Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.sagte sie, hat das Leblose, es fällt wie eine Leiche auf unsere Brust! Ein ausgeräumtes Haus, ein Kleid, ja ein bloßer Handschuh, können einem die Seele zerreissen! und nun diese Steine! Aus jedem sieht mir das liebe Gesichtchen entgegen! Sie setzte sich, das Futteral vor sich auf den Tisch legend! Lange spielte sie gedankenvoll an dem silbernen Schloß, dann öffnete sie es langsam, als wolle sie sich mit dem Anblick bekannt machen. Die Schwestern sahen ihr neugierig über die Schulter, aber Antonie hatte kaum einen halben Blick hinein gethan, als sie schnell nach eines Mannes Bild, reich mit Steinen eingefaßt, griff, und unruhig fragte, wer der Herr sei? Mein Bruder, der Herzog, entgegnete die Baronin. Ohne weiter Antonien zu beachten, nahm sie das Bild, und zu dem Marquis gewandt, sagte sie; wenn ich die glänzende Einfassung hier abnehme, will ich denken, ein Theil von dem verlorenen Glanze des armen Herzogs, wie des Vermögens meiner Väter, sei auf mich gekommen, und ich empfange nur, was mir früher zukam. So schalte ich wie mit dem Meinen, und mir ist wohler Ihnen gegenüber. Kommt eine Zeit der Ausgleichung, so wird das Spiel ein ernster Tausch, wo nicht - so löscht eine höhere Hand meinen Schuldbrief. sagte sie, hat das Leblose, es fällt wie eine Leiche auf unsere Brust! Ein ausgeräumtes Haus, ein Kleid, ja ein bloßer Handschuh, können einem die Seele zerreissen! und nun diese Steine! Aus jedem sieht mir das liebe Gesichtchen entgegen! Sie setzte sich, das Futteral vor sich auf den Tisch legend! Lange spielte sie gedankenvoll an dem silbernen Schloß, dann öffnete sie es langsam, als wolle sie sich mit dem Anblick bekannt machen. Die Schwestern sahen ihr neugierig über die Schulter, aber Antonie hatte kaum einen halben Blick hinein gethan, als sie schnell nach eines Mannes Bild, reich mit Steinen eingefaßt, griff, und unruhig fragte, wer der Herr sei? Mein Bruder, der Herzog, entgegnete die Baronin. Ohne weiter Antonien zu beachten, nahm sie das Bild, und zu dem Marquis gewandt, sagte sie; wenn ich die glänzende Einfassung hier abnehme, will ich denken, ein Theil von dem verlorenen Glanze des armen Herzogs, wie des Vermögens meiner Väter, sei auf mich gekommen, und ich empfange nur, was mir früher zukam. So schalte ich wie mit dem Meinen, und mir ist wohler Ihnen gegenüber. Kommt eine Zeit der Ausgleichung, so wird das Spiel ein ernster Tausch, wo nicht – so löscht eine höhere Hand meinen Schuldbrief. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0094" n="87"/> sagte sie, hat das Leblose, es fällt wie eine Leiche auf unsere Brust! Ein ausgeräumtes Haus, ein Kleid, ja ein bloßer Handschuh, können einem die Seele zerreissen! und nun diese Steine! Aus jedem sieht mir das liebe Gesichtchen entgegen! Sie setzte sich, das Futteral vor sich auf den Tisch legend! Lange spielte sie gedankenvoll an dem silbernen Schloß, dann öffnete sie es langsam, als wolle sie sich mit dem Anblick bekannt machen. Die Schwestern sahen ihr neugierig über die Schulter, aber Antonie hatte kaum einen halben Blick hinein gethan, als sie schnell nach eines Mannes Bild, reich mit Steinen eingefaßt, griff, und unruhig fragte, wer der Herr sei? Mein Bruder, der Herzog, entgegnete die Baronin. Ohne weiter Antonien zu beachten, nahm sie das Bild, und zu dem Marquis gewandt, sagte sie; wenn ich die glänzende Einfassung hier abnehme, will ich denken, ein Theil von dem verlorenen Glanze des armen Herzogs, wie des Vermögens meiner Väter, sei auf mich gekommen, und ich empfange nur, was mir früher zukam. So schalte ich wie mit dem Meinen, und mir ist wohler Ihnen gegenüber. Kommt eine Zeit der Ausgleichung, so wird das Spiel ein ernster Tausch, wo nicht – so löscht eine höhere Hand meinen Schuldbrief.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0094]
sagte sie, hat das Leblose, es fällt wie eine Leiche auf unsere Brust! Ein ausgeräumtes Haus, ein Kleid, ja ein bloßer Handschuh, können einem die Seele zerreissen! und nun diese Steine! Aus jedem sieht mir das liebe Gesichtchen entgegen! Sie setzte sich, das Futteral vor sich auf den Tisch legend! Lange spielte sie gedankenvoll an dem silbernen Schloß, dann öffnete sie es langsam, als wolle sie sich mit dem Anblick bekannt machen. Die Schwestern sahen ihr neugierig über die Schulter, aber Antonie hatte kaum einen halben Blick hinein gethan, als sie schnell nach eines Mannes Bild, reich mit Steinen eingefaßt, griff, und unruhig fragte, wer der Herr sei? Mein Bruder, der Herzog, entgegnete die Baronin. Ohne weiter Antonien zu beachten, nahm sie das Bild, und zu dem Marquis gewandt, sagte sie; wenn ich die glänzende Einfassung hier abnehme, will ich denken, ein Theil von dem verlorenen Glanze des armen Herzogs, wie des Vermögens meiner Väter, sei auf mich gekommen, und ich empfange nur, was mir früher zukam. So schalte ich wie mit dem Meinen, und mir ist wohler Ihnen gegenüber. Kommt eine Zeit der Ausgleichung, so wird das Spiel ein ernster Tausch, wo nicht – so löscht eine höhere Hand meinen Schuldbrief.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/94>, abgerufen am 16.02.2025. |