grunde seiner Seele lauerten, und ihm einreden wollten, er sei an eine Fey, oder sonst ein bös- lich neckendes Wesen der Geisterwelt, angetraut; nur noch die einzige Frage ging fast unversehns über seine Lippen: liebes Undinchen, sage mir doch das Eine, was war es, das Du von Erd- geistern sprachst, da der Priester an die Thür klopfte, und von Kühleborn? -- Mährchen! Kindermährchen! sagte Undine lachend, und ganz wieder in ihrer gewohnten Lustigkeit. Erst hab' ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt Ihr's mich. Das ist das Ende vom Liede und vom ganzen Hochzeitabend. -- Nein, das ist es nicht, sagte der von Liebe berauschte Ritter, löschte die Kerzen, und trug seine schöne Gelieb- te unter tausend Küssen, vom Monde, der hell durch die Fenster herein sah, anmuthig beleuch- tet, zu der Brautkammer hinein.
grunde ſeiner Seele lauerten, und ihm einreden wollten, er ſei an eine Fey, oder ſonſt ein boͤs- lich neckendes Weſen der Geiſterwelt, angetraut; nur noch die einzige Frage ging faſt unverſehns uͤber ſeine Lippen: liebes Undinchen, ſage mir doch das Eine, was war es, das Du von Erd- geiſtern ſprachſt, da der Prieſter an die Thuͤr klopfte, und von Kuͤhleborn? — Maͤhrchen! Kindermaͤhrchen! ſagte Undine lachend, und ganz wieder in ihrer gewohnten Luſtigkeit. Erſt hab’ ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt Ihr’s mich. Das iſt das Ende vom Liede und vom ganzen Hochzeitabend. — Nein, das iſt es nicht, ſagte der von Liebe berauſchte Ritter, loͤſchte die Kerzen, und trug ſeine ſchoͤne Gelieb- te unter tauſend Kuͤſſen, vom Monde, der hell durch die Fenſter herein ſah, anmuthig beleuch- tet, zu der Brautkammer hinein.
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grunde ſeiner Seele lauerten, und ihm einreden
wollten, er ſei an eine Fey, oder ſonſt ein boͤs-
lich neckendes Weſen der Geiſterwelt, angetraut;
nur noch die einzige Frage ging faſt unverſehns
uͤber ſeine Lippen: liebes Undinchen, ſage mir
doch das Eine, was war es, das Du von Erd-
geiſtern ſprachſt, da der Prieſter an die Thuͤr
klopfte, und von Kuͤhleborn? — Maͤhrchen!
Kindermaͤhrchen! ſagte Undine lachend, und ganz
wieder in ihrer gewohnten Luſtigkeit. Erſt hab’
ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt
Ihr’s mich. Das iſt das Ende vom Liede und
vom ganzen Hochzeitabend. — Nein, das iſt es
nicht, ſagte der von Liebe berauſchte Ritter,
loͤſchte die Kerzen, und trug ſeine ſchoͤne Gelieb-
te unter tauſend Kuͤſſen, vom Monde, der hell
durch die Fenſter herein ſah, anmuthig beleuch-
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/90>, abgerufen am 16.02.2025.
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