Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Diß gesagt/ hat er auch etliche Ungarische Herren angestochen/ daß sie ihres Ungarischen Geblüts vergessen/ und sich zum Ferdinand gewendet hätten: bedrohete sie auch / im Fall sie sich wiederum gleiches Abtritts gelüsten liessen/ wolte er es/ mit dem Sebel/ nicht ungerochen lassen. Diß betraff insonderheit den Irini/ und den Ertz-Bischof von Gran. Welchen Lauffen er schon vor Belägerung der Stadt Wien dem Könige Johann/ zur Aussöhnung/ recommandirt hatte. Dieser war auch allbereit damals hin zum Johannes gereiset/ um sich/ bey demselben zu entschuldigen. Wovon er den Anfang/ mit diesen falschen und meyneydigen Worten machte: Ich ruffe den allmächtigen GOtt zu Zeugen/ daß die hoch gebenedeyte Jungfrau-Mutter deß HErrn/ um ihres/ am Creutz hangenden Sohns / unsers Heilands willen/ sich nicht so hoch betrübt habe/ als wie es mich geschmertzt / Gnädigster König/ daß Eure Majestät/ ihres Reichs und Vätterlichen Güter beraubt/ ins Exilium ziehen muste. Worauf König Johann geantwortet: die Mutter deß HErrn aber folgte ihrem Sohn nach/ biß ans Creutz. Hingegen ihr/ der freylich verpflichtet war/ mit dem Könige/ der euch so grosse Denek-Zeichen seiner Liebe erwiesen hatte/ in den Tod zu gehen/ habt kaum einen Hall/ von dem Anzuge meines Widersachers/ bekommen/ als ihr / ohne Verweilung einer Stunde/ zu demselben übergegangen. Doch nehme ich euch/ in Ansehung eures Ehrwürdigen Alters/ wieder auf in meine Huld. Wie übel und ungehalten sich/ in vorher erzehlten Stücken/ unsre Soldatesca bewiesen; so sehr ward hingegen der Türckische Soldat gelobt/ um seiner guten Ordnung/ Sittsamkeit / und Mässigkeit willen. Man hätte gedencken sollen/ es wäre kein Feld-Lager/ sondern eine Stadt-Gemein; so wenig Getümmels und Unwesens hörte man/ unter ihnen. Aber ausser den Quartieren/ und im Feindlichen Ansatze/ wüteten sie/ wie grimmige Thiere. Unter den Lager-Zelten/ schienen sie Schafe; beym Anfall aber/ brüllende Leuen zu seyn. Daher auch einsmals Käysers Maximiliani Abgesandter an die Ottomannische Pforte/ zum Grafen Eck von Salm gesagt/ er hätte viererley/ in den Türckischen Heer-Lägern/ gesehen/ darüber er sich verwundern müssen: Erstlich/ eine so grosse Menge Kriegs-Volcks: Zweytens/ daß / unter solcher Menge/ sich kein einiges Weibs-Bild blicken lassen: Drittens/ daß bey den Türcken alsdenn deß Weins im geringsten nicht gedacht würde: Vierdtens/ daß sie/ zu Abends/ alle ihr Allah! Allah! (GOtt! GOtt!) überlaut schrien/ und gleich hierauf/ im Lager eine so grosse Stille würde/ daß niemand ein Wort/ ohn nur leise/ redete. Alsdann halten sie ihr Gebet/ und zwar/ mit solchen Geberden/ daß sie/ unterm Beten / hin und her/ wie ein Rohr/ wancken. Thomas Schmidius/ ein Canonicus zu Oxfurt in England/ schreibt/ er habe vom Alberto Bozovio Diß gesagt/ hat er auch etliche Ungarische Herren angestochen/ daß sie ihres Ungarischen Geblüts vergessen/ und sich zum Ferdinand gewendet hätten: bedrohete sie auch / im Fall sie sich wiederum gleiches Abtritts gelüsten liessen/ wolte er es/ mit dem Sebel/ nicht ungerochen lassen. Diß betraff insonderheit den Irini/ und den Ertz-Bischof von Gran. Welchen Lauffen er schon vor Belägerung der Stadt Wien dem Könige Johann/ zur Aussöhnung/ recommandirt hatte. Dieser war auch allbereit damals hin zum Johannes gereiset/ um sich/ bey demselben zu entschuldigen. Wovon er den Anfang/ mit diesen falschen und meyneydigen Worten machte: Ich ruffe den allmächtigen GOtt zu Zeugen/ daß die hoch gebenedeyte Jungfrau-Mutter deß HErrn/ um ihres/ am Creutz hangenden Sohns / unsers Heilands willen/ sich nicht so hoch betrübt habe/ als wie es mich geschmertzt / Gnädigster König/ daß Eure Majestät/ ihres Reichs und Vätterlichen Güter beraubt/ ins Exilium ziehen muste. Worauf König Johann geantwortet: die Mutter deß HErrn aber folgte ihrem Sohn nach/ biß ans Creutz. Hingegen ihr/ der freylich verpflichtet war/ mit dem Könige/ der euch so grosse Denek-Zeichen seiner Liebe erwiesen hatte/ in den Tod zu gehen/ habt kaum einen Hall/ von dem Anzuge meines Widersachers/ bekommen/ als ihr / ohne Verweilung einer Stunde/ zu demselben übergegangen. Doch nehme ich euch/ in Ansehung eures Ehrwürdigen Alters/ wieder auf in meine Huld. Wie übel und ungehalten sich/ in vorher erzehlten Stücken/ unsre Soldatesca bewiesen; so sehr ward hingegen der Türckische Soldat gelobt/ um seiner guten Ordnung/ Sittsamkeit / und Mässigkeit willen. Man hätte gedencken sollen/ es wäre kein Feld-Lager/ sondern eine Stadt-Gemein; so wenig Getümmels und Unwesens hörte man/ unter ihnen. Aber ausser den Quartieren/ und im Feindlichen Ansatze/ wüteten sie/ wie grimmige Thiere. Unter den Lager-Zelten/ schienen sie Schafe; beym Anfall aber/ brüllende Leuen zu seyn. Daher auch einsmals Käysers Maximiliani Abgesandter an die Ottomannische Pforte/ zum Grafen Eck von Salm gesagt/ er hätte viererley/ in den Türckischen Heer-Lägern/ gesehen/ darüber er sich verwundern müssen: Erstlich/ eine so grosse Menge Kriegs-Volcks: Zweytens/ daß / unter solcher Menge/ sich kein einiges Weibs-Bild blicken lassen: Drittens/ daß bey den Türcken alsdenn deß Weins im geringsten nicht gedacht würde: Vierdtens/ daß sie/ zu Abends/ alle ihr Allah! Allah! (GOtt! GOtt!) überlaut schrien/ und gleich hierauf/ im Lager eine so grosse Stille würde/ daß niemand ein Wort/ ohn nur leise/ redete. Alsdann halten sie ihr Gebet/ und zwar/ mit solchen Geberden/ daß sie/ unterm Beten / hin und her/ wie ein Rohr/ wancken. Thomas Schmidius/ ein Canonicus zu Oxfurt in England/ schreibt/ er habe vom Alberto Bozovio <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0193" n="185"/> <p>Diß gesagt/ hat er auch etliche Ungarische Herren angestochen/ daß sie ihres Ungarischen Geblüts vergessen/ und sich zum Ferdinand gewendet hätten: bedrohete sie auch / im Fall sie sich wiederum gleiches Abtritts gelüsten liessen/ wolte er es/ mit dem Sebel/ nicht ungerochen lassen. Diß betraff insonderheit den Irini/ und den Ertz-Bischof von Gran. Welchen Lauffen er schon vor Belägerung der Stadt Wien dem Könige Johann/ zur Aussöhnung/ recommandirt hatte. Dieser war auch allbereit damals hin zum Johannes gereiset/ um sich/ bey demselben zu entschuldigen. Wovon er den Anfang/ mit diesen falschen und meyneydigen Worten machte: Ich ruffe den allmächtigen GOtt zu Zeugen/ daß die hoch gebenedeyte Jungfrau-Mutter deß HErrn/ um ihres/ am Creutz hangenden Sohns / unsers Heilands willen/ sich nicht so hoch betrübt habe/ als wie es mich geschmertzt / Gnädigster König/ daß Eure Majestät/ ihres Reichs und Vätterlichen Güter beraubt/ ins Exilium ziehen muste. Worauf König Johann geantwortet: die Mutter deß HErrn aber folgte ihrem Sohn nach/ biß ans Creutz. Hingegen ihr/ der freylich verpflichtet war/ mit dem Könige/ der euch so grosse Denek-Zeichen seiner Liebe erwiesen hatte/ in den Tod zu gehen/ habt kaum einen Hall/ von dem Anzuge meines Widersachers/ bekommen/ als ihr / ohne Verweilung einer Stunde/ zu demselben übergegangen. Doch nehme ich euch/ in Ansehung eures Ehrwürdigen Alters/ wieder auf in meine Huld.</p> <p>Wie übel und ungehalten sich/ in vorher erzehlten Stücken/ unsre Soldatesca bewiesen; so sehr ward hingegen der Türckische Soldat gelobt/ um seiner guten Ordnung/ Sittsamkeit / und Mässigkeit willen. Man hätte gedencken sollen/ es wäre kein Feld-Lager/ sondern eine Stadt-Gemein; so wenig Getümmels und Unwesens hörte man/ unter ihnen. Aber ausser den Quartieren/ und im Feindlichen Ansatze/ wüteten sie/ wie grimmige Thiere. Unter den Lager-Zelten/ schienen sie Schafe; beym Anfall aber/ brüllende Leuen zu seyn. Daher auch einsmals Käysers Maximiliani Abgesandter an die Ottomannische Pforte/ zum Grafen Eck von Salm gesagt/ er hätte viererley/ in den Türckischen Heer-Lägern/ gesehen/ darüber er sich verwundern müssen: Erstlich/ eine so grosse Menge Kriegs-Volcks: Zweytens/ daß / unter solcher Menge/ sich kein einiges Weibs-Bild blicken lassen: Drittens/ daß bey den Türcken alsdenn deß Weins im geringsten nicht gedacht würde: Vierdtens/ daß sie/ zu Abends/ alle ihr Allah! Allah! (GOtt! GOtt!) überlaut schrien/ und gleich hierauf/ im Lager eine so grosse Stille würde/ daß niemand ein Wort/ ohn nur leise/ redete.</p> <p>Alsdann halten sie ihr Gebet/ und zwar/ mit solchen Geberden/ daß sie/ unterm Beten / hin und her/ wie ein Rohr/ wancken. Thomas Schmidius/ ein Canonicus zu Oxfurt in England/ schreibt/ er habe vom Alberto Bozovio </p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0193]
Diß gesagt/ hat er auch etliche Ungarische Herren angestochen/ daß sie ihres Ungarischen Geblüts vergessen/ und sich zum Ferdinand gewendet hätten: bedrohete sie auch / im Fall sie sich wiederum gleiches Abtritts gelüsten liessen/ wolte er es/ mit dem Sebel/ nicht ungerochen lassen. Diß betraff insonderheit den Irini/ und den Ertz-Bischof von Gran. Welchen Lauffen er schon vor Belägerung der Stadt Wien dem Könige Johann/ zur Aussöhnung/ recommandirt hatte. Dieser war auch allbereit damals hin zum Johannes gereiset/ um sich/ bey demselben zu entschuldigen. Wovon er den Anfang/ mit diesen falschen und meyneydigen Worten machte: Ich ruffe den allmächtigen GOtt zu Zeugen/ daß die hoch gebenedeyte Jungfrau-Mutter deß HErrn/ um ihres/ am Creutz hangenden Sohns / unsers Heilands willen/ sich nicht so hoch betrübt habe/ als wie es mich geschmertzt / Gnädigster König/ daß Eure Majestät/ ihres Reichs und Vätterlichen Güter beraubt/ ins Exilium ziehen muste. Worauf König Johann geantwortet: die Mutter deß HErrn aber folgte ihrem Sohn nach/ biß ans Creutz. Hingegen ihr/ der freylich verpflichtet war/ mit dem Könige/ der euch so grosse Denek-Zeichen seiner Liebe erwiesen hatte/ in den Tod zu gehen/ habt kaum einen Hall/ von dem Anzuge meines Widersachers/ bekommen/ als ihr / ohne Verweilung einer Stunde/ zu demselben übergegangen. Doch nehme ich euch/ in Ansehung eures Ehrwürdigen Alters/ wieder auf in meine Huld.
Wie übel und ungehalten sich/ in vorher erzehlten Stücken/ unsre Soldatesca bewiesen; so sehr ward hingegen der Türckische Soldat gelobt/ um seiner guten Ordnung/ Sittsamkeit / und Mässigkeit willen. Man hätte gedencken sollen/ es wäre kein Feld-Lager/ sondern eine Stadt-Gemein; so wenig Getümmels und Unwesens hörte man/ unter ihnen. Aber ausser den Quartieren/ und im Feindlichen Ansatze/ wüteten sie/ wie grimmige Thiere. Unter den Lager-Zelten/ schienen sie Schafe; beym Anfall aber/ brüllende Leuen zu seyn. Daher auch einsmals Käysers Maximiliani Abgesandter an die Ottomannische Pforte/ zum Grafen Eck von Salm gesagt/ er hätte viererley/ in den Türckischen Heer-Lägern/ gesehen/ darüber er sich verwundern müssen: Erstlich/ eine so grosse Menge Kriegs-Volcks: Zweytens/ daß / unter solcher Menge/ sich kein einiges Weibs-Bild blicken lassen: Drittens/ daß bey den Türcken alsdenn deß Weins im geringsten nicht gedacht würde: Vierdtens/ daß sie/ zu Abends/ alle ihr Allah! Allah! (GOtt! GOtt!) überlaut schrien/ und gleich hierauf/ im Lager eine so grosse Stille würde/ daß niemand ein Wort/ ohn nur leise/ redete.
Alsdann halten sie ihr Gebet/ und zwar/ mit solchen Geberden/ daß sie/ unterm Beten / hin und her/ wie ein Rohr/ wancken. Thomas Schmidius/ ein Canonicus zu Oxfurt in England/ schreibt/ er habe vom Alberto Bozovio
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |