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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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rufe jene unaussprechlich süsse Ahnung, jenen eng-
lischen Gruß des Friedens wieder in Dir herauf,
und Du wirst ungefähr wissen können, wie dem
Ritter Huldbrand während seines Lebens auf der
Seespitze zu Sinne war.

Er sah oftmals mit innigem Wohlbehagen,
wie der Waldstrom mit jedem Tage wilder ein-
herrollte, wie er sich sein Bette breiter und brei-
ter riß, und die Abgeschiedenheit auf der Insel
so für immer längere Zeit ausdehnte. Einen
Theil des Tages über, strich er mit einer alten
Armbrust, die er in einem Winkel der Hütte ge-
funden, und sich ausgebessert hatte, umher, nach
den vorüberfliegenden Vögeln, lauernd, und, was
er von ihnen treffen konnte, als guten Braten in
die Küche liefernd. Brachte er nun seine Beute
zurück, so unterließ Undine fast niemals, ihn aus-
zuschelten, daß er den lieben, lustigen Thierchen
oben im blauen Luftmeer so feindlich ihr fröhli-
ches Leben stehle; ja sie weinte oftmals bitterlich
bei dem Anblicke des todten Geflügels. Kam er
aber dann ein andermal wieder heim, und hatte

rufe jene unausſprechlich ſuͤſſe Ahnung, jenen eng-
liſchen Gruß des Friedens wieder in Dir herauf,
und Du wirſt ungefaͤhr wiſſen koͤnnen, wie dem
Ritter Huldbrand waͤhrend ſeines Lebens auf der
Seeſpitze zu Sinne war.

Er ſah oftmals mit innigem Wohlbehagen,
wie der Waldſtrom mit jedem Tage wilder ein-
herrollte, wie er ſich ſein Bette breiter und brei-
ter riß, und die Abgeſchiedenheit auf der Inſel
ſo fuͤr immer laͤngere Zeit ausdehnte. Einen
Theil des Tages uͤber, ſtrich er mit einer alten
Armbruſt, die er in einem Winkel der Huͤtte ge-
funden, und ſich ausgebeſſert hatte, umher, nach
den voruͤberfliegenden Voͤgeln, lauernd, und, was
er von ihnen treffen konnte, als guten Braten in
die Kuͤche liefernd. Brachte er nun ſeine Beute
zuruͤck, ſo unterließ Undine faſt niemals, ihn aus-
zuſchelten, daß er den lieben, luſtigen Thierchen
oben im blauen Luftmeer ſo feindlich ihr froͤhli-
ches Leben ſtehle; ja ſie weinte oftmals bitterlich
bei dem Anblicke des todten Gefluͤgels. Kam er
aber dann ein andermal wieder heim, und hatte

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[50/0064] rufe jene unausſprechlich ſuͤſſe Ahnung, jenen eng- liſchen Gruß des Friedens wieder in Dir herauf, und Du wirſt ungefaͤhr wiſſen koͤnnen, wie dem Ritter Huldbrand waͤhrend ſeines Lebens auf der Seeſpitze zu Sinne war. Er ſah oftmals mit innigem Wohlbehagen, wie der Waldſtrom mit jedem Tage wilder ein- herrollte, wie er ſich ſein Bette breiter und brei- ter riß, und die Abgeſchiedenheit auf der Inſel ſo fuͤr immer laͤngere Zeit ausdehnte. Einen Theil des Tages uͤber, ſtrich er mit einer alten Armbruſt, die er in einem Winkel der Huͤtte ge- funden, und ſich ausgebeſſert hatte, umher, nach den voruͤberfliegenden Voͤgeln, lauernd, und, was er von ihnen treffen konnte, als guten Braten in die Kuͤche liefernd. Brachte er nun ſeine Beute zuruͤck, ſo unterließ Undine faſt niemals, ihn aus- zuſchelten, daß er den lieben, luſtigen Thierchen oben im blauen Luftmeer ſo feindlich ihr froͤhli- ches Leben ſtehle; ja ſie weinte oftmals bitterlich bei dem Anblicke des todten Gefluͤgels. Kam er aber dann ein andermal wieder heim, und hatte

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/64>, abgerufen am 21.11.2024.