Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der siebenzehende Discurs/ dem ab illo in hoc. At enimvero qui calidum Solem dicet, etiamposse pati dicet. Etenim quod non patiatur, id fiet propter excellen- tiam virium: non autem propter naturam qualitatis. Quippe ha- bet contrarium calorem frigus. Ergo si in nostrate frigus agit, per calorem suum, agit tanquam in contrarium. At contraria sub eo- dem genere. Itaque univoce de nostro, & de illius calora calor prae- dicabitur. Praeterea si pones calorem in coelo formaliter, ut loquun- tur, non effective tantum: pones etiam srigus. Ergo erunt in coelo contraria formaliter. Igitur erit aliquod genus, quod de Sole ac Sa- turno, verbi gratia, frigido praedicabitur, tanquam de affectibus a cer- tis differentiis prodeuntibus. Erunt enim inter se Sol & Saturnus agentes & patientes &c. Quae absurditates non premunt eos, qui calorem in coelo agnoscunt ad effectum, non pro affectu &c. Jch wolte dieses gern/ in unserer Teutschen Sprach/ wiederholen/ wenn da- durch nicht manche Philosophische Wörter viel undeutlicher und die Her- ren solches nur/ als studirte Leute/ für einen Uberfluß rechnen würden. Er will aber/ daß ichs kurtz fasse/ so viel sagen: Der Himmel/ oder deß Himmels Theile/ wofür er die Gestirne achtet/ können nicht würcklich warm seyn: weil sie sonst auch die Kälte an sich nehmen könnten. Und wenn etwas von unsern Qualitäten/ oder irdischen Eigenschafften/ am Himmel wäre; so könnte die Natur deß Himmels/ von der unsrigen/ be- würcket werden. Wie er selber/ in der 23. Exercitation redet: [Coeli natura a nostrate natura pati posset.] Wer hat aber so schwache Augen/ und solch ein blödes Gesicht/ daß er nicht leichtlich solte sehen/ wie gar zart diese Waffen/ womit Scaliger die natürliche Sonnen-Wärme will befechten/ und wie schlecht sie gestählert seyen? Die Herren müssten grosse Gedult üben/ wenn ich alle die falsche Grund-Sätze/ oder hypo- theses, erörtern solte/ worauf er dieses sein Fürwenden gebauet: als (nur Exempels Weise/ geredt) wie er/ nach dem falschen Peripatetischen Wahn/ dem Himmel alle corruptibilische Qualitäten nehme; wie er die Sonne/ mit dem Aristotele/ so wol/ als andere Gestirne/ für dickere Thei- le deß Himmels/ achtet/ und also den Schluß machet/ was dem Himmel für Qualitäten können zugeschrieben werden/ die müsse man auch der Sonnen/ in gewisser Masse/ zueignen: wie ungründlich er schliesse/ daß nothwendig ein jedweder Körper widriger Qualitäten müsse fähig seyn; als/ wo Hitze ist/ da müsse auch eine Fähigkeit der Kälte seyn: Welches nicht erfolgt/ sondern seinen Absatz hat/ wenn die Qualität/ aus der na- türlichen Form/ fliesst. Zum Exempel/ aus der Natur deß Sonnen- Feuers fliesst es/ daß es allezeit Hitze habe: Darum kan die widrige Qua- lität
Der ſiebenzehende Discurs/ dem ab illo in hoc. At enimvero qui calidum Solem dicet, etiampoſſe pati dicet. Etenim quod non patiatur, id fiet propter excellen- tiam virium: non autem propter naturam qualitatis. Quippe ha- bet contrarium calorem frigus. Ergo ſi in noſtrate frigus agit, per calorem ſuum, agit tanquam in contrarium. At contraria ſub eo- dem genere. Itaque univocè de noſtro, & de illius calora calor præ- dicabitur. Præterea ſi pones calorem in cœlo formaliter, ut loquun- tur, non effectivè tantùm: pones etiam ſrigus. Ergo erunt in cœlo contraria formaliter. Igitur erit aliquod genus, quod de Sole ac Sa- turno, verbi gratiâ, frigido prædicabitur, tanquam de affectibus à cer- tis differentiis prodeuntibus. Erunt enim inter ſe Sol & Saturnus agentes & patientes &c. Quæ abſurditates non premunt eos, qui calorem in cœlo agnoſcunt ad effectum, non pro affectu &c. Jch wolte dieſes gern/ in unſerer Teutſchen Sprach/ wiederholen/ wenn da- durch nicht manche Philoſophiſche Woͤrter viel undeutlicher und die Her- ren ſolches nur/ als ſtudirte Leute/ fuͤr einen Uberfluß rechnen wuͤrden. Er will aber/ daß ichs kurtz faſſe/ ſo viel ſagen: Der Himmel/ oder deß Himmels Theile/ wofuͤr er die Geſtirne achtet/ koͤnnen nicht wuͤrcklich warm ſeyn: weil ſie ſonſt auch die Kaͤlte an ſich nehmen koͤnnten. Und wenn etwas von unſern Qualitaͤten/ oder irdiſchen Eigenſchafften/ am Himmel waͤre; ſo koͤnnte die Natur deß Himmels/ von der unſrigen/ be- wuͤrcket werden. Wie er ſelber/ in der 23. Exercitation redet: [Cœli natura à noſtrate natura pati poſſet.] Wer hat aber ſo ſchwache Augen/ und ſolch ein bloͤdes Geſicht/ daß er nicht leichtlich ſolte ſehen/ wie gar zart dieſe Waffen/ womit Scaliger die natuͤrliche Sonnen-Waͤrme will befechten/ und wie ſchlecht ſie geſtaͤhlert ſeyen? Die Herren muͤſſten groſſe Gedult uͤben/ wenn ich alle die falſche Grund-Saͤtze/ oder hypo- theſes, eroͤrtern ſolte/ worauf er dieſes ſein Fuͤrwenden gebauet: als (nur Exempels Weiſe/ geredt) wie er/ nach dem falſchen Peripatetiſchen Wahn/ dem Himmel alle corruptibiliſche Qualitaͤten nehme; wie er die Sonne/ mit dem Ariſtotele/ ſo wol/ als andere Geſtirne/ fuͤr dickere Thei- le deß Himmels/ achtet/ und alſo den Schluß machet/ was dem Himmel fuͤr Qualitaͤten koͤnnen zugeſchrieben werden/ die muͤſſe man auch der Sonnen/ in gewiſſer Maſſe/ zueignen: wie ungruͤndlich er ſchlieſſe/ daß nothwendig ein jedweder Koͤrper widriger Qualitaͤten muͤſſe faͤhig ſeyn; als/ wo Hitze iſt/ da muͤſſe auch eine Faͤhigkeit der Kaͤlte ſeyn: Welches nicht erfolgt/ ſondern ſeinen Abſatz hat/ wenn die Qualitaͤt/ aus der na- tuͤrlichen Form/ flieſſt. Zum Exempel/ aus der Natur deß Sonnen- Feuers flieſſt es/ daß es allezeit Hitze habe: Darum kan die widrige Qua- litaͤt
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Der ſiebenzehende Discurs/
dem ab illo in hoc. At enimvero qui calidum Solem dicet, etiam
poſſe pati dicet. Etenim quod non patiatur, id fiet propter excellen-
tiam virium: non autem propter naturam qualitatis. Quippe ha-
bet contrarium calorem frigus. Ergo ſi in noſtrate frigus agit, per
calorem ſuum, agit tanquam in contrarium. At contraria ſub eo-
dem genere. Itaque univocè de noſtro, & de illius calora calor præ-
dicabitur. Præterea ſi pones calorem in cœlo formaliter, ut loquun-
tur, non effectivè tantùm: pones etiam ſrigus. Ergo erunt in cœlo
contraria formaliter. Igitur erit aliquod genus, quod de Sole ac Sa-
turno, verbi gratiâ, frigido prædicabitur, tanquam de affectibus à cer-
tis differentiis prodeuntibus. Erunt enim inter ſe Sol & Saturnus
agentes & patientes &c. Quæ abſurditates non premunt eos, qui
calorem in cœlo agnoſcunt ad effectum, non pro affectu &c. Jch
wolte dieſes gern/ in unſerer Teutſchen Sprach/ wiederholen/ wenn da-
durch nicht manche Philoſophiſche Woͤrter viel undeutlicher und die Her-
ren ſolches nur/ als ſtudirte Leute/ fuͤr einen Uberfluß rechnen wuͤrden.
Er will aber/ daß ichs kurtz faſſe/ ſo viel ſagen: Der Himmel/ oder deß
Himmels Theile/ wofuͤr er die Geſtirne achtet/ koͤnnen nicht wuͤrcklich
warm ſeyn: weil ſie ſonſt auch die Kaͤlte an ſich nehmen koͤnnten. Und
wenn etwas von unſern Qualitaͤten/ oder irdiſchen Eigenſchafften/ am
Himmel waͤre; ſo koͤnnte die Natur deß Himmels/ von der unſrigen/ be-
wuͤrcket werden. Wie er ſelber/ in der 23. Exercitation redet: [Cœli
natura à noſtrate natura pati poſſet.] Wer hat aber ſo ſchwache
Augen/ und ſolch ein bloͤdes Geſicht/ daß er nicht leichtlich ſolte ſehen/ wie
gar zart dieſe Waffen/ womit Scaliger die natuͤrliche Sonnen-Waͤrme
will befechten/ und wie ſchlecht ſie geſtaͤhlert ſeyen? Die Herren muͤſſten
groſſe Gedult uͤben/ wenn ich alle die falſche Grund-Saͤtze/ oder hypo-
theſes, eroͤrtern ſolte/ worauf er dieſes ſein Fuͤrwenden gebauet: als (nur
Exempels Weiſe/ geredt) wie er/ nach dem falſchen Peripatetiſchen
Wahn/ dem Himmel alle corruptibiliſche Qualitaͤten nehme; wie er die
Sonne/ mit dem Ariſtotele/ ſo wol/ als andere Geſtirne/ fuͤr dickere Thei-
le deß Himmels/ achtet/ und alſo den Schluß machet/ was dem Himmel
fuͤr Qualitaͤten koͤnnen zugeſchrieben werden/ die muͤſſe man auch der
Sonnen/ in gewiſſer Maſſe/ zueignen: wie ungruͤndlich er ſchlieſſe/ daß
nothwendig ein jedweder Koͤrper widriger Qualitaͤten muͤſſe faͤhig ſeyn;
als/ wo Hitze iſt/ da muͤſſe auch eine Faͤhigkeit der Kaͤlte ſeyn: Welches
nicht erfolgt/ ſondern ſeinen Abſatz hat/ wenn die Qualitaͤt/ aus der na-
tuͤrlichen Form/ flieſſt. Zum Exempel/ aus der Natur deß Sonnen-
Feuers flieſſt es/ daß es allezeit Hitze habe: Darum kan die widrige Qua-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/798>, abgerufen am 28.07.2024. |