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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Mond/

Winterschild. Jch lasse das alles/ was der Herr fürgebracht/
unwiedersprochen gelten. Aber wenn der Mond einem bauchigtem Spie-
gel gleich; so würde er/ weil seine Auswendigkeit/ aus unzehlich-vielen
Inclinationibus bestehet/ mit der Weise seine Gegenstralung überall
nach allen Orten und Enden hinwerffen; und nicht nur/ wie von den fla-
chen Spiegeln geschicht/ auf einen Ort allein.

Goldstern. Weil die halbe Mond-Kugel niemals/ (ausbenom-
men um die Fülle/) in Absehen gegen dem Erdbodem von der Sonnen
gantz erleuchtet wird/ bevorab bey den Vierteln/ und Sichel-förmigen
Gestalten deß Monds: so werden auch vermittelst selbiger Unendlichkeit
der Jnclinationen/ als welche von der gantzen Auswendigkeit entstehet/
die Stralen nicht aller Orten hin zurück geworffen; sondern nur auf einen
gewissen Ort; ausbenommen/ wie gesagt/ im Vollmond. Und ob man
solches gleich wolte zugeben; würde dennoch weiter nichts draus erfolgen/
als daß aller Orten und Enden/ vermittelst solches bauchigten Spiegels/
die Bildniß der Sonnen erschiene/ und zwar viel kleiner/ weder die Ge-
stalt derselben/ so uns zu Gesichte kommt. Denn in den ausgebogenen
Spiegeln/ kommen alle Sachen kleiner/ weder sie würcklich sind/ laut
der Spiegel-Rege: Jn den bauchichten Spiegeln sind die Bil-
der kleiner.

Winterschild. Mit dieser Antwort/ ist es noch nicht ausge-
macht. Denn man kan wiederum einkommen/ und sagen/ es sey nicht
nöthig/ daß das Bild der Sonnen/ in einem ausgebogenem oder bau-
chichten Spiegel erscheine: weil es die gar zu ferne Entlegenheit würdelaus-
leschen; angemerckt/ die Seh-Kunst lehret: daß die ausgebogene
Spiegel
(Specula convexa) ein Ding viel kleiner fürstellen/
weder es in der Warh ei t ist; und daß ein Bild destomehr ab-
nehme/ je weiter die Sachen selbst/ von dem Spiegel/ entfer-
net stehen.

Goldstern. Man nimt dieses gantz gern an/ mit gereichten Hän-
den: weil es gewiß/ und zu einer guten Seulen bequem ist/ darauf man
den Gegensatz möge gründen. Vors Erste aber/ ist darzu/ daß uns ein
Object hell fürkomme/ nicht genug/ daß es/ von den Stralen deß illumi-
nirenden Körpers/ wird bestrichen: sondern es wird auch dabey erfordert/
daß die Wiederstralen/ zu unserem Auge/ gelangen. Darum wenn der
Wiederstralung kleinster Theil/ von einem ausgebogenem erleuchteten
Spiegel/ Jemanden in die Augen fällt; so muß auch selbiges der kleine-
ste Theil der runden Auswendigkeit oder Uberzugs seyn/ welcher glän-
tzend ins Auge scheint/ indem alle die andre tunckel bleiben. Denn selbiges

ist
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Von dem Mond/

Winterſchild. Jch laſſe das alles/ was der Herꝛ fuͤrgebracht/
unwiederſprochen gelten. Aber wenn der Mond einem bauchigtem Spie-
gel gleich; ſo wuͤrde er/ weil ſeine Auswendigkeit/ aus unzehlich-vielen
Inclinationibus beſtehet/ mit der Weiſe ſeine Gegenſtralung uͤberall
nach allen Orten und Enden hinwerffen; und nicht nur/ wie von den fla-
chen Spiegeln geſchicht/ auf einen Ort allein.

Goldſtern. Weil die halbe Mond-Kugel niemals/ (ausbenom-
men um die Fuͤlle/) in Abſehen gegen dem Erdbodem von der Sonnen
gantz erleuchtet wird/ bevorab bey den Vierteln/ und Sichel-foͤrmigen
Geſtalten deß Monds: ſo werden auch vermittelſt ſelbiger Unendlichkeit
der Jnclinationen/ als welche von der gantzen Auswendigkeit entſtehet/
die Stralen nicht aller Orten hin zuruͤck geworffen; ſondern nur auf einen
gewiſſen Ort; ausbenommen/ wie geſagt/ im Vollmond. Und ob man
ſolches gleich wolte zugeben; wuͤrde dennoch weiter nichts draus erfolgen/
als daß aller Orten und Enden/ vermittelſt ſolches bauchigten Spiegels/
die Bildniß der Sonnen erſchiene/ und zwar viel kleiner/ weder die Ge-
ſtalt derſelben/ ſo uns zu Geſichte kommt. Denn in den ausgebogenen
Spiegeln/ kommen alle Sachen kleiner/ weder ſie wuͤrcklich ſind/ laut
der Spiegel-Rege: Jn den bauchichten Spiegeln ſind die Bil-
der kleiner.

