Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.sorglos und selig mit ihm spielt, bückt sich die Nun wir verwaisten Aeltern saßen denn ſorglos und ſelig mit ihm ſpielt, buͤckt ſich die Nun wir verwaiſten Aeltern ſaßen denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="22"/> ſorglos und ſelig mit ihm ſpielt, buͤckt ſich die<lb/> Kleine auf Einmal vor, als ſaͤhe ſie etwas ganz<lb/> Wunderſchoͤnes im Waſſer; meine Frau ſieht ſie<lb/> noch lachen, den lieben Engel, und mit den Haͤnd-<lb/> chen greifen; aber im Augenblick ſchießt ſie ihr<lb/> durch die raſche Bewegung aus den Armen,<lb/> und in den feuchten Spiegel hinunter. Ich<lb/> habe viel geſucht nach der kleinen Todten; es<lb/> war zu nichts; auch keine Spur von ihr war<lb/> zu finden. —</p><lb/> <p>Nun wir verwaiſten Aeltern ſaßen denn<lb/> noch ſelbigen Abends ſtill beiſammen in der Huͤt-<lb/> te, zu reden hatte Keiner Luſt von uns, wenn<lb/> man es auch gekonnt haͤtte vor Thraͤnen. Wir<lb/> ſahen ſo in das Feuer des Heerdes hinein. Da<lb/> raſchelt was draußen an der Thuͤr; ſie ſpringt<lb/> auf, und ein wunderſchoͤnes Maͤgdlein von etwa<lb/> drei, vier Jahren, ſteht reich geputzt auf der<lb/> Schwelle, und laͤchelt uns an. Wir blieben<lb/> ganz ſtumm vor Erſtaunen, und ich wußte erſt<lb/> nicht, war es ein ordentlicher, kleiner Menſch,<lb/> war es blos ein gaukelhaftiges Bildniß. Da<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0036]
ſorglos und ſelig mit ihm ſpielt, buͤckt ſich die
Kleine auf Einmal vor, als ſaͤhe ſie etwas ganz
Wunderſchoͤnes im Waſſer; meine Frau ſieht ſie
noch lachen, den lieben Engel, und mit den Haͤnd-
chen greifen; aber im Augenblick ſchießt ſie ihr
durch die raſche Bewegung aus den Armen,
und in den feuchten Spiegel hinunter. Ich
habe viel geſucht nach der kleinen Todten; es
war zu nichts; auch keine Spur von ihr war
zu finden. —
Nun wir verwaiſten Aeltern ſaßen denn
noch ſelbigen Abends ſtill beiſammen in der Huͤt-
te, zu reden hatte Keiner Luſt von uns, wenn
man es auch gekonnt haͤtte vor Thraͤnen. Wir
ſahen ſo in das Feuer des Heerdes hinein. Da
raſchelt was draußen an der Thuͤr; ſie ſpringt
auf, und ein wunderſchoͤnes Maͤgdlein von etwa
drei, vier Jahren, ſteht reich geputzt auf der
Schwelle, und laͤchelt uns an. Wir blieben
ganz ſtumm vor Erſtaunen, und ich wußte erſt
nicht, war es ein ordentlicher, kleiner Menſch,
war es blos ein gaukelhaftiges Bildniß. Da
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