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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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schönes Blondchen schlüpfte lachend herein, und
sagte: Ihr habt mich nur gefoppt, Vater; wo
ist denn nun Euer Gast? -- Selben Au-
genblicks aber ward sie auch den Ritter gewahr,
und blieb staunend vor dem schönen Jünglinge
stehn. Huldbrand ergötzte sich an der holden
Gestalt, und wollte sich die lieblichen Züge recht
achtsam einprägen, weil er meinte, nur ihre
Ueberraschung laße ihm Zeit dazu, und sie wer-
de sich bald nachher in zwiefacher Blödigkeit vor
seinen Blicken abwenden. Es kam aber ganz
anders. Denn als sie ihn nun recht lange an-
gesehn hatte, trat sie zutraulich näher, kniete
vor ihm nieder, und sagte, mit einem goldnen
Schaupfennige, den er an einer reichen Kette
auf der Brust trug, spielend: ei Du schöner,
Du freundlicher Gast, wie bist Du denn end-
lich in unsre arme Hütte gekommen? Muß-
test Du denn Jahre lang in der Welt herum-
streifen, bevor Du dich auch einmal zu uns
fandest? Kommst Du aus dem wüsten Walde,
Du schöner Freund? -- Die scheltende Alte

ſchoͤnes Blondchen ſchluͤpfte lachend herein, und
ſagte: Ihr habt mich nur gefoppt, Vater; wo
iſt denn nun Euer Gaſt? — Selben Au-
genblicks aber ward ſie auch den Ritter gewahr,
und blieb ſtaunend vor dem ſchoͤnen Juͤnglinge
ſtehn. Huldbrand ergoͤtzte ſich an der holden
Geſtalt, und wollte ſich die lieblichen Zuͤge recht
achtſam einpraͤgen, weil er meinte, nur ihre
Ueberraſchung laße ihm Zeit dazu, und ſie wer-
de ſich bald nachher in zwiefacher Bloͤdigkeit vor
ſeinen Blicken abwenden. Es kam aber ganz
anders. Denn als ſie ihn nun recht lange an-
geſehn hatte, trat ſie zutraulich naͤher, kniete
vor ihm nieder, und ſagte, mit einem goldnen
Schaupfennige, den er an einer reichen Kette
auf der Bruſt trug, ſpielend: ei Du ſchoͤner,
Du freundlicher Gaſt, wie biſt Du denn end-
lich in unſre arme Huͤtte gekommen? Muß-
teſt Du denn Jahre lang in der Welt herum-
ſtreifen, bevor Du dich auch einmal zu uns
fandeſt? Kommſt Du aus dem wuͤſten Walde,
Du ſchoͤner Freund? — Die ſcheltende Alte

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[12/0026] ſchoͤnes Blondchen ſchluͤpfte lachend herein, und ſagte: Ihr habt mich nur gefoppt, Vater; wo iſt denn nun Euer Gaſt? — Selben Au- genblicks aber ward ſie auch den Ritter gewahr, und blieb ſtaunend vor dem ſchoͤnen Juͤnglinge ſtehn. Huldbrand ergoͤtzte ſich an der holden Geſtalt, und wollte ſich die lieblichen Zuͤge recht achtſam einpraͤgen, weil er meinte, nur ihre Ueberraſchung laße ihm Zeit dazu, und ſie wer- de ſich bald nachher in zwiefacher Bloͤdigkeit vor ſeinen Blicken abwenden. Es kam aber ganz anders. Denn als ſie ihn nun recht lange an- geſehn hatte, trat ſie zutraulich naͤher, kniete vor ihm nieder, und ſagte, mit einem goldnen Schaupfennige, den er an einer reichen Kette auf der Bruſt trug, ſpielend: ei Du ſchoͤner, Du freundlicher Gaſt, wie biſt Du denn end- lich in unſre arme Huͤtte gekommen? Muß- teſt Du denn Jahre lang in der Welt herum- ſtreifen, bevor Du dich auch einmal zu uns fandeſt? Kommſt Du aus dem wuͤſten Walde, Du ſchoͤner Freund? — Die ſcheltende Alte

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/26>, abgerufen am 21.11.2024.