Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

(Albrecht Butzau) einem sehr gelehrten Mann/ bey welchem er/ in vielen Sachen sich Unterrichts erholete/ unter andern erfahren/ daß die Ursach/ warum die Türcken/ unterm Beten / sich hin und her bewegten/ nicht darinn bestünde/ wie zwar etliche meyneten/ daß Mahomet verheissen/ er würde/ zur Zeit deß Gebets/ ihnen dermaleins offentlich erscheinen; daher sie/ durch solche hin und wieder-Bewegung bezeugten/ wie sie seiner Erscheinung und Ankunfft/ gleich als ob er hinter ihrem Rücken etwan allbereit seyn möchte/ erwarteten: Sondern daß sie alsdann ihre Schutz-Engel/ welche ihnen/ ihrem albernem Wahn nach/ auf der Schulter hucken/ mit gewissen Gebetlein grüssten. Sie brauchen auch/ unterm Gebet/ ihre Rosen Kräntze: Dabey sie eine gewisse Anzahl Stoß-Seufftzer sprechen: Als Sabhau Allah Gebenedeyet sey GOtt! Allah Ekber GOtt ist groß! Allemdalillah Lob sey GOtt/ Bismillah in GOttes Namen! Diese und dergleichen Gebets-Sprüchlein wiederholen sie insgemein dreyssig/ bißweilen aber hundert mal; wie auch mancherley Namen GOttes/ als Hakka, und dergleichen.

Sonst ruffen sie vielmals/ mit starckem Gebrüll und Geschrey/ Hu! Hu! Welches einer unter den Namen GOttes ist/ und gemeinlich an ihren Kirch-Wänden geschrieben steht.

In der Sanct Sophien-Kirche/ hat gedachter Engländer sechs oder sieben Türckischer Pfaffen/ sehr offt nacheinander schreyen hören: Wir glauben! Wir glauben! Gleich als ob sie GOtt/ mit ihrem wilden und düsterlichem Geschrey/ übertäuben und so müde machen wolten/ daß Er sie endlich solte erhören.

Was das Wein-Trincken betrifft; bleibt ihnen zwar solches/ durch ihr Mahometisches Gesetz/ auch ausser den Feld-Zügen/ so wol/ als andren Türcken insgemein/ untersagt: Doch macht man/ sonderlich zu Kriegs-Zeiten/ scharffe Anstalt dawider. Denn die Enthaltung deß/ ihnen scharff verbotenen Weins/ behält sie in der Nüchternheit / Wachsamkeit/ und Gehorsam: und steht nicht zu sagen/ wie sorgfältig die Türcken ausrechnen/ was für Unordnung und Ungelegenheit/ aus dem Wein-Trincken/ im Lager/ sich erheben könte. Dann sie wissen darinn/ wann ihnen heimlich ein Trunck Weins zu Theil wird / keine Masse zu halten; sondern überschütten Magen und Gehirn damit. Dieses Laster der Trunckenheit ist auch/ unter ihnen/ so gängig und gemein/ daß man/ unter zehen/ kaum einen findet/ der davon frey wäre. Darum schickt man gewisse Officierer/ zween oder drey Tage voraus/ nach dem Ort/ darauf die Armee zu gehet/ um alle Schenck-Häuser zu versiegeln/ und den Wein-Verkauff aufs allerschärffste zu verbieten. Weil man aber/ im Lager/ solche strenge Aufsicht hält/ und der jenige Soldat/ welcher daselbst/ bey einem Trunck Weins/ ertappt würde/ solches Reben-Blut mit Menschen-Blut/ das ist/ mit seinem Leben /

Thom. Schmidius de Morib. ac Institut. Turcar. p. 39. seq.

(Albrecht Butzau) einem sehr gelehrten Mann/ bey welchem er/ in vielen Sachen sich Unterrichts erholete/ unter andern erfahren/ daß die Ursach/ warum die Türcken/ unterm Beten / sich hin und her bewegten/ nicht darinn bestünde/ wie zwar etliche meyneten/ daß Mahomet verheissen/ er würde/ zur Zeit deß Gebets/ ihnen dermaleins offentlich erscheinen; daher sie/ durch solche hin und wieder-Bewegung bezeugten/ wie sie seiner Erscheinung und Ankunfft/ gleich als ob er hinter ihrem Rücken etwan allbereit seyn möchte/ erwarteten: Sondern daß sie alsdann ihre Schutz-Engel/ welche ihnen/ ihrem albernem Wahn nach/ auf der Schulter hucken/ mit gewissen Gebetlein grüssten. Sie brauchen auch/ unterm Gebet/ ihre Rosen Kräntze: Dabey sie eine gewisse Anzahl Stoß-Seufftzer sprechen: Als Sabhau Allah Gebenedeyet sey GOtt! Allah Ekber GOtt ist groß! Allemdalillah Lob sey GOtt/ Bismillah in GOttes Namen! Diese und dergleichen Gebets-Sprüchlein wiederholen sie insgemein dreyssig/ bißweilen aber hundert mal; wie auch mancherley Namen GOttes/ als Hakka, und dergleichen.

Sonst ruffen sie vielmals/ mit starckem Gebrüll und Geschrey/ Hu! Hu! Welches einer unter den Namen GOttes ist/ und gemeinlich an ihren Kirch-Wänden geschrieben steht.

