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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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von einem herumziehenden Handelsmann gekauft
hatte, und ließ es dicht über der Oberfläche des
Flußes spielen, sich halb träumend an dem lich-
ten Schimmer ergötzend, den es in die abend-
hellen Gewässer warf. Da griff plötzlich eine
große Hand aus der Donau herauf, erfaßte das
Halsband, und fuhr damit unter die Fluthen.
Bertalda schrie laut auf, und ein höhnisches
Gelächter schallte aus den Tiefen des Stromes
drein. Nun hielt sich des Ritters Zorn nicht
länger. Aufspringend schalt er in die Gewässer
hinein, verwünschte Alle, die sich in seine Ver-
wandtschaft und sein Leben drängen wollten,
und forderte sie auf, Nix oder Syrene, sich vor
sein blankes Schwerdt zu stellen. Bertalda
weinte indeß um den verlornen, ihr so innig
lieben, Schmuck, und goß mit ihren Thränen
Oel in des Ritters Zorn, während Undine ihre
Hand über den Schiffesbord in die Wellen ge-
taucht hielt, in einem fort sacht vor sich hin
murmelnd, und nur manchmal ihr seltsam heim-
liches Geflüster unterbrechend, indem sie bittend

von einem herumziehenden Handelsmann gekauft
hatte, und ließ es dicht uͤber der Oberflaͤche des
Flußes ſpielen, ſich halb traͤumend an dem lich-
ten Schimmer ergoͤtzend, den es in die abend-
hellen Gewaͤſſer warf. Da griff ploͤtzlich eine
große Hand aus der Donau herauf, erfaßte das
Halsband, und fuhr damit unter die Fluthen.
Bertalda ſchrie laut auf, und ein hoͤhniſches
Gelaͤchter ſchallte aus den Tiefen des Stromes
drein. Nun hielt ſich des Ritters Zorn nicht
laͤnger. Aufſpringend ſchalt er in die Gewaͤſſer
hinein, verwuͤnſchte Alle, die ſich in ſeine Ver-
wandtſchaft und ſein Leben draͤngen wollten,
und forderte ſie auf, Nix oder Syrene, ſich vor
ſein blankes Schwerdt zu ſtellen. Bertalda
weinte indeß um den verlornen, ihr ſo innig
lieben, Schmuck, und goß mit ihren Thraͤnen
Oel in des Ritters Zorn, waͤhrend Undine ihre
Hand uͤber den Schiffesbord in die Wellen ge-
taucht hielt, in einem fort ſacht vor ſich hin
murmelnd, und nur manchmal ihr ſeltſam heim-
liches Gefluͤſter unterbrechend, indem ſie bittend

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[159/0173] von einem herumziehenden Handelsmann gekauft hatte, und ließ es dicht uͤber der Oberflaͤche des Flußes ſpielen, ſich halb traͤumend an dem lich- ten Schimmer ergoͤtzend, den es in die abend- hellen Gewaͤſſer warf. Da griff ploͤtzlich eine große Hand aus der Donau herauf, erfaßte das Halsband, und fuhr damit unter die Fluthen. Bertalda ſchrie laut auf, und ein hoͤhniſches Gelaͤchter ſchallte aus den Tiefen des Stromes drein. Nun hielt ſich des Ritters Zorn nicht laͤnger. Aufſpringend ſchalt er in die Gewaͤſſer hinein, verwuͤnſchte Alle, die ſich in ſeine Ver- wandtſchaft und ſein Leben draͤngen wollten, und forderte ſie auf, Nix oder Syrene, ſich vor ſein blankes Schwerdt zu ſtellen. Bertalda weinte indeß um den verlornen, ihr ſo innig lieben, Schmuck, und goß mit ihren Thraͤnen Oel in des Ritters Zorn, waͤhrend Undine ihre Hand uͤber den Schiffesbord in die Wellen ge- taucht hielt, in einem fort ſacht vor ſich hin murmelnd, und nur manchmal ihr ſeltſam heim- liches Gefluͤſter unterbrechend, indem ſie bittend

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/173>, abgerufen am 29.11.2024.