Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.diejenige Thier-Meister/ so einen grimmigen Leuen regieren/ und den Anschauern zur Lust umarmen; dem endlich unversehens/ einmal ihr Herz und Eingeweide/ an den Klauen oder Zähnen / hangen bleibt. Ich vermeine aber/ der gnädige GOtt habe es/ nach seiner vätterlichen Vorsehung/ also gefügt/ daß der Tyrann hierinn so verzüglich gewest/ damit er die Stadt Wien/ als den Widerhalt seines barbarischen Einbruchs/ und die Vormaur deß Römischen Reichs/ nicht überwältigen mögte. Angesehn/ auch bey dieser jüngsten (und GOtt gebe letzten!) Belägerung dieser Stadt/ solche wunderbare Schickung und Obhut GOttes augenscheinlich hervor geleuchtet: als welche es/ über aller Menschen Hoffen und Vermuten / also gerichtet/ daß die Vor-Flucht/ oder Retirade der Käiserlichen Armade der/ mit keiner gnugsamen Besatzung versicherten/ Stadt zur Erhaltung ger athen müssen. Dann so dieselbe/ für der nachsetzenden grossen Türken-Macht/ nicht gewichen/ wäre nicht die Infanterie grössesten Theils/ hineingelegt/ und also die Stadt/ wider eine so grosse Heers-Krafft/ gar nicht bestand gewest. Weil ihm nun Solimannus so wol der Weile nahm; kamen unterdessen ungefähr sechzehen tausend Fußknechte/ und zween tausend Reuter/ der tapffersten und auserlesensten Mannschafft aus Teutschland/ in Wien zusammen/ ohn etliche Spannische Hauffen/ so mit hinein gemarschirt/ und mit ihrer Tapferkeit es schier allen andren zuvor gethan. Wiewol solches Teutsche und Spannische Volk nicht gleich/ bey Solimanns Ankunfft in Ungarn; sondern/ nachdem Ofen zuförderst an die Türken übergangen/ allererst hinein gelegt worden. Indem nun Solimann/ mit seinem Heer/ so langsam fortschleicht/ rüstet sich König Johannes zu Reise nach Ungarn/ um dem Solimann entgegen zu ziehen: und bemühet sich / etliche Truppen aufzubringen/ so ihn mögten begleiten: bey des damit er desto sicherer / und auch ansehlicher/ könnte dahin ziehen/ und/ bey den Türken/ nicht gar in Verachtung käme. Hiezu mangelte ihm aber eine gute Baarschafft/ daren er gänzlich entblöst war/ und deßwegen nicht wenig bekümmert. Er entliehe aber solche Werb-Gelder / und Ausrüstungs-Mittel/ theils von den Polen/ theils von denen Ungarn/ so ihm waren nachgefolgt; und versetzte sein Gold- und Silber-Geschirr/ imgleichen hochschätzbare Perlen und Edelgesteine/ welche er/ in der Flucht/ hatte mit sich genommen/ bey den Wucherern: Wie Isthuanfius schreibt. Dann der de Raewa gadenkt/ es hätten so wol die Polnische Fürsten/ als viele seiner Höflinge/ in die Wette ihm Geld vorgestreckt; also / daß allerdings ein kurzweiliger Tisch-Rath/ Namens Valentinus/ von seinem gar geringem Vermögen/ ihm zehen Ducaten gepresentirt/ und dabey gesagt: Da/ mein Herr König! gebraucht diß Wenige/ zu eurem Nutzen: wann es einmal besser um euch steht/ werdet ihr mirs/ zu Ofen/ mit Wucher/ wieder erstatten. Welche Worte den König/ als eine gute Vorbedeutung/ gar lustig gemacht. Nachdem er also/ mit grosser Mühe/ ein Stück Geldes zusammen gebracht; hat er 2. Geschwader darfür aufgerichtet/ machte Simonem Literatum, dem er/ als diejenige