In der Sanct Sophien-Kirche/ hat gedachter Engländer sechs oder sieben Türckischer Pfaffen/ sehr offt nacheinander schreyen hören: Wir glauben! Wir glauben! Gleich als ob sie GOtt/ mit ihrem wilden und düsterlichem Geschrey/ übertäuben und so müde machen wolten/ daß Er sie endlich solte erhören.

Was das Wein-Trincken betrifft; bleibt ihnen zwar solches/ durch ihr Mahometisches Gesetz/ auch ausser den Feld-Zügen/ so wol/ als andren Türcken insgemein/ untersagt: Doch macht man/ sonderlich zu Kriegs-Zeiten/ scharffe Anstalt dawider. Denn die Enthaltung deß/ ihnen scharff verbotenen Weins/ behält sie in der Nüchternheit / Wachsamkeit/ und Gehorsam: und steht nicht zu sagen/ wie sorgfältig die Türcken ausrechnen/ was für Unordnung und Ungelegenheit/ aus dem Wein-Trincken/ im Lager/ sich erheben könte. Dann sie wissen darinn/ wann ihnen heimlich ein Trunck Weins zu Theil wird / keine Masse zu halten; sondern überschütten Magen und Gehirn damit. Dieses Laster der Trunckenheit ist auch/ unter ihnen/ so gängig und gemein/ daß man/ unter zehen/ kaum einen findet/ der davon frey wäre. Darum schickt man gewisse Officierer/ zween oder drey Tage voraus/ nach dem Ort/ darauf die Armee zu gehet/ um alle Schenck-Häuser zu versiegeln/ und den Wein-Verkauff aufs allerschärffste zu verbieten. Weil man aber/ im Lager/ solche strenge Aufsicht hält/ und der jenige Soldat/ welcher daselbst/ bey einem Trunck Weins/ ertappt würde/ solches Reben-Blut mit Menschen-Blut/ das ist/ mit seinem Leben /

Thom. Schmidius de Morib. ac Institut. Turcar. p. 39. seq.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0194" n="186"/>
(Albrecht            Butzau) einem sehr gelehrten Mann/ bey welchem er/ in vielen Sachen sich Unterrichts            erholete/ unter andern erfahren/ daß die Ursach/ warum die Türcken/ unterm Beten /            sich hin und her bewegten/ nicht darinn bestünde/ wie zwar etliche meyneten/ daß            Mahomet verheissen/ er würde/ zur Zeit deß Gebets/ ihnen dermaleins offentlich            erscheinen; daher sie/ durch solche hin und wieder-Bewegung bezeugten/ wie sie seiner            Erscheinung und Ankunfft/ gleich als ob er hinter ihrem Rücken etwan allbereit seyn            möchte/ erwarteten: Sondern daß sie alsdann ihre Schutz-Engel/ welche ihnen/ ihrem            albernem Wahn nach/ auf der Schulter hucken/ mit gewissen Gebetlein grüssten. Sie            brauchen auch/ unterm Gebet/ ihre Rosen Kräntze: Dabey sie eine gewisse Anzahl            Stoß-Seufftzer sprechen: Als Sabhau Allah Gebenedeyet sey GOtt! Allah Ekber GOtt ist groß!            Allemdalillah Lob sey GOtt/ Bismillah in GOttes Namen! Diese und dergleichen            Gebets-Sprüchlein wiederholen sie insgemein dreyssig/ bißweilen aber hundert mal; wie            auch mancherley Namen GOttes/ als Hakka, und dergleichen.</p>
        <p>Sonst ruffen sie vielmals/ mit starckem Gebrüll und Geschrey/ Hu! Hu! Welches einer            unter den Namen GOttes ist/ und gemeinlich an ihren Kirch-Wänden geschrieben steht.</p>
        <p>In der Sanct Sophien-Kirche/ hat gedachter Engländer sechs oder sieben Türckischer            Pfaffen/ sehr offt nacheinander schreyen hören: Wir glauben! Wir glauben! Gleich als ob            sie GOtt/ mit ihrem wilden und düsterlichem Geschrey/ übertäuben und so müde machen            wolten/ daß Er sie endlich solte erhören. <note place="foot">Thom. Schmidius de Morib. ac              Institut. Turcar. p. 39. seq.</note></p>
        <p>Was das Wein-Trincken betrifft; bleibt ihnen zwar solches/ durch ihr Mahometisches            Gesetz/ auch ausser den Feld-Zügen/ so wol/ als andren Türcken insgemein/ untersagt:            Doch macht man/ sonderlich zu Kriegs-Zeiten/ scharffe Anstalt dawider. Denn die            Enthaltung deß/ ihnen scharff verbotenen Weins/ behält sie in der Nüchternheit /            Wachsamkeit/ und Gehorsam: und steht nicht zu sagen/ wie sorgfältig die Türcken            ausrechnen/ was für Unordnung und Ungelegenheit/ aus dem Wein-Trincken/ im Lager/ sich            erheben könte. Dann sie wissen darinn/ wann ihnen heimlich ein Trunck Weins zu Theil wird           / keine Masse zu halten; sondern überschütten Magen und Gehirn damit. Dieses Laster der            Trunckenheit ist auch/ unter ihnen/ so gängig und gemein/ daß man/ unter zehen/ kaum            einen findet/ der davon frey wäre. Darum schickt man gewisse Officierer/ zween oder drey            Tage voraus/ nach dem Ort/ darauf die Armee zu gehet/ um alle Schenck-Häuser zu            versiegeln/ und den Wein-Verkauff aufs allerschärffste zu verbieten. Weil man aber/ im