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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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wort wartend, ihre Thränen waren gehemmt.
Alle in der Hütte hatten sich von ihren Sitzen
erhoben, und traten schaudernd vor ihr zurück.
Sie aber schien nur für den Geistlichen Augen
zu haben, auf ihren Zügen malte sich der Aus-
druck einer fürchtenden Neubegier, die eben deshalb
den Andern höchst furchtbar vorkam. -- Schwer
muß die Seele lasten, fuhr sie fort, da ihr noch
Niemand antwortete; sehr schwer! Denn schon
ihr annahendes Bild überschattet mich mit Angst
und Trauer. Und ach, ich war so leicht, so
lustig sonst! -- Und in einen erneuten Thrä-
nenstrom brach sie aus, und schlug das Gewand
vor ihrem Antlitze zusammen. Da trat der
Priester, ernsten Ansehns, auf sie zu, und sprach
sie an, und beschwur sie bei den heiligsten Na-
men, sie solle die lichte Hülle abwerfen, falls et-
was Böses in ihr sei. Sie aber sank vor ihm
in die Knie, alles Fromme wiederholend, was
er sprach, und Gott lobend, und betheuernd, sie
meine es gut mit der ganzen Welt Da sagte
endlich der Priester zum Ritter: Herr Bräuti-

wort wartend, ihre Thraͤnen waren gehemmt.
Alle in der Huͤtte hatten ſich von ihren Sitzen
erhoben, und traten ſchaudernd vor ihr zuruͤck.
Sie aber ſchien nur fuͤr den Geiſtlichen Augen
zu haben, auf ihren Zuͤgen malte ſich der Aus-
druck einer fuͤrchtenden Neubegier, die eben deshalb
den Andern hoͤchſt furchtbar vorkam. — Schwer
muß die Seele laſten, fuhr ſie fort, da ihr noch
Niemand antwortete; ſehr ſchwer! Denn ſchon
ihr annahendes Bild uͤberſchattet mich mit Angſt
und Trauer. Und ach, ich war ſo leicht, ſo
luſtig ſonſt! — Und in einen erneuten Thraͤ-
nenſtrom brach ſie aus, und ſchlug das Gewand
vor ihrem Antlitze zuſammen. Da trat der
Prieſter, ernſten Anſehns, auf ſie zu, und ſprach
ſie an, und beſchwur ſie bei den heiligſten Na-
men, ſie ſolle die lichte Huͤlle abwerfen, falls et-
was Boͤſes in ihr ſei. Sie aber ſank vor ihm
in die Knie, alles Fromme wiederholend, was
er ſprach, und Gott lobend, und betheuernd, ſie
meine es gut mit der ganzen Welt Da ſagte
endlich der Prieſter zum Ritter: Herr Braͤuti-

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[74/0088] wort wartend, ihre Thraͤnen waren gehemmt. Alle in der Huͤtte hatten ſich von ihren Sitzen erhoben, und traten ſchaudernd vor ihr zuruͤck. Sie aber ſchien nur fuͤr den Geiſtlichen Augen zu haben, auf ihren Zuͤgen malte ſich der Aus- druck einer fuͤrchtenden Neubegier, die eben deshalb den Andern hoͤchſt furchtbar vorkam. — Schwer muß die Seele laſten, fuhr ſie fort, da ihr noch Niemand antwortete; ſehr ſchwer! Denn ſchon ihr annahendes Bild uͤberſchattet mich mit Angſt und Trauer. Und ach, ich war ſo leicht, ſo luſtig ſonſt! — Und in einen erneuten Thraͤ- nenſtrom brach ſie aus, und ſchlug das Gewand vor ihrem Antlitze zuſammen. Da trat der Prieſter, ernſten Anſehns, auf ſie zu, und ſprach ſie an, und beſchwur ſie bei den heiligſten Na- men, ſie ſolle die lichte Huͤlle abwerfen, falls et- was Boͤſes in ihr ſei. Sie aber ſank vor ihm in die Knie, alles Fromme wiederholend, was er ſprach, und Gott lobend, und betheuernd, ſie meine es gut mit der ganzen Welt Da ſagte endlich der Prieſter zum Ritter: Herr Braͤuti-

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/88>, abgerufen am 21.11.2024.