Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Kind, sagte sie, was Fremdes! ich muß Dich wider Willen ansehn! Nun wir werden uns alle in ein ander finden lernen! Marie flog jubelnd durch das Häuschen, erzählte Bertrand, Felicitas, allen die es hören wollten, daß sie eine liebe Verwandte, die Tante Clairval gefunden hätten, und nun immer mit ihr sein, mit ihr reisen, und vielleicht auch nach Frankreich zurückkehren würden. Alle nahmen Theil, besonders freuete sich Felicitas des Glückswechsels ihrer ehemaligen Beschützerin, sie setzte hinzu: sie habe sie zwar gern ihr kleines Handwerk gelehrt; doch habe es sie jedesmal geschmerzt, es sie so ängstlich, des Gewinnftes willen, treiben zu sehn. Der Marquis hatte indeß der Baronin das Schmuckkästchen seiner Frau gegeben, und sie gebeten, dasjenige herauszunehmen, was ihr jetzt am nutzbarsten zu sein schiene. Sie empfing es nicht ohne Erröthen, und hielt das sauber ausgelegte Maroquinfutteral einen Augenblick, unschlüssig, was sie thun solle? Doch öffnete sie es. Steine und Perlen sahen schön von dem weißen Sammet herauf, mit welchem die innern Fächer ausgelegt waren. Die Baronin ließ überrascht den Deckel wieder zufallen. Helle Thränen schossen ihr in die Augen. Die furchtbarste Sprache in der Natur, Kind, sagte sie, was Fremdes! ich muß Dich wider Willen ansehn! Nun wir werden uns alle in ein ander finden lernen! Marie flog jubelnd durch das Häuschen, erzählte Bertrand, Felicitas, allen die es hören wollten, daß sie eine liebe Verwandte, die Tante Clairval gefunden hätten, und nun immer mit ihr sein, mit ihr reisen, und vielleicht auch nach Frankreich zurückkehren würden. Alle nahmen Theil, besonders freuete sich Felicitas des Glückswechsels ihrer ehemaligen Beschützerin, sie setzte hinzu: sie habe sie zwar gern ihr kleines Handwerk gelehrt; doch habe es sie jedesmal geschmerzt, es sie so ängstlich, des Gewinnftes willen, treiben zu sehn. Der Marquis hatte indeß der Baronin das Schmuckkästchen seiner Frau gegeben, und sie gebeten, dasjenige herauszunehmen, was ihr jetzt am nutzbarsten zu sein schiene. Sie empfing es nicht ohne Erröthen, und hielt das sauber ausgelegte Maroquinfutteral einen Augenblick, unschlüssig, was sie thun solle? Doch öffnete sie es. Steine und Perlen sahen schön von dem weißen Sammet herauf, mit welchem die innern Fächer ausgelegt waren. Die Baronin ließ überrascht den Deckel wieder zufallen. Helle Thränen schossen ihr in die Augen. Die furchtbarste Sprache in der Natur, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="86"/> Kind, sagte sie, was Fremdes! ich muß Dich wider Willen ansehn! Nun wir werden uns alle in ein ander finden lernen!</p> <p>Marie flog jubelnd durch das Häuschen, erzählte Bertrand, Felicitas, allen die es hören wollten, daß sie eine liebe Verwandte, die Tante Clairval gefunden hätten, und nun immer mit ihr sein, mit ihr reisen, und vielleicht auch nach Frankreich zurückkehren würden. Alle nahmen Theil, besonders freuete sich Felicitas des Glückswechsels ihrer ehemaligen Beschützerin, sie setzte hinzu: sie habe sie zwar gern ihr kleines Handwerk gelehrt; doch habe es sie jedesmal geschmerzt, es sie so ängstlich, des Gewinnftes willen, treiben zu sehn.</p> <p>Der Marquis hatte indeß der Baronin das Schmuckkästchen seiner Frau gegeben, und sie gebeten, dasjenige herauszunehmen, was ihr jetzt am nutzbarsten zu sein schiene. Sie empfing es nicht ohne Erröthen, und hielt das sauber ausgelegte Maroquinfutteral einen Augenblick, unschlüssig, was sie thun solle? Doch öffnete sie es. Steine und Perlen sahen schön von dem weißen Sammet herauf, mit welchem die innern Fächer ausgelegt waren. Die Baronin ließ überrascht den Deckel wieder zufallen. Helle Thränen schossen ihr in die Augen. Die furchtbarste Sprache in der Natur, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0093]
Kind, sagte sie, was Fremdes! ich muß Dich wider Willen ansehn! Nun wir werden uns alle in ein ander finden lernen!
Marie flog jubelnd durch das Häuschen, erzählte Bertrand, Felicitas, allen die es hören wollten, daß sie eine liebe Verwandte, die Tante Clairval gefunden hätten, und nun immer mit ihr sein, mit ihr reisen, und vielleicht auch nach Frankreich zurückkehren würden. Alle nahmen Theil, besonders freuete sich Felicitas des Glückswechsels ihrer ehemaligen Beschützerin, sie setzte hinzu: sie habe sie zwar gern ihr kleines Handwerk gelehrt; doch habe es sie jedesmal geschmerzt, es sie so ängstlich, des Gewinnftes willen, treiben zu sehn.
Der Marquis hatte indeß der Baronin das Schmuckkästchen seiner Frau gegeben, und sie gebeten, dasjenige herauszunehmen, was ihr jetzt am nutzbarsten zu sein schiene. Sie empfing es nicht ohne Erröthen, und hielt das sauber ausgelegte Maroquinfutteral einen Augenblick, unschlüssig, was sie thun solle? Doch öffnete sie es. Steine und Perlen sahen schön von dem weißen Sammet herauf, mit welchem die innern Fächer ausgelegt waren. Die Baronin ließ überrascht den Deckel wieder zufallen. Helle Thränen schossen ihr in die Augen. Die furchtbarste Sprache in der Natur,
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