Thier-Meister/ so einen grimmigen Leuen regieren/ und den Anschauern zur Lust umarmen; dem endlich unversehens/ einmal ihr Herz und Eingeweide/ an den Klauen oder Zähnen / hangen bleibt. Ich vermeine aber/ der gnädige GOtt habe es/ nach seiner vätterlichen Vorsehung/ also gefügt/ daß der Tyrann hierinn so verzüglich gewest/ damit er die Stadt Wien/ als den Widerhalt seines barbarischen Einbruchs/ und die Vormaur deß Römischen Reichs/ nicht überwältigen mögte. Angesehn/ auch bey dieser jüngsten (und GOtt gebe letzten!) Belägerung dieser Stadt/ solche wunderbare Schickung und Obhut GOttes augenscheinlich hervor geleuchtet: als welche es/ über aller Menschen Hoffen und Vermuten / also gerichtet/ daß die Vor-Flucht/ oder Retirade der Käiserlichen Armade der/ mit keiner gnugsamen Besatzung versicherten/ Stadt zur Erhaltung ger athen müssen. Dann so dieselbe/ für der nachsetzenden grossen Türken-Macht/ nicht gewichen/ wäre nicht die Infanterie grössesten Theils/ hineingelegt/ und also die Stadt/ wider eine so grosse Heers-Krafft/ gar nicht bestand gewest. Weil ihm nun Solimannus so wol der Weile nahm; kamen unterdessen ungefähr sechzehen tausend Fußknechte/ und zween tausend Reuter/ der tapffersten und auserlesensten Mannschafft aus Teutschland/ in Wien zusammen/ ohn etliche Spannische Hauffen/ so mit hinein gemarschirt/ und mit ihrer Tapferkeit es schier allen andren zuvor gethan. Wiewol solches Teutsche und Spannische Volk nicht gleich/ bey Solimanns Ankunfft in Ungarn; sondern/ nachdem Ofen zuförderst an die Türken übergangen/ allererst hinein gelegt worden. Indem nun Solimann/ mit seinem Heer/ so langsam fortschleicht/ rüstet sich König Johannes zu Reise nach Ungarn/ um dem Solimann entgegen zu ziehen: und bemühet sich / etliche Truppen aufzubringen/ so ihn mögten begleiten: bey des damit er desto sicherer / und auch ansehlicher/ könnte dahin ziehen/ und/ bey den Türken/ nicht gar in Verachtung käme. Hiezu mangelte ihm aber eine gute Baarschafft/ daren er gänzlich entblöst war/ und deßwegen nicht wenig bekümmert. Er entliehe aber solche Werb-Gelder / und Ausrüstungs-Mittel/ theils von den Polen/ theils von denen Ungarn/ so ihm waren nachgefolgt; und versetzte sein Gold- und Silber-Geschirr/ imgleichen hochschätzbare Perlen und Edelgesteine/ welche er/ in der Flucht/ hatte mit sich genommen/ bey den Wucherern: Wie Isthuanfius schreibt. Dann der de Raewa gadenkt/ es hätten so wol die Polnische Fürsten/ als viele seiner Höflinge/ in die Wette ihm Geld vorgestreckt; also / daß allerdings ein kurzweiliger Tisch-Rath/ Namens Valentinus/ von seinem gar geringem Vermögen/ ihm zehen Ducaten gepresentirt/ und dabey gesagt: Da/ mein Herr König! gebraucht diß Wenige/ zu eurem Nutzen: wann es einmal besser um euch steht/ werdet ihr mirs/ zu Ofen/ mit Wucher/ wieder erstatten. Welche Worte den König/ als eine gute Vorbedeutung/ gar lustig gemacht. Nachdem er also/ mit grosser Mühe/ ein Stück Geldes zusammen gebracht; hat er 2. Geschwader darfür aufgerichtet/ machte Simonem Literatum, dem er/ als <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0101" n="93"/> diejenige Thier-Meister/ so einen grimmigen Leuen regieren/ und den Anschauern zur Lust umarmen; dem endlich unversehens/ einmal ihr Herz und Eingeweide/ an den Klauen oder Zähnen / hangen bleibt. Ich vermeine aber/ der gnädige GOtt habe es/ nach seiner vätterlichen Vorsehung/ also gefügt/ daß der Tyrann hierinn so verzüglich gewest/ damit er die Stadt Wien/ als den Widerhalt seines barbarischen Einbruchs/ und die Vormaur deß Römischen Reichs/ nicht überwältigen mögte. Angesehn/ auch bey dieser jüngsten (und GOtt gebe letzten!) Belägerung dieser Stadt/ solche wunderbare Schickung und Obhut GOttes augenscheinlich hervor geleuchtet: als welche es/ über aller Menschen Hoffen und Vermuten / also gerichtet/ daß die Vor-Flucht/ oder Retirade der Käiserlichen Armade der/ mit keiner gnugsamen Besatzung versicherten/ Stadt zur Erhaltung ger athen müssen. Dann so dieselbe/ für der nachsetzenden grossen Türken-Macht/ nicht gewichen/ wäre nicht die Infanterie grössesten Theils/ hineingelegt/ und also die Stadt/ wider eine so grosse Heers-Krafft/ gar nicht bestand gewest.</p> <p>Weil ihm nun Solimannus so wol der Weile nahm; kamen unterdessen ungefähr sechzehen tausend Fußknechte/ und zween tausend Reuter/ der tapffersten und auserlesensten Mannschafft aus Teutschland/ in Wien zusammen/ ohn etliche Spannische Hauffen/ so mit hinein gemarschirt/ und mit ihrer Tapferkeit es schier allen andren zuvor gethan. Wiewol solches Teutsche und Spannische Volk nicht gleich/ bey Solimanns Ankunfft in Ungarn; sondern/ nachdem Ofen zuförderst an die Türken übergangen/ allererst hinein gelegt worden.</p> <p>Indem nun Solimann/ mit seinem Heer/ so langsam fortschleicht/ rüstet sich König Johannes zu Reise nach Ungarn/ um dem Solimann entgegen zu ziehen: und bemühet sich / etliche Truppen aufzubringen/ so ihn mögten begleiten: bey des damit er desto sicherer / und auch ansehlicher/ könnte dahin ziehen/ und/ bey den Türken/ nicht gar in Verachtung käme. Hiezu mangelte ihm aber eine gute Baarschafft/ daren er gänzlich entblöst war/ und deßwegen nicht wenig bekümmert. Er entliehe aber solche Werb-Gelder / und Ausrüstungs-Mittel/ theils von den Polen/ theils von denen Ungarn/ so ihm waren nachgefolgt; und versetzte sein Gold- und Silber-Geschirr/ imgleichen hochschätzbare Perlen und Edelgesteine/ welche er/ in der Flucht/ hatte mit sich genommen/ bey den Wucherern: Wie Isthuanfius schreibt. Dann der de Raewa gadenkt/ es hätten so wol die Polnische Fürsten/ als viele seiner Höflinge/ in die Wette ihm Geld vorgestreckt; also / daß allerdings ein kurzweiliger Tisch-Rath/ Namens Valentinus/ von seinem gar geringem Vermögen/ ihm zehen Ducaten gepresentirt/ und dabey gesagt: Da/ mein Herr König! gebraucht diß Wenige/ zu eurem Nutzen: wann es einmal besser um euch steht/ werdet ihr mirs/ zu Ofen/ mit Wucher/ wieder erstatten. Welche Worte den König/ als eine gute Vorbedeutung/ gar lustig gemacht.</p> <p>Nachdem er also/ mit grosser Mühe/ ein Stück Geldes zusammen gebracht; hat er 2. Geschwader darfür aufgerichtet/ machte Simonem Literatum, dem er/ als </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0101]
diejenige Thier-Meister/ so einen grimmigen Leuen regieren/ und den Anschauern zur Lust umarmen; dem endlich unversehens/ einmal ihr Herz und Eingeweide/ an den Klauen oder Zähnen / hangen bleibt. Ich vermeine aber/ der gnädige GOtt habe es/ nach seiner vätterlichen Vorsehung/ also gefügt/ daß der Tyrann hierinn so verzüglich gewest/ damit er die Stadt Wien/ als den Widerhalt seines barbarischen Einbruchs/ und die Vormaur deß Römischen Reichs/ nicht überwältigen mögte. Angesehn/ auch bey dieser jüngsten (und GOtt gebe letzten!) Belägerung dieser Stadt/ solche wunderbare Schickung und Obhut GOttes augenscheinlich hervor geleuchtet: als welche es/ über aller Menschen Hoffen und Vermuten / also gerichtet/ daß die Vor-Flucht/ oder Retirade der Käiserlichen Armade der/ mit keiner gnugsamen Besatzung versicherten/ Stadt zur Erhaltung ger athen müssen. Dann so dieselbe/ für der nachsetzenden grossen Türken-Macht/ nicht gewichen/ wäre nicht die Infanterie grössesten Theils/ hineingelegt/ und also die Stadt/ wider eine so grosse Heers-Krafft/ gar nicht bestand gewest.
Weil ihm nun Solimannus so wol der Weile nahm; kamen unterdessen ungefähr sechzehen tausend Fußknechte/ und zween tausend Reuter/ der tapffersten und auserlesensten Mannschafft aus Teutschland/ in Wien zusammen/ ohn etliche Spannische Hauffen/ so mit hinein gemarschirt/ und mit ihrer Tapferkeit es schier allen andren zuvor gethan. Wiewol solches Teutsche und Spannische Volk nicht gleich/ bey Solimanns Ankunfft in Ungarn; sondern/ nachdem Ofen zuförderst an die Türken übergangen/ allererst hinein gelegt worden.
Indem nun Solimann/ mit seinem Heer/ so langsam fortschleicht/ rüstet sich König Johannes zu Reise nach Ungarn/ um dem Solimann entgegen zu ziehen: und bemühet sich / etliche Truppen aufzubringen/ so ihn mögten begleiten: bey des damit er desto sicherer / und auch ansehlicher/ könnte dahin ziehen/ und/ bey den Türken/ nicht gar in Verachtung käme. Hiezu mangelte ihm aber eine gute Baarschafft/ daren er gänzlich entblöst war/ und deßwegen nicht wenig bekümmert. Er entliehe aber solche Werb-Gelder / und Ausrüstungs-Mittel/ theils von den Polen/ theils von denen Ungarn/ so ihm waren nachgefolgt; und versetzte sein Gold- und Silber-Geschirr/ imgleichen hochschätzbare Perlen und Edelgesteine/ welche er/ in der Flucht/ hatte mit sich genommen/ bey den Wucherern: Wie Isthuanfius schreibt. Dann der de Raewa gadenkt/ es hätten so wol die Polnische Fürsten/ als viele seiner Höflinge/ in die Wette ihm Geld vorgestreckt; also / daß allerdings ein kurzweiliger Tisch-Rath/ Namens Valentinus/ von seinem gar geringem Vermögen/ ihm zehen Ducaten gepresentirt/ und dabey gesagt: Da/ mein Herr König! gebraucht diß Wenige/ zu eurem Nutzen: wann es einmal besser um euch steht/ werdet ihr mirs/ zu Ofen/ mit Wucher/ wieder erstatten. Welche Worte den König/ als eine gute Vorbedeutung/ gar lustig gemacht.
Nachdem er also/ mit grosser Mühe/ ein Stück Geldes zusammen gebracht; hat er 2. Geschwader darfür aufgerichtet/ machte Simonem Literatum, dem er/ als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |