Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Dieses ist gewiß/ daß/ nach dem Aufbruch deß Suldans/ die Generalität zu Wien / vermutend/ es würde dem Groß-Vezir angenehm seyn/ so man die Gefangene gegeneinander auswechselte/ oder mit Gelde lösete/ deßwegen noch Jemanden zu ihm abgefertigt/ mit einem Schreiben. Worauf der Groß-Vezir/ in nachgesetzter Form/ geantwortet: Ibrahim Bascha/ von Gottes Gnaden Groß-Cantzler/ und Ober-Reichs-Rath deß großmächtigsten und unüberwindlichsten Käisers/ Suldan Solimanns/ oberster Gubernator / und erster Minister deß gantzen Ottomannischen Reichs/ und alles Staats-Geschäfften desselben: Tapfferste/ Hoch- und Wolgeborne Commendanten und Gubernatoren! Wir haben aus dem Schreiben/ welches euer Abgefertigter uns überbracht/ vernommen/ was eure Intention und Meinung sey. Wisset! daß wir nicht anhero gekommen/ uns eurer Stadt zu bemächtigen; sondern euren Ertz-Hertzog/ Ferdinand/ zu suchen: welchen wir gleichwol nicht gefunden: Dann ob wir gleich/ viel Tage über/ seiner gewartet; hat er sich doch noch/ bis auf diesen Tag/ nicht gepresentirt. Wir haben gestern gantz gnädig drey Gefangene eures Volks zuruckgeschickt: derhalben habt ihr billig dergleichen Courtoisie euch/ gegen Uns/ zu gebrauchen/ wie wir eurem Abgeordnetem befohlen haben/ euch anzudeuten. Es stehet euch frey/ Jemanden der Eurigen/ eures Beliebens/ an Uns abzufertigen/ welcher/ wegen der Rantzion/ oder Auswechslung/ mit uns tractire. Unsre Aufrichtigkeit dörfft ihr nicht in Zweiffel setzen. Betreffend den Vorwurff/ daß ihr uns bezüchtiget/ wir hätten euren Völkern von der Besatzung zu Ofen kein Geleit und Glauben gehalten; so ligt die Schuld an ihnen selbsten/ und nicht an uns. Geben vor Wien/ am 17. Octobr. nach der Jahrzahl Hegirae 935. Aus diesem dato erkennet man/ daß Isthuanfius/ samt etlichen andren/ fehle/ indem er vorgibt/ der Groß-Vizir sey gleich/ am 15. Octobr. dem Suldan nachgemarschirt. Den Courrier/ welchen dieses Antwort-Schreiben/ von ihm/ zugestellet ward/ beschenkte er/ mit einem Kleide von schönem Atlaß/ und befahl ihm/ Gegenwarts vieler seiner Officirer/ seinen Herren oder Befehlhabern zu sagen/ sie (die Türken) wären gesonnen / bey allen Sachen und Strittigkeiten/ so zwischen ihnen beyderseits etwan vorfallen mögten / auf guten Glauben/ und wie redlichtapffre Kriegsleute/ zu handeln. Diesem fügen etliche bey/ er habe auch hierauf alsofort obgemeldten Christoph Zedlitz in einem stattlichen Brocard-Kleid ledig gestellt/ und durch selbigen eben das andeuten lassen. Die Meisten aber behaupten/ dieser sey gleich/ am 14. October/ schon erlassen worden. Dieses ist gewiß/ daß/ nach dem Aufbruch deß Suldans/ die Generalität zu Wien / vermutend/ es würde dem Groß-Vezir angenehm seyn/ so man die Gefangene gegeneinander auswechselte/ oder mit Gelde lösete/ deßwegen noch Jemanden zu ihm abgefertigt/ mit einem Schreiben. Worauf der Groß-Vezir/ in nachgesetzter Form/ geantwortet: Ibrahim Bascha/ von Gottes Gnaden Groß-Cantzler/ und Ober-Reichs-Rath deß großmächtigsten und unüberwindlichsten Käisers/ Suldan Solimanns/ oberster Gubernator / und erster Minister deß gantzen Ottomannischen Reichs/ und alles Staats-Geschäfften desselben: Tapfferste/ Hoch- und Wolgeborne Commendanten und Gubernatoren! Wir haben aus dem Schreiben/ welches euer Abgefertigter uns überbracht/ vernommen/ was eure Intention und Meinung sey. Wisset! daß wir nicht anhero gekommen/ uns eurer Stadt zu bemächtigen; sondern euren Ertz-Hertzog/ Ferdinand/ zu suchen: welchen wir gleichwol nicht gefunden: Dann ob wir gleich/ viel Tage über/ seiner gewartet; hat er sich doch noch/ bis auf diesen Tag/ nicht gepresentirt. Wir haben gestern gantz gnädig drey Gefangene eures Volks zuruckgeschickt: derhalben habt ihr billig dergleichen Courtoisie euch/ gegen Uns/ zu gebrauchen/ wie wir eurem Abgeordnetem befohlen haben/ euch anzudeuten. Es stehet euch frey/ Jemanden der Eurigen/ eures Beliebens/ an Uns abzufertigen/ welcher/ wegen der Rantzion/ oder Auswechslung/ mit uns tractire. Unsre Aufrichtigkeit dörfft ihr nicht in Zweiffel setzen. Betreffend den Vorwurff/ daß ihr uns bezüchtiget/ wir hätten euren Völkern von der Besatzung zu Ofen kein Geleit und Glauben gehalten; so ligt die Schuld an ihnen selbsten/ und nicht an uns. Geben vor Wien/ am 17. Octobr. nach der Jahrzahl Hegirae 935. Aus diesem dato erkennet man/ daß Isthuanfius/ samt etlichen andren/ fehle/ indem er vorgibt/ der Groß-Vizir sey gleich/ am 15. Octobr. dem Suldan nachgemarschirt. Den Courrier/ welchen dieses Antwort-Schreiben/ von ihm/ zugestellet ward/ beschenkte er/ mit einem Kleide von schönem Atlaß/ und befahl ihm/ Gegenwarts vieler seiner Officirer/ seinen Herren oder Befehlhabern zu sagen/ sie (die Türken) wären gesonnen / bey allen Sachen und Strittigkeiten/ so zwischen ihnen beyderseits etwan vorfallen mögten / auf guten Glauben/ und wie redlichtapffre Kriegsleute/ zu handeln. Diesem fügen etliche bey/ er habe auch hierauf alsofort obgemeldten Christoph Zedlitz in einem stattlichen Brocard-Kleid ledig gestellt/ und durch selbigen eben das andeuten lassen. Die Meisten aber behaupten/ dieser sey gleich/ am 14. October/ schon erlassen worden. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0184" n="176"/> <p>Dieses ist gewiß/ daß/ nach dem Aufbruch deß Suldans/ die Generalität zu Wien / vermutend/ es würde dem Groß-Vezir angenehm seyn/ so man die Gefangene gegeneinander auswechselte/ oder mit Gelde lösete/ deßwegen noch Jemanden zu ihm abgefertigt/ mit einem Schreiben. Worauf der Groß-Vezir/ in nachgesetzter Form/ geantwortet:</p> <p>Ibrahim Bascha/ von Gottes Gnaden Groß-Cantzler/ und Ober-Reichs-Rath deß großmächtigsten und unüberwindlichsten Käisers/ Suldan Solimanns/ oberster Gubernator / und erster Minister deß gantzen Ottomannischen Reichs/ und alles Staats-Geschäfften desselben:</p> <p>Tapfferste/ Hoch- und Wolgeborne Commendanten und Gubernatoren! Wir haben aus dem Schreiben/ welches euer Abgefertigter uns überbracht/ vernommen/ was eure Intention und Meinung sey. Wisset! daß wir nicht anhero gekommen/ uns eurer Stadt zu bemächtigen; sondern euren Ertz-Hertzog/ Ferdinand/ zu suchen: welchen wir gleichwol nicht gefunden: Dann ob wir gleich/ viel Tage über/ seiner gewartet; hat er sich doch noch/ bis auf diesen Tag/ nicht gepresentirt. Wir haben gestern gantz gnädig drey Gefangene eures Volks zuruckgeschickt: derhalben habt ihr billig dergleichen Courtoisie euch/ gegen Uns/ zu gebrauchen/ wie wir eurem Abgeordnetem befohlen haben/ euch anzudeuten. Es stehet euch frey/ Jemanden der Eurigen/ eures Beliebens/ an Uns abzufertigen/ welcher/ wegen der Rantzion/ oder Auswechslung/ mit uns tractire. Unsre Aufrichtigkeit dörfft ihr nicht in Zweiffel setzen. Betreffend den Vorwurff/ daß ihr uns bezüchtiget/ wir hätten euren Völkern von der Besatzung zu Ofen kein Geleit und Glauben gehalten; so ligt die Schuld an ihnen selbsten/ und nicht an uns. Geben vor Wien/ am 17. Octobr. nach der Jahrzahl Hegirae 935.</p> <p>Aus diesem dato erkennet man/ daß Isthuanfius/ samt etlichen andren/ fehle/ indem er vorgibt/ der Groß-Vizir sey gleich/ am 15. Octobr. dem Suldan nachgemarschirt.</p> <p>Den Courrier/ welchen dieses Antwort-Schreiben/ von ihm/ zugestellet ward/ beschenkte er/ mit einem Kleide von schönem Atlaß/ und befahl ihm/ Gegenwarts vieler seiner Officirer/ seinen Herren oder Befehlhabern zu sagen/ sie (die Türken) wären gesonnen / bey allen Sachen und Strittigkeiten/ so zwischen ihnen beyderseits etwan vorfallen mögten / auf guten Glauben/ und wie redlichtapffre Kriegsleute/ zu handeln.</p> <p>Diesem fügen etliche bey/ er habe auch hierauf alsofort obgemeldten Christoph Zedlitz in einem stattlichen Brocard-Kleid ledig gestellt/ und durch selbigen eben das andeuten lassen. Die Meisten aber behaupten/ dieser sey gleich/ am 14. October/ schon erlassen worden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0184]
Dieses ist gewiß/ daß/ nach dem Aufbruch deß Suldans/ die Generalität zu Wien / vermutend/ es würde dem Groß-Vezir angenehm seyn/ so man die Gefangene gegeneinander auswechselte/ oder mit Gelde lösete/ deßwegen noch Jemanden zu ihm abgefertigt/ mit einem Schreiben. Worauf der Groß-Vezir/ in nachgesetzter Form/ geantwortet:
Ibrahim Bascha/ von Gottes Gnaden Groß-Cantzler/ und Ober-Reichs-Rath deß großmächtigsten und unüberwindlichsten Käisers/ Suldan Solimanns/ oberster Gubernator / und erster Minister deß gantzen Ottomannischen Reichs/ und alles Staats-Geschäfften desselben:
Tapfferste/ Hoch- und Wolgeborne Commendanten und Gubernatoren! Wir haben aus dem Schreiben/ welches euer Abgefertigter uns überbracht/ vernommen/ was eure Intention und Meinung sey. Wisset! daß wir nicht anhero gekommen/ uns eurer Stadt zu bemächtigen; sondern euren Ertz-Hertzog/ Ferdinand/ zu suchen: welchen wir gleichwol nicht gefunden: Dann ob wir gleich/ viel Tage über/ seiner gewartet; hat er sich doch noch/ bis auf diesen Tag/ nicht gepresentirt. Wir haben gestern gantz gnädig drey Gefangene eures Volks zuruckgeschickt: derhalben habt ihr billig dergleichen Courtoisie euch/ gegen Uns/ zu gebrauchen/ wie wir eurem Abgeordnetem befohlen haben/ euch anzudeuten. Es stehet euch frey/ Jemanden der Eurigen/ eures Beliebens/ an Uns abzufertigen/ welcher/ wegen der Rantzion/ oder Auswechslung/ mit uns tractire. Unsre Aufrichtigkeit dörfft ihr nicht in Zweiffel setzen. Betreffend den Vorwurff/ daß ihr uns bezüchtiget/ wir hätten euren Völkern von der Besatzung zu Ofen kein Geleit und Glauben gehalten; so ligt die Schuld an ihnen selbsten/ und nicht an uns. Geben vor Wien/ am 17. Octobr. nach der Jahrzahl Hegirae 935.
Aus diesem dato erkennet man/ daß Isthuanfius/ samt etlichen andren/ fehle/ indem er vorgibt/ der Groß-Vizir sey gleich/ am 15. Octobr. dem Suldan nachgemarschirt.
Den Courrier/ welchen dieses Antwort-Schreiben/ von ihm/ zugestellet ward/ beschenkte er/ mit einem Kleide von schönem Atlaß/ und befahl ihm/ Gegenwarts vieler seiner Officirer/ seinen Herren oder Befehlhabern zu sagen/ sie (die Türken) wären gesonnen / bey allen Sachen und Strittigkeiten/ so zwischen ihnen beyderseits etwan vorfallen mögten / auf guten Glauben/ und wie redlichtapffre Kriegsleute/ zu handeln.
Diesem fügen etliche bey/ er habe auch hierauf alsofort obgemeldten Christoph Zedlitz in einem stattlichen Brocard-Kleid ledig gestellt/ und durch selbigen eben das andeuten lassen. Die Meisten aber behaupten/ dieser sey gleich/ am 14. October/ schon erlassen worden.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/184>, abgerufen am 16.02.2025. |