Winterſchild. Mit dieſer Antwort/ iſt es noch nicht ausge-
macht. Denn man kan wiederum einkommen/ und ſagen/ es ſey nicht
noͤthig/ daß das Bild der Sonnen/ in einem ausgebogenem oder bau-
chichten Spiegel erſcheine: weil es die gar zu ferne Entlegenheit wuͤrdelaus-
leſchen; angemerckt/ die Seh-Kunſt lehret: daß die ausgebogene
Spiegel
(Specula convexa) ein Ding viel kleiner fuͤrſtellen/
weder es in der Warh ei t iſt; und daß ein Bild deſtomehr ab-
nehme/ je weiter die Sachen ſelbſt/ von dem Spiegel/ entfer-
net ſtehen.

Goldſtern. Man nimt dieſes gantz gern an/ mit gereichten Haͤn-
den: weil es gewiß/ und zu einer guten Seulen bequem iſt/ darauf man
den Gegenſatz moͤge gruͤnden. Vors Erſte aber/ iſt darzu/ daß uns ein
Object hell fuͤrkomme/ nicht genug/ daß es/ von den Stralen deß illumi-
nirenden Koͤrpers/ wird beſtrichen: ſondern es wird auch dabey erfordert/
daß die Wiederſtralen/ zu unſerem Auge/ gelangen. Darum wenn der
Wiederſtralung kleinſter Theil/ von einem ausgebogenem erleuchteten
Spiegel/ Jemanden in die Augen faͤllt; ſo muß auch ſelbiges der kleine-
ſte Theil der runden Auswendigkeit oder Uberzugs ſeyn/ welcher glaͤn-
tzend ins Auge ſcheint/ indem alle die andre tunckel bleiben. Denn ſelbiges

iſt
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[491/0531] Von dem Mond/ Winterſchild. Jch laſſe das alles/ was der Herꝛ fuͤrgebracht/ unwiederſprochen gelten. Aber wenn der Mond einem bauchigtem Spie- gel gleich; ſo wuͤrde er/ weil ſeine Auswendigkeit/ aus unzehlich-vielen Inclinationibus beſtehet/ mit der Weiſe ſeine Gegenſtralung uͤberall nach allen Orten und Enden hinwerffen; und nicht nur/ wie von den fla- chen Spiegeln geſchicht/ auf einen Ort allein. Goldſtern. Weil die halbe Mond-Kugel niemals/ (ausbenom- men um die Fuͤlle/) in Abſehen gegen dem Erdbodem von der Sonnen gantz erleuchtet wird/ bevorab bey den Vierteln/ und Sichel-foͤrmigen Geſtalten deß Monds: ſo werden auch vermittelſt ſelbiger Unendlichkeit der Jnclinationen/ als welche von der gantzen Auswendigkeit entſtehet/ die Stralen nicht aller Orten hin zuruͤck geworffen; ſondern nur auf einen gewiſſen Ort; ausbenommen/ wie geſagt/ im Vollmond. Und ob man ſolches gleich wolte zugeben; wuͤrde dennoch weiter nichts draus erfolgen/ als daß aller Orten und Enden/ vermittelſt ſolches bauchigten Spiegels/ die Bildniß der Sonnen erſchiene/ und zwar viel kleiner/ weder die Ge- ſtalt derſelben/ ſo uns zu Geſichte kommt. Denn in den ausgebogenen Spiegeln/ kommen alle Sachen kleiner/ weder ſie wuͤrcklich ſind/ laut der Spiegel-Rege: Jn den bauchichten Spiegeln ſind die Bil- der kleiner. Winterſchild. Mit dieſer Antwort/ iſt es noch nicht ausge- macht. Denn man kan wiederum einkommen/ und ſagen/ es ſey nicht noͤthig/ daß das Bild der Sonnen/ in einem ausgebogenem oder bau- chichten Spiegel erſcheine: weil es die gar zu ferne Entlegenheit wuͤrdelaus- leſchen; angemerckt/ die Seh-Kunſt lehret: daß die ausgebogene Spiegel (Specula convexa) ein Ding viel kleiner fuͤrſtellen/ weder es in der Warh ei t iſt; und daß ein Bild deſtomehr ab- nehme/ je weiter die Sachen ſelbſt/ von dem Spiegel/ entfer- net ſtehen. Goldſtern. Man nimt dieſes gantz gern an/ mit gereichten Haͤn- den: weil es gewiß/ und zu einer guten Seulen bequem iſt/ darauf man den Gegenſatz moͤge gruͤnden. Vors Erſte aber/ iſt darzu/ daß uns ein Object hell fuͤrkomme/ nicht genug/ daß es/ von den Stralen deß illumi- nirenden Koͤrpers/ wird beſtrichen: ſondern es wird auch dabey erfordert/ daß die Wiederſtralen/ zu unſerem Auge/ gelangen. Darum wenn der Wiederſtralung kleinſter Theil/ von einem ausgebogenem erleuchteten Spiegel/ Jemanden in die Augen faͤllt; ſo muß auch ſelbiges der kleine- ſte Theil der runden Auswendigkeit oder Uberzugs ſeyn/ welcher glaͤn- tzend ins Auge ſcheint/ indem alle die andre tunckel bleiben. Denn ſelbiges iſt Q q q ij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/531>, abgerufen am 23.12.2024.