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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der drey und zwantzigste Discurs/
zum wenigsten schlechte Ehre damit auf/ und bekommt/ für seine Mühe/
von fürnehmen Personen/ Ungnade zur Belohnung.

Adlerhaupt Das haben viel Sterndeuter redlich erfahren. Pe-
trus Leonius/ ein Jtaliänischer Medicus von Spoleto/ aber der Stern-
deutung allzu tieff ergeben/ also/ daß ihn seine Wahrsagereyen gar in
Verdacht teufflischer Correspondentz gesetzt/ (massen der Astrologische
Fürwitz dazu einen guten Kuppler abgibt) hatte/ aus seiner Nativität so
viel erkundschafftet/ er würde plötzlich einmal sterben/ und zwar im Was-
ser. Was halff ihm diese vorwitzige Vorwissenschafft? Nichts. Er ver-
meinte zwar solchem Unheil/ durch seine Vernunfft/ zu entweichen/ wo-
mit sonder Zweifel die Göttliche Rache diese seine aberglaubische For-
schung hat straffen wollen; begab sich derhalben von Padua und Vene-
dig hinweg nach Spoleto: damit er/ in selbiger Land-festen Gegend/ der
öffteren Uberfahrten zu Wasser geübrigt wäre. Es stund so gar lang
nicht an/ daß man ihn zu dem Bettrüstigem Laurentio de Medices be-
rieff/ um seines Rahts/ als eines erfahrnen Artztes/ zu pflegen: Da
verließ er sich mehr/ auf die Stern-als Artzeney-Kunst/ ließ sich seinen
eitlen Wahn bereden/ der Patient würde unfchlbarlich wieder genesen;
setzte also die natürliche Hülff-Mittel an die Seiten/ in Meinung die
Sterne selbst würden denselben kräfftig genug kuriren: ohn angesehen/
die sichtbare Abnehmung und Verschlimmerung deß Krancken viel ein
andres drohete. Als aber Lazarus von Plaisanza/ ein wolbenamter
Artzt/ durch den Ludwig Sforzia/ dahin geschickt ward/ und den groben
wahnsüchtigen Fehler Leonii/ wie auch/ was damit verabsäumet wäre/
erkannte: verwieß er diesem solchen hauptsach- und sträfflichen Kunst-
Fehler/ und eine so unverantwortliche Ermanglung seiner Obligenheit/
wodurch gleichwol nunmehr der Patient unersetzlich wäre verabsäumt.
Unglückli-
ches Ende
Petri Leo-
nii.
Also ward Leonius/ mit schlechter Ehre/ beurlaubt/ von Männiglichen
verachtet/ und also aus Florentz vertrieben. Nachdem Laureutius de
Medices verschieden; hat man hernnch Leonium/ im Dorff Carega/ un-
fern von Florentz/ im Grunde eines Brunnen gefunden. (a)

Eben so schönen Vortheil hat der Meister in der Vor- und
Wahrsagerey/ Antiochus Tibertus von Celena/ zuletzt erwuchert. Er
unterstund sich/ manche fürnehme Personen/ aus dem Gestirn/
für Unglück zu warnen; kunte doch sein eigenes/ mit aller seiner Stern-
Kunst/ nicht verhüten; daß ihn Pandolfo Malatesta/ Herr zu Ri-
mini/ welchem er den Verlust seines Stands/ und Guts/ und die
äusserste Armut geweissagt/ nicht hätte beym Kopff nehmen/ und gefäng-

lich
(a) Ut Jovius refert, in Vitis Virorum Illustrium.

Der drey und zwantzigſte Discurs/
zum wenigſten ſchlechte Ehre damit auf/ und bekommt/ fuͤr ſeine Muͤhe/
von fuͤrnehmen Perſonen/ Ungnade zur Belohnung.

Adlerhaupt Das haben viel Sterndeuter redlich erfahren. Pe-
trus Leonius/ ein Jtaliaͤniſcher Medicus von Spoleto/ aber der Stern-
deutung allzu tieff ergeben/ alſo/ daß ihn ſeine Wahrſagereyen gar in
Verdacht teuffliſcher Correſpondentz geſetzt/ (maſſen der Aſtrologiſche
Fuͤrwitz dazu einen guten Kuppler abgibt) hatte/ aus ſeiner Nativitaͤt ſo
viel erkundſchafftet/ er wuͤrde ploͤtzlich einmal ſterben/ und zwar im Waſ-
ſer. Was halff ihm dieſe vorwitzige Vorwiſſenſchafft? Nichts. Er ver-
meinte zwar ſolchem Unheil/ durch ſeine Vernunfft/ zu entweichen/ wo-
mit ſonder Zweifel die Goͤttliche Rache dieſe ſeine aberglaubiſche For-
ſchung hat ſtraffen wollen; begab ſich derhalben von Padua und Vene-
dig hinweg nach Spoleto: damit er/ in ſelbiger Land-feſten Gegend/ der
oͤffteren Uberfahrten zu Waſſer geuͤbrigt waͤre. Es ſtund ſo gar lang
nicht an/ daß man ihn zu dem Bettruͤſtigem Laurentio de Medices be-
rieff/ um ſeines Rahts/ als eines erfahrnen Artztes/ zu pflegen: Da
verließ er ſich mehr/ auf die Stern-als Artzeney-Kunſt/ ließ ſich ſeinen
eitlen Wahn bereden/ der Patient wuͤrde unfchlbarlich wieder geneſen;
ſetzte alſo die natuͤrliche Huͤlff-Mittel an die Seiten/ in Meinung die
Sterne ſelbſt wuͤrden denſelben kraͤfftig genug kuriren: ohn angeſehen/
die ſichtbare Abnehmung und Verſchlimmerung deß Krancken viel ein
andres drohete. Als aber Lazarus von Plaiſanza/ ein wolbenamter
Artzt/ durch den Ludwig Sforzia/ dahin geſchickt ward/ und den groben
wahnſuͤchtigen Fehler Leonii/ wie auch/ was damit verabſaͤumet waͤre/
erkannte: verwieß er dieſem ſolchen hauptſach- und ſtraͤfflichen Kunſt-
Fehler/ und eine ſo unverantwortliche Ermanglung ſeiner Obligenheit/
wodurch gleichwol nunmehr der Patient unerſetzlich waͤre verabſaͤumt.
Ungluͤckli-
ches Ende
Petri Leo-
nii.
Alſo ward Leonius/ mit ſchlechter Ehre/ beurlaubt/ von Maͤnniglichen
verachtet/ und alſo aus Florentz vertrieben. Nachdem Laureutius de
Medices verſchieden; hat man hernnch Leonium/ im Dorff Carega/ un-
fern von Florentz/ im Grunde eines Brunnen gefunden. (a)

Eben ſo ſchoͤnen Vortheil hat der Meiſter in der Vor- und
Wahrſagerey/ Antiochus Tibertus von Celena/ zuletzt erwuchert. Er
unterſtund ſich/ manche fuͤrnehme Perſonen/ aus dem Geſtirn/
fuͤr Ungluͤck zu warnen; kunte doch ſein eigenes/ mit aller ſeiner Stern-
Kunſt/ nicht verhuͤten; daß ihn Pandolfo Malateſta/ Herꝛ zu Ri-
mini/ welchem er den Verluſt ſeines Stands/ und Guts/ und die
aͤuſſerſte Armut geweiſſagt/ nicht haͤtte beym Kopff nehmen/ und gefaͤng-

lich
(a) Ut Jovius refert, in Vitis Virorum Illuſtrium.
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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1648>, abgerufen am 23.12.2024.