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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der zwey und zwantzigste Discurs/
von den Gestirnen ihren Ausfluß nehmen; wie das Feuer von der Son-
nen/ mit den Sonnen-Stralen; Feuer aus dem Feuer; Krafft und
Würckung/ aus den Edelgesteinen/ von dem Magnet/ und andren
Körpern/ herfür gehet.

Diß ist dasjenige Himmels-Feuer/ welches Prometheus/ Ja-
phets Sohn/ nach dem Raht der Minerven/ heimlich vom Himmel ge-
nommen/ etc. Die Sterne stralen und streuen/ durch ihr Liecht/ Schein/
und Glantz/ nichts/ als lauter Spiritus/ oder subtile Geister/ von sich
aus: Welche Geister/ von andren natürlichen spirituösischen Körpern/
vermittelst deß Zugs/ und wegen der Gleichheit/ so unter gleichen Din-
gen befindlich ist/ willig und begierlich aufgenommen werden. Daß aber
die Einflüsse der Sterne/ zur Formirung unsrer Körperlichen Geister sich
eingiessen/ erweiset dieser Author vorher; da er anzeigt/ wie die Lebens-
Geister abgesondert und erzeuget werden/ nicht nur aus den Geistern un-
serer Speisen; sondern auch/ aus der Lufft: Gestaltsam Sennertus/
und Andre/ deutlich genug solches lehren. Doch macht die Lufft solche
Lebens-Geister nicht allein; sondern vermittelst der astralischen Geister/
durch welche die Lufft mit stetiger Anstralung geschwängert/ und belebet
wird. Fort und fort wird die Lufft/ mit solchen Gestirn-Geistern/ ge-
tränckt/ mit Liecht/ Stralen/ und Einflüssen gebalsamirt; von
Feuer/ und himmlischen Kräfften niemal leer noch ledig: Welchen Bal-
sam/ welche Geister und Einflüsse/ wir zugleich/ mit der Lufft/ einschöpf-
fen/ ohn welche wir auch weder leben/ noch bestehen/ noch Athem holen
könnten. Feuer und Lufft machen einen Körper/ nemlich eine warme
Lufft; nicht anders/ als wie Wasser und Feuer ein heisses Wasser/ wel-
ches wir schöpffen können; Feuer/ und Eisen/ ein glühendes Eisen; Was-
ser und Erde/ den Kot; Wasser und Meel einen Teig/ u. s. f. Gleich also
machen auch die Stral-Geister der Gestirne/ mit der Lufft/ einen Lufft-
Körper/ welchen wir an uns ziehen/ und einhauchen/ von welchem wir
auch leben/ aus welchem gleichfalls die Geister unsers Leibes erzeuget/ und
wieder erneuert werden.

Hieraus entstehet solche wunderliche Ubereintreffung/ solches em-
pfindliche Beypflichten/ Mit-Gefühl und Gleich-Artung unserer Lei-
bes-Geister mit dem Gestirn: Weil nemlich unsere/ und die Stern-
Geister einerley/ die einander ähnlich/ und deßwegen einander empfin-
den/ magnetischer Weise anziehen/ und zu sich raffen. Und diß ist eigent-
lich die rechte Ursach/ warum die Stern-Deuter/ bey den Geburt-Stel-
lungen/ lieber die Zeit der Geburt/ als der Empfängniß/ in Betrach-
tung nehmen: Weil der zarte Leib eines neu gebornen Kindleins die der

Lufft

Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/
von den Geſtirnen ihren Ausfluß nehmen; wie das Feuer von der Son-
nen/ mit den Sonnen-Stralen; Feuer aus dem Feuer; Krafft und
Wuͤrckung/ aus den Edelgeſteinen/ von dem Magnet/ und andren
Koͤrpern/ herfuͤr gehet.

Diß iſt dasjenige Himmels-Feuer/ welches Prometheus/ Ja-
phets Sohn/ nach dem Raht der Minerven/ heimlich vom Himmel ge-
nommen/ ꝛc. Die Sterne ſtralen und ſtreuen/ durch ihr Liecht/ Schein/
und Glantz/ nichts/ als lauter Spiritus/ oder ſubtile Geiſter/ von ſich
aus: Welche Geiſter/ von andren natuͤrlichen ſpirituoͤſiſchen Koͤrpern/
vermittelſt deß Zugs/ und wegen der Gleichheit/ ſo unter gleichen Din-
gen befindlich iſt/ willig und begierlich aufgenommen werden. Daß aber
die Einfluͤſſe der Sterne/ zur Formirung unſrer Koͤrperlichen Geiſter ſich
eingieſſen/ erweiſet dieſer Author vorher; da er anzeigt/ wie die Lebens-
Geiſter abgeſondert und erzeuget werden/ nicht nur aus den Geiſtern un-
ſerer Speiſen; ſondern auch/ aus der Lufft: Geſtaltſam Sennertus/
und Andre/ deutlich genug ſolches lehren. Doch macht die Lufft ſolche
Lebens-Geiſter nicht allein; ſondern vermittelſt der aſtraliſchen Geiſter/
durch welche die Lufft mit ſtetiger Anſtralung geſchwaͤngert/ und belebet
wird. Fort und fort wird die Lufft/ mit ſolchen Geſtirn-Geiſtern/ ge-
traͤnckt/ mit Liecht/ Stralen/ und Einfluͤſſen gebalſamirt; von
Feuer/ und himmliſchen Kraͤfften niemal leer noch ledig: Welchen Bal-
ſam/ welche Geiſter und Einfluͤſſe/ wir zugleich/ mit der Lufft/ einſchoͤpf-
fen/ ohn welche wir auch weder leben/ noch beſtehen/ noch Athem holen
koͤnnten. Feuer und Lufft machen einen Koͤrper/ nemlich eine warme
Lufft; nicht anders/ als wie Waſſer und Feuer ein heiſſes Waſſer/ wel-
ches wir ſchoͤpffen koͤnnen; Feuer/ und Eiſen/ ein gluͤhendes Eiſen; Waſ-
ſer und Erde/ den Kot; Waſſer und Meel einen Teig/ u. ſ. f. Gleich alſo
machen auch die Stral-Geiſter der Geſtirne/ mit der Lufft/ einen Lufft-
Koͤrper/ welchen wir an uns ziehen/ und einhauchen/ von welchem wir
auch leben/ aus welchem gleichfalls die Geiſter unſers Leibes erzeuget/ und
wieder erneuert werden.

Hieraus entſtehet ſolche wunderliche Ubereintreffung/ ſolches em-
pfindliche Beypflichten/ Mit-Gefuͤhl und Gleich-Artung unſerer Lei-
bes-Geiſter mit dem Geſtirn: Weil nemlich unſere/ und die Stern-
Geiſter einerley/ die einander aͤhnlich/ und deßwegen einander empfin-
den/ magnetiſcher Weiſe anziehen/ und zu ſich raffen. Und diß iſt eigent-
lich die rechte Urſach/ warum die Stern-Deuter/ bey den Geburt-Stel-
lungen/ lieber die Zeit der Geburt/ als der Empfaͤngniß/ in Betrach-
tung nehmen: Weil der zarte Leib eines neu gebornen Kindleins die der

Lufft
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[1332/1408] Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/ von den Geſtirnen ihren Ausfluß nehmen; wie das Feuer von der Son- nen/ mit den Sonnen-Stralen; Feuer aus dem Feuer; Krafft und Wuͤrckung/ aus den Edelgeſteinen/ von dem Magnet/ und andren Koͤrpern/ herfuͤr gehet. Diß iſt dasjenige Himmels-Feuer/ welches Prometheus/ Ja- phets Sohn/ nach dem Raht der Minerven/ heimlich vom Himmel ge- nommen/ ꝛc. Die Sterne ſtralen und ſtreuen/ durch ihr Liecht/ Schein/ und Glantz/ nichts/ als lauter Spiritus/ oder ſubtile Geiſter/ von ſich aus: Welche Geiſter/ von andren natuͤrlichen ſpirituoͤſiſchen Koͤrpern/ vermittelſt deß Zugs/ und wegen der Gleichheit/ ſo unter gleichen Din- gen befindlich iſt/ willig und begierlich aufgenommen werden. Daß aber die Einfluͤſſe der Sterne/ zur Formirung unſrer Koͤrperlichen Geiſter ſich eingieſſen/ erweiſet dieſer Author vorher; da er anzeigt/ wie die Lebens- Geiſter abgeſondert und erzeuget werden/ nicht nur aus den Geiſtern un- ſerer Speiſen; ſondern auch/ aus der Lufft: Geſtaltſam Sennertus/ und Andre/ deutlich genug ſolches lehren. Doch macht die Lufft ſolche Lebens-Geiſter nicht allein; ſondern vermittelſt der aſtraliſchen Geiſter/ durch welche die Lufft mit ſtetiger Anſtralung geſchwaͤngert/ und belebet wird. Fort und fort wird die Lufft/ mit ſolchen Geſtirn-Geiſtern/ ge- traͤnckt/ mit Liecht/ Stralen/ und Einfluͤſſen gebalſamirt; von Feuer/ und himmliſchen Kraͤfften niemal leer noch ledig: Welchen Bal- ſam/ welche Geiſter und Einfluͤſſe/ wir zugleich/ mit der Lufft/ einſchoͤpf- fen/ ohn welche wir auch weder leben/ noch beſtehen/ noch Athem holen koͤnnten. Feuer und Lufft machen einen Koͤrper/ nemlich eine warme Lufft; nicht anders/ als wie Waſſer und Feuer ein heiſſes Waſſer/ wel- ches wir ſchoͤpffen koͤnnen; Feuer/ und Eiſen/ ein gluͤhendes Eiſen; Waſ- ſer und Erde/ den Kot; Waſſer und Meel einen Teig/ u. ſ. f. Gleich alſo machen auch die Stral-Geiſter der Geſtirne/ mit der Lufft/ einen Lufft- Koͤrper/ welchen wir an uns ziehen/ und einhauchen/ von welchem wir auch leben/ aus welchem gleichfalls die Geiſter unſers Leibes erzeuget/ und wieder erneuert werden. Hieraus entſtehet ſolche wunderliche Ubereintreffung/ ſolches em- pfindliche Beypflichten/ Mit-Gefuͤhl und Gleich-Artung unſerer Lei- bes-Geiſter mit dem Geſtirn: Weil nemlich unſere/ und die Stern- Geiſter einerley/ die einander aͤhnlich/ und deßwegen einander empfin- den/ magnetiſcher Weiſe anziehen/ und zu ſich raffen. Und diß iſt eigent- lich die rechte Urſach/ warum die Stern-Deuter/ bey den Geburt-Stel- lungen/ lieber die Zeit der Geburt/ als der Empfaͤngniß/ in Betrach- tung nehmen: Weil der zarte Leib eines neu gebornen Kindleins die der Lufft

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1408>, abgerufen am 27.07.2024.