Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

Bild:
<< vorherige Seite

den Brunnen hineinstieg. Nun glaubte Huld-
brand seiner Sache ganz gewiß zu sein, Ber-
talda aber fragte: was wollte Dir denn der
Brunnenmeister, liebe Undine? -- Die junge
Frau lachte heimlich in sich hinein, und erwie-
derte: Uebermorgen, auf Deinen Namenstag
sollst Du's erfahren, Du liebliches Kind. --
Und weiter war nichts aus ihr herauszubringen.
Sie lud nur Bertalden und durch sie ihre Pfle-
geältern an dem bestimmten Tage zur Mittags-
tafel, und man ging bald darauf auseinander.

Kühleborn? -- fragte Huldbrand mit einem
geheimen Schauder seine schöne Gattin, als sie
von Bertalda Abschied genommen hatten, und
nun allein durch die dunkler werdenden Gassen
zu Haus gingen. -- Ja, er war es, antwor-
tete Undine, und er wollte mir auch allerhand
dummes Zeug vorsprechen! Aber mitten darin
hat er mich, ganz gegen seine Absicht, mit einer
höchst willkommenen Botschaft erfreut. Willst
Du diese nun gleich wissen, mein holder Herr
und Gemahl, so brauchst Du nur zu gebieten,

den Brunnen hineinſtieg. Nun glaubte Huld-
brand ſeiner Sache ganz gewiß zu ſein, Ber-
talda aber fragte: was wollte Dir denn der
Brunnenmeiſter, liebe Undine? — Die junge
Frau lachte heimlich in ſich hinein, und erwie-
derte: Uebermorgen, auf Deinen Namenstag
ſollſt Du’s erfahren, Du liebliches Kind. —
Und weiter war nichts aus ihr herauszubringen.
Sie lud nur Bertalden und durch ſie ihre Pfle-
geaͤltern an dem beſtimmten Tage zur Mittags-
tafel, und man ging bald darauf auseinander.

Kuͤhleborn? — fragte Huldbrand mit einem
geheimen Schauder ſeine ſchoͤne Gattin, als ſie
von Bertalda Abſchied genommen hatten, und
nun allein durch die dunkler werdenden Gaſſen
zu Haus gingen. — Ja, er war es, antwor-
tete Undine, und er wollte mir auch allerhand
dummes Zeug vorſprechen! Aber mitten darin
hat er mich, ganz gegen ſeine Abſicht, mit einer
hoͤchſt willkommenen Botſchaft erfreut. Willſt
Du dieſe nun gleich wiſſen, mein holder Herr
und Gemahl, ſo brauchſt Du nur zu gebieten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="103"/>
den Brunnen hinein&#x017F;tieg. Nun glaubte Huld-<lb/>
brand &#x017F;einer Sache ganz gewiß zu &#x017F;ein, Ber-<lb/>
talda aber fragte: was wollte Dir denn der<lb/>
Brunnenmei&#x017F;ter, liebe Undine? &#x2014; Die junge<lb/>
Frau lachte heimlich in &#x017F;ich hinein, und erwie-<lb/>
derte: Uebermorgen, auf Deinen Namenstag<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t Du&#x2019;s erfahren, Du liebliches Kind. &#x2014;<lb/>
Und weiter war nichts aus ihr herauszubringen.<lb/>
Sie lud nur Bertalden und durch &#x017F;ie ihre Pfle-<lb/>
gea&#x0364;ltern an dem be&#x017F;timmten Tage zur Mittags-<lb/>
tafel, und man ging bald darauf auseinander.</p><lb/>
          <p>Ku&#x0364;hleborn? &#x2014; fragte Huldbrand mit einem<lb/>
geheimen Schauder &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne Gattin, als &#x017F;ie<lb/>
von Bertalda Ab&#x017F;chied genommen hatten, und<lb/>
nun allein durch die dunkler werdenden Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zu Haus gingen. &#x2014; Ja, er war es, antwor-<lb/>
tete Undine, und er wollte mir auch allerhand<lb/>
dummes Zeug vor&#x017F;prechen! Aber mitten darin<lb/>
hat er mich, ganz gegen &#x017F;eine Ab&#x017F;icht, mit einer<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t willkommenen Bot&#x017F;chaft erfreut. Will&#x017F;t<lb/>
Du die&#x017F;e nun gleich wi&#x017F;&#x017F;en, mein holder Herr<lb/>
und Gemahl, &#x017F;o brauch&#x017F;t Du nur zu gebieten,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0117] den Brunnen hineinſtieg. Nun glaubte Huld- brand ſeiner Sache ganz gewiß zu ſein, Ber- talda aber fragte: was wollte Dir denn der Brunnenmeiſter, liebe Undine? — Die junge Frau lachte heimlich in ſich hinein, und erwie- derte: Uebermorgen, auf Deinen Namenstag ſollſt Du’s erfahren, Du liebliches Kind. — Und weiter war nichts aus ihr herauszubringen. Sie lud nur Bertalden und durch ſie ihre Pfle- geaͤltern an dem beſtimmten Tage zur Mittags- tafel, und man ging bald darauf auseinander. Kuͤhleborn? — fragte Huldbrand mit einem geheimen Schauder ſeine ſchoͤne Gattin, als ſie von Bertalda Abſchied genommen hatten, und nun allein durch die dunkler werdenden Gaſſen zu Haus gingen. — Ja, er war es, antwor- tete Undine, und er wollte mir auch allerhand dummes Zeug vorſprechen! Aber mitten darin hat er mich, ganz gegen ſeine Abſicht, mit einer hoͤchſt willkommenen Botſchaft erfreut. Willſt Du dieſe nun gleich wiſſen, mein holder Herr und Gemahl, ſo brauchſt Du nur zu gebieten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/117
Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/117>, abgerufen am 24.11.2024.