den Schultern trugen. -- Es ist freilich mein Wille, lächelte Bertalda; wenn es nur nicht zu lange währt. -- Und, froh im Gefühl, daß ein Wink von ihr jetzt vermöge, was ihr vormals so schmerzhaft geweigert worden war, schaute sie auf die Arbeit in den mondhellen Burghof hinab.
Die Männer hoben mit Anstrengung an dem großen Steine; bisweilen seufzte wohl Einer dabei, sich erinnernd, daß man hier der geliebten vorigen Herrin Werk zerstöre. Aber die Arbeit ging übrigens viel leichter, als man gemeint hatte. Es war, als hülfe eine Kraft aus dem Brunnen heraus, den Stein emporbringen. -- Es ist ja, sagten die Arbeiter erstaunt zueinan- der, als wäre das Wasser drinnen zum Spring- borne worden. -- Und mehr und mehr hob sich der Stein, und fast ohne Beistand der Werk- leute rollte er langsam mit dumpfem Schallen auf das Pflaster hin. Aber aus des Brunnens Oeffnung stieg es gleich einer weißen Wasser- säule feierlich herauf; sie dachten erst, es würde
den Schultern trugen. — Es iſt freilich mein Wille, laͤchelte Bertalda; wenn es nur nicht zu lange waͤhrt. — Und, froh im Gefuͤhl, daß ein Wink von ihr jetzt vermoͤge, was ihr vormals ſo ſchmerzhaft geweigert worden war, ſchaute ſie auf die Arbeit in den mondhellen Burghof hinab.
Die Maͤnner hoben mit Anſtrengung an dem großen Steine; bisweilen ſeufzte wohl Einer dabei, ſich erinnernd, daß man hier der geliebten vorigen Herrin Werk zerſtoͤre. Aber die Arbeit ging uͤbrigens viel leichter, als man gemeint hatte. Es war, als huͤlfe eine Kraft aus dem Brunnen heraus, den Stein emporbringen. — Es iſt ja, ſagten die Arbeiter erſtaunt zueinan- der, als waͤre das Waſſer drinnen zum Spring- borne worden. — Und mehr und mehr hob ſich der Stein, und faſt ohne Beiſtand der Werk- leute rollte er langſam mit dumpfem Schallen auf das Pflaſter hin. Aber aus des Brunnens Oeffnung ſtieg es gleich einer weißen Waſſer- ſaͤule feierlich herauf; ſie dachten erſt, es wuͤrde
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den Schultern trugen. — Es iſt freilich mein
Wille, laͤchelte Bertalda; wenn es nur nicht zu
lange waͤhrt. — Und, froh im Gefuͤhl, daß ein
Wink von ihr jetzt vermoͤge, was ihr vormals
ſo ſchmerzhaft geweigert worden war, ſchaute
ſie auf die Arbeit in den mondhellen Burghof
hinab.
Die Maͤnner hoben mit Anſtrengung an
dem großen Steine; bisweilen ſeufzte wohl Einer
dabei, ſich erinnernd, daß man hier der geliebten
vorigen Herrin Werk zerſtoͤre. Aber die Arbeit
ging uͤbrigens viel leichter, als man gemeint
hatte. Es war, als huͤlfe eine Kraft aus dem
Brunnen heraus, den Stein emporbringen. —
Es iſt ja, ſagten die Arbeiter erſtaunt zueinan-
der, als waͤre das Waſſer drinnen zum Spring-
borne worden. — Und mehr und mehr hob
ſich der Stein, und faſt ohne Beiſtand der Werk-
leute rollte er langſam mit dumpfem Schallen
auf das Pflaſter hin. Aber aus des Brunnens
Oeffnung ſtieg es gleich einer weißen Waſſer-
ſaͤule feierlich herauf; ſie dachten erſt, es wuͤrde
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/194>, abgerufen am 16.07.2024.
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