Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Antonie faßte jetzt mit großer Heftigkeit der Baronin Hände, sah ihr fast bittend in die Augen, ließ dann langsam die Hände sinken, und wandte sich schweigend ab. Die Baronin verstand sie nicht, sie schüttelte den Kopf, sagte indeß nichts weiter, sondern schritt gleich zur Ausführung dessen, was sie so eben dem Marquis mitgetheilt hatte. Deshalb hieß sie dem herzukommendem Juwelier, ihr das Bild sauber aus der Fassung heben, diese dann abschätzen, und den Handel selbst übernehmen, oder ihn gefälligst anderweitig zu besorgen. Der Mann ging sogleich an die Arbeit. Felicitas stellte sich neben ihn, den Werth der Steine mit ihm zu besprechen, sie wollte der Freundin gern zum Vortheil, und sich auch nicht zum Schaden die Sache eingeleitet wissen, und legte Maaß und Gewicht in ihre Blicke, die auf und ab über das Bild hingleiteten. Die Schönheit der Züge fiel ihr daneben auch in die Sinne, sie faßte sie daher scharf auf, und sagte, da ihr die Sache klar ward: ich habe den Herrn kürtzlich gesehn, als die französischen Regimenter die Stadt besetzten. Ihn gewiß nicht, erwiederte die Baronin, vielleicht seinen Sohn, denn die Aehnlichkeit ist sprechend, vergleiche ich diesen mit dem, was der Herzog in seinem Alter war. Nun, auch mit Ihnen, gnädige Antonie faßte jetzt mit großer Heftigkeit der Baronin Hände, sah ihr fast bittend in die Augen, ließ dann langsam die Hände sinken, und wandte sich schweigend ab. Die Baronin verstand sie nicht, sie schüttelte den Kopf, sagte indeß nichts weiter, sondern schritt gleich zur Ausführung dessen, was sie so eben dem Marquis mitgetheilt hatte. Deshalb hieß sie dem herzukommendem Juwelier, ihr das Bild sauber aus der Fassung heben, diese dann abschätzen, und den Handel selbst übernehmen, oder ihn gefälligst anderweitig zu besorgen. Der Mann ging sogleich an die Arbeit. Felicitas stellte sich neben ihn, den Werth der Steine mit ihm zu besprechen, sie wollte der Freundin gern zum Vortheil, und sich auch nicht zum Schaden die Sache eingeleitet wissen, und legte Maaß und Gewicht in ihre Blicke, die auf und ab über das Bild hingleiteten. Die Schönheit der Züge fiel ihr daneben auch in die Sinne, sie faßte sie daher scharf auf, und sagte, da ihr die Sache klar ward: ich habe den Herrn kürtzlich gesehn, als die französischen Regimenter die Stadt besetzten. Ihn gewiß nicht, erwiederte die Baronin, vielleicht seinen Sohn, denn die Aehnlichkeit ist sprechend, vergleiche ich diesen mit dem, was der Herzog in seinem Alter war. Nun, auch mit Ihnen, gnädige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0095" n="88"/> <p> Antonie faßte jetzt mit großer Heftigkeit der Baronin Hände, sah ihr fast bittend in die Augen, ließ dann langsam die Hände sinken, <hi rendition="#g">und</hi> wandte sich schweigend ab. Die Baronin verstand sie nicht, sie schüttelte den Kopf, sagte indeß nichts weiter, sondern schritt gleich zur Ausführung dessen, was sie so eben dem Marquis mitgetheilt hatte. Deshalb hieß sie dem herzukommendem Juwelier, ihr das Bild sauber aus der Fassung heben, diese dann abschätzen, und den Handel selbst übernehmen, oder ihn gefälligst anderweitig zu besorgen.</p> <p>Der Mann ging sogleich an die Arbeit. Felicitas stellte sich neben ihn, den Werth der Steine mit ihm zu besprechen, sie wollte der Freundin gern zum Vortheil, und sich auch nicht zum Schaden die Sache eingeleitet wissen, und legte Maaß und Gewicht in ihre Blicke, die auf und ab über das Bild hingleiteten. Die Schönheit der Züge fiel ihr daneben auch in die Sinne, sie faßte sie daher scharf auf, und sagte, da ihr die Sache klar ward: ich habe den Herrn kürtzlich gesehn, als die französischen Regimenter die Stadt besetzten. Ihn gewiß nicht, erwiederte die Baronin, vielleicht seinen Sohn, denn die Aehnlichkeit ist sprechend, vergleiche ich diesen mit dem, was der Herzog in seinem Alter war. Nun, auch mit Ihnen, gnädige </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0095]
Antonie faßte jetzt mit großer Heftigkeit der Baronin Hände, sah ihr fast bittend in die Augen, ließ dann langsam die Hände sinken, und wandte sich schweigend ab. Die Baronin verstand sie nicht, sie schüttelte den Kopf, sagte indeß nichts weiter, sondern schritt gleich zur Ausführung dessen, was sie so eben dem Marquis mitgetheilt hatte. Deshalb hieß sie dem herzukommendem Juwelier, ihr das Bild sauber aus der Fassung heben, diese dann abschätzen, und den Handel selbst übernehmen, oder ihn gefälligst anderweitig zu besorgen.
Der Mann ging sogleich an die Arbeit. Felicitas stellte sich neben ihn, den Werth der Steine mit ihm zu besprechen, sie wollte der Freundin gern zum Vortheil, und sich auch nicht zum Schaden die Sache eingeleitet wissen, und legte Maaß und Gewicht in ihre Blicke, die auf und ab über das Bild hingleiteten. Die Schönheit der Züge fiel ihr daneben auch in die Sinne, sie faßte sie daher scharf auf, und sagte, da ihr die Sache klar ward: ich habe den Herrn kürtzlich gesehn, als die französischen Regimenter die Stadt besetzten. Ihn gewiß nicht, erwiederte die Baronin, vielleicht seinen Sohn, denn die Aehnlichkeit ist sprechend, vergleiche ich diesen mit dem, was der Herzog in seinem Alter war. Nun, auch mit Ihnen, gnädige
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