Du bist vielleicht, mein lieber Leser, schon irgend- wo, nach mannigfachem Auf- und Abtreiben in der Welt, an einen Ort gekommen, wo Dir es wohl war; die Jedwedem eingeborne Liebe zu eignem Heerd und stillen Frieden ging wieder auf in Dir; Du meintest, die Heimath blühe mit allen Blumen der Kindheit und der allerreinsten, innigsten Liebe, wieder aus theuren Grabstätten hervor, und hier müsse gut wohnen und Hütten bauen sein. Ob Du Dich darin geirrt, und den Irrthum nachher schmerzlich abgebüßt hast, das soll hier nichts zur Sache thun, und Du wirst Dich auch selbst wohl mit dem herben Nach- schmack nicht freiwillig betrüben wollen. Aber
D
Fuͤnftes Kapitel.
Wie der Ritter auf der Seeſpitze lebte.
Du biſt vielleicht, mein lieber Leſer, ſchon irgend- wo, nach mannigfachem Auf- und Abtreiben in der Welt, an einen Ort gekommen, wo Dir es wohl war; die Jedwedem eingeborne Liebe zu eignem Heerd und ſtillen Frieden ging wieder auf in Dir; Du meinteſt, die Heimath bluͤhe mit allen Blumen der Kindheit und der allerreinſten, innigſten Liebe, wieder aus theuren Grabſtaͤtten hervor, und hier muͤſſe gut wohnen und Huͤtten bauen ſein. Ob Du Dich darin geirrt, und den Irrthum nachher ſchmerzlich abgebuͤßt haſt, das ſoll hier nichts zur Sache thun, und Du wirſt Dich auch ſelbſt wohl mit dem herben Nach- ſchmack nicht freiwillig betruͤben wollen. Aber
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Fuͤnftes Kapitel.
Wie der Ritter auf der Seeſpitze lebte.
Du biſt vielleicht, mein lieber Leſer, ſchon irgend-
wo, nach mannigfachem Auf- und Abtreiben in
der Welt, an einen Ort gekommen, wo Dir es
wohl war; die Jedwedem eingeborne Liebe zu
eignem Heerd und ſtillen Frieden ging wieder
auf in Dir; Du meinteſt, die Heimath bluͤhe mit
allen Blumen der Kindheit und der allerreinſten,
innigſten Liebe, wieder aus theuren Grabſtaͤtten
hervor, und hier muͤſſe gut wohnen und Huͤtten
bauen ſein. Ob Du Dich darin geirrt, und den
Irrthum nachher ſchmerzlich abgebuͤßt haſt, das
ſoll hier nichts zur Sache thun, und Du wirſt
Dich auch ſelbſt wohl mit dem herben Nach-
ſchmack nicht freiwillig betruͤben wollen. Aber
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/63>, abgerufen am 16.02.2025.
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