Marie indeß mit besonders wehmüthiger Inbrunst an ihre Brust drückend. Drauf führte sie beide nochmals den Vater zu und ließ der Natur still geheimnißvolle Sprache sich ungehindert offenbaren!</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0042]
Ihre Kinder! schon gehört, fühlte die Kleine unter heißen Thränen an seiner Brust, als jene, nicht scheu, nicht schroff, aber sinnig beachtend, dastand, gleichsam, als erwarte ihr Herz, was der ungekannte Vater zu diesem sprechen, was der ganze wunderbare Moment ihr sagen werde. Auch der Marquis sah fragend in ihr Auge und beider Blick brannte in stummen schauervollem Erkennen ineinander. Meine Tochter, sagte er langsam, sich des Unbegreiflichen versichernd, sie neigte sprachlos ihre Stirn auf seine Hand und es schien, als gehe mit dieser Berührung sein ganzes Wesen, zu ihrer Verständigung, in sie über. Unter Gräbern, sagte sie, welche Betrachtung eben in ihm aufstieg, führt uns das rohe Leben zusammen. Es deutet uns wohl auf den trüben Ernst unserer aller Zukunft! Die Aebtissin sah sie verwundert an, sie hatte sie niemals so bestimmt und dreist sprechen hören. Antonie aber sank zu ihren Füßen, umfaßte ihre Knie und flehete mit nie geäußerter Heftigkeit um ihren Segen. Die bewegte Frau legte ihre Hände segnend auf beide Schwestern, die kleine lächelnde Marie indeß mit besonders wehmüthiger Inbrunst an ihre Brust drückend. Drauf führte sie beide nochmals den Vater zu und ließ der Natur still geheimnißvolle Sprache sich ungehindert offenbaren!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T15:02:16Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |