Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.haffter Männer: der grössesten Schiffe aber hätte man eine Theil unter Wien gelassen. Gefragt: Wie viel wehrhaffter Mannschafft/ der Türk/ zu Roß und Fuß/ hätte? antwortete er: Einmal hunderttausend: darunter/ wären zwölfftausend Janitscharen/ so auf den Suldan; und sechstausend/ so auf den Groß-Vezier warteten: dieselbe führten alle miteinander Faust-Röhre/ Bögen/ und kurze Spiesse: Alles übrige Volk bestünde in Reuterey. Gefragt: Wie viel sonst wol Köpffe/ in allem/ so wol streit- als unstreitbares Volks / im Türkischen Lager vorhanden wäre? antwortete er: Nicht gar dreymal hunderttausend. Sonst berichtete er/ auf die übrige Befragung/ weiter/ daß ungefähr zwanzigtausend Kamele bey dem Heer wären/ welche Mehl/ Futter/ allerley Gewehr und Rüstung trügen: Imgleichen/ daß die ganze Armee/ in einem Tage/ nicht weiter/ als eine Meile / marschiren könnte; weil die Völker/ Saum- und Last-Thiere/ sehr ermüdet wären. Keiner/ unter allen Gefangenen/ hat/ nachdem man sie mit oder ohne Marter/ befragt / auf dergleichen/ und andre Fragen/ so warhaffte Antwort/ und Aussage/ ertheilt/ wie dieser freywillig sich antragender Türk; bevorab/ der Minen halber; weßwegen dieser der Stadt ein überaus nutzlicher Mann/ und gleichsam ihr halber Schutz-Engel/ war: als / ohne dem sie nicht gewust hätte/ ihrer äussersten Gefahr recht zu begegnen. Dem/ sofern selbiges mal/ die Mine unterm Kärnther-Thor/ durch ihn/ nicht geoffenbaret wäre/ solte es/ um sie/ aus der massen gefährlich seyn gestanden. Gestaltsam auch deßwegen der General/ Wilhelm von Rogendorff/ als ein gar großmütiger und tugendhaffter Herr/ ihm für seine so redliche und aufrichtige Anzeigung/ einen ehrlichen Unterhalt/ auf Leb-Zeit / versprach. Durch blosse Erkenntniß und Wissenschafft/ wird keiner Krankheit abgeholffen; ihr muß auch/ durch gute Gegen-Mittel/ widerstanden werden: Also hilfft/ für Gefahr/ dieses allein nicht/ daß man merket/ wo sie ihren Gifft verberge; es muß derselbe auch abgetrieben werden. Du bist darum noch nicht sicher/ ob du gleich sihest/ wie dieses / in der grausamen Höle laurendes/ Thier wider dich die Zähne bleckt/ und auf einander beißt; du must auch demselben/ ehe denn es auf dich loß gehet/ vorbeugen/ und ihm die Zähne ausbrechen. Darum/ so bald der folgende Tag (nemlich der andre October /) erschienen/ ließ die Generalität gleich alsofort entgegen miniren/ Tag und Nacht unverdrossen graben. Welches auch so wol glückte/ daß sie die feindliche Minirer endlich antraffen/ so/ daß sie vier Schuhe weit nur von einander waren. Denn weil der Kärnther Thurn den Türken bishero den grössesten Schaden gethan/ als in und auf welchem ein trefflich gutes Geschützwerk stund/ welches ihnen/ nach Bekenntnis der Gefangenen / zimlich viel Bärte versengte: waren sie demselben gar übel gewogen/ und entschlossen / haffter Männer: der grössesten Schiffe aber hätte man eine Theil unter Wien gelassen. Gefragt: Wie viel wehrhaffter Mannschafft/ der Türk/ zu Roß und Fuß/ hätte? antwortete er: Einmal hunderttausend: darunter/ wären zwölfftausend Janitscharen/ so auf den Suldan; und sechstausend/ so auf den Groß-Vezier warteten: dieselbe führten alle miteinander Faust-Röhre/ Bögen/ und kurze Spiesse: Alles übrige Volk bestünde in Reuterey. Gefragt: Wie viel sonst wol Köpffe/ in allem/ so wol streit- als unstreitbares Volks / im Türkischen Lager vorhanden wäre? antwortete er: Nicht gar dreymal hunderttausend. Sonst berichtete er/ auf die übrige Befragung/ weiter/ daß ungefähr zwanzigtausend Kamele bey dem Heer wären/ welche Mehl/ Futter/ allerley Gewehr und Rüstung trügen: Imgleichen/ daß die ganze Armee/ in einem Tage/ nicht weiter/ als eine Meile / marschiren könnte; weil die Völker/ Saum- und Last-Thiere/ sehr ermüdet wären. Keiner/ unter allen Gefangenen/ hat/ nachdem man sie mit oder ohne Marter/ befragt / auf dergleichen/ und andre Fragen/ so warhaffte Antwort/ und Aussage/ ertheilt/ wie dieser freywillig sich antragender Türk; bevorab/ der Minen halber; weßwegen dieser der Stadt ein überaus nutzlicher Mann/ und gleichsam ihr halber Schutz-Engel/ war: als / ohne dem sie nicht gewust hätte/ ihrer äussersten Gefahr recht zu begegnen. Dem/ sofern selbiges mal/ die Mine unterm Kärnther-Thor/ durch ihn/ nicht geoffenbaret wäre/ solte es/ um sie/ aus der massen gefährlich seyn gestanden. Gestaltsam auch deßwegen der General/ Wilhelm von Rogendorff/ als ein gar großmütiger und tugendhaffter Herr/ ihm für seine so redliche und aufrichtige Anzeigung/ einen ehrlichen Unterhalt/ auf Leb-Zeit / versprach. Durch blosse Erkenntniß und Wissenschafft/ wird keiner Krankheit abgeholffen; ihr muß auch/ durch gute Gegen-Mittel/ widerstanden werden: Also hilfft/ für Gefahr/ dieses allein nicht/ daß man merket/ wo sie ihren Gifft verberge; es muß derselbe auch abgetrieben werden. Du bist darum noch nicht sicher/ ob du gleich sihest/ wie dieses / in der grausamen Höle laurendes/ Thier wider dich die Zähne bleckt/ und auf einander beißt; du must auch demselben/ ehe denn es auf dich loß gehet/ vorbeugen/ und ihm die Zähne ausbrechen. Darum/ so bald der folgende Tag (nemlich der andre October /) erschienen/ ließ die Generalität gleich alsofort entgegen miniren/ Tag und Nacht unverdrossen graben. Welches auch so wol glückte/ daß sie die feindliche Minirer endlich antraffen/ so/ daß sie vier Schuhe weit nur von einander waren. Denn weil der Kärnther Thurn den Türken bishero den grössesten Schaden gethan/ als in und auf welchem ein trefflich gutes Geschützwerk stund/ welches ihnen/ nach Bekenntnis der Gefangenen / zimlich viel Bärte versengte: waren sie demselben gar übel gewogen/ und entschlossen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0155" n="147"/> haffter Männer: der grössesten Schiffe aber hätte man eine Theil unter Wien gelassen.</p> <p>Gefragt: Wie viel wehrhaffter Mannschafft/ der Türk/ zu Roß und Fuß/ hätte? antwortete er: Einmal hunderttausend: darunter/ wären zwölfftausend Janitscharen/ so auf den Suldan; und sechstausend/ so auf den Groß-Vezier warteten: dieselbe führten alle miteinander Faust-Röhre/ Bögen/ und kurze Spiesse: Alles übrige Volk bestünde in Reuterey.</p> <p>Gefragt: Wie viel sonst wol Köpffe/ in allem/ so wol streit- als unstreitbares Volks / im Türkischen Lager vorhanden wäre? antwortete er: Nicht gar dreymal hunderttausend.</p> <p>Sonst berichtete er/ auf die übrige Befragung/ weiter/ daß ungefähr zwanzigtausend Kamele bey dem Heer wären/ welche Mehl/ Futter/ allerley Gewehr und Rüstung trügen: Imgleichen/ daß die ganze Armee/ in einem Tage/ nicht weiter/ als eine Meile / marschiren könnte; weil die Völker/ Saum- und Last-Thiere/ sehr ermüdet wären.</p> <p>Keiner/ unter allen Gefangenen/ hat/ nachdem man sie mit oder ohne Marter/ befragt / auf dergleichen/ und andre Fragen/ so warhaffte Antwort/ und Aussage/ ertheilt/ wie dieser freywillig sich antragender Türk; bevorab/ der Minen halber; weßwegen dieser der Stadt ein überaus nutzlicher Mann/ und gleichsam ihr halber Schutz-Engel/ war: als / ohne dem sie nicht gewust hätte/ ihrer äussersten Gefahr recht zu begegnen. Dem/ sofern selbiges mal/ die Mine unterm Kärnther-Thor/ durch ihn/ nicht geoffenbaret wäre/ solte es/ um sie/ aus der massen gefährlich seyn gestanden. Gestaltsam auch deßwegen der General/ Wilhelm von Rogendorff/ als ein gar großmütiger und tugendhaffter Herr/ ihm für seine so redliche und aufrichtige Anzeigung/ einen ehrlichen Unterhalt/ auf Leb-Zeit / versprach.</p> <p>Durch blosse Erkenntniß und Wissenschafft/ wird keiner Krankheit abgeholffen; ihr muß auch/ durch gute Gegen-Mittel/ widerstanden werden: Also hilfft/ für Gefahr/ dieses allein nicht/ daß man merket/ wo sie ihren Gifft verberge; es muß derselbe auch abgetrieben werden. Du bist darum noch nicht sicher/ ob du gleich sihest/ wie dieses / in der grausamen Höle laurendes/ Thier wider dich die Zähne bleckt/ und auf einander beißt; du must auch demselben/ ehe denn es auf dich loß gehet/ vorbeugen/ und ihm die Zähne ausbrechen. Darum/ so bald der folgende Tag (nemlich der andre October /) erschienen/ ließ die Generalität gleich alsofort entgegen miniren/ Tag und Nacht unverdrossen graben. Welches auch so wol glückte/ daß sie die feindliche Minirer endlich antraffen/ so/ daß sie vier Schuhe weit nur von einander waren. Denn weil der Kärnther Thurn den Türken bishero den grössesten Schaden gethan/ als in und auf welchem ein trefflich gutes Geschützwerk stund/ welches ihnen/ nach Bekenntnis der Gefangenen / zimlich viel Bärte versengte: waren sie demselben gar übel gewogen/ und entschlossen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0155]
haffter Männer: der grössesten Schiffe aber hätte man eine Theil unter Wien gelassen.
Gefragt: Wie viel wehrhaffter Mannschafft/ der Türk/ zu Roß und Fuß/ hätte? antwortete er: Einmal hunderttausend: darunter/ wären zwölfftausend Janitscharen/ so auf den Suldan; und sechstausend/ so auf den Groß-Vezier warteten: dieselbe führten alle miteinander Faust-Röhre/ Bögen/ und kurze Spiesse: Alles übrige Volk bestünde in Reuterey.
Gefragt: Wie viel sonst wol Köpffe/ in allem/ so wol streit- als unstreitbares Volks / im Türkischen Lager vorhanden wäre? antwortete er: Nicht gar dreymal hunderttausend.
Sonst berichtete er/ auf die übrige Befragung/ weiter/ daß ungefähr zwanzigtausend Kamele bey dem Heer wären/ welche Mehl/ Futter/ allerley Gewehr und Rüstung trügen: Imgleichen/ daß die ganze Armee/ in einem Tage/ nicht weiter/ als eine Meile / marschiren könnte; weil die Völker/ Saum- und Last-Thiere/ sehr ermüdet wären.
Keiner/ unter allen Gefangenen/ hat/ nachdem man sie mit oder ohne Marter/ befragt / auf dergleichen/ und andre Fragen/ so warhaffte Antwort/ und Aussage/ ertheilt/ wie dieser freywillig sich antragender Türk; bevorab/ der Minen halber; weßwegen dieser der Stadt ein überaus nutzlicher Mann/ und gleichsam ihr halber Schutz-Engel/ war: als / ohne dem sie nicht gewust hätte/ ihrer äussersten Gefahr recht zu begegnen. Dem/ sofern selbiges mal/ die Mine unterm Kärnther-Thor/ durch ihn/ nicht geoffenbaret wäre/ solte es/ um sie/ aus der massen gefährlich seyn gestanden. Gestaltsam auch deßwegen der General/ Wilhelm von Rogendorff/ als ein gar großmütiger und tugendhaffter Herr/ ihm für seine so redliche und aufrichtige Anzeigung/ einen ehrlichen Unterhalt/ auf Leb-Zeit / versprach.
Durch blosse Erkenntniß und Wissenschafft/ wird keiner Krankheit abgeholffen; ihr muß auch/ durch gute Gegen-Mittel/ widerstanden werden: Also hilfft/ für Gefahr/ dieses allein nicht/ daß man merket/ wo sie ihren Gifft verberge; es muß derselbe auch abgetrieben werden. Du bist darum noch nicht sicher/ ob du gleich sihest/ wie dieses / in der grausamen Höle laurendes/ Thier wider dich die Zähne bleckt/ und auf einander beißt; du must auch demselben/ ehe denn es auf dich loß gehet/ vorbeugen/ und ihm die Zähne ausbrechen. Darum/ so bald der folgende Tag (nemlich der andre October /) erschienen/ ließ die Generalität gleich alsofort entgegen miniren/ Tag und Nacht unverdrossen graben. Welches auch so wol glückte/ daß sie die feindliche Minirer endlich antraffen/ so/ daß sie vier Schuhe weit nur von einander waren. Denn weil der Kärnther Thurn den Türken bishero den grössesten Schaden gethan/ als in und auf welchem ein trefflich gutes Geschützwerk stund/ welches ihnen/ nach Bekenntnis der Gefangenen / zimlich viel Bärte versengte: waren sie demselben gar übel gewogen/ und entschlossen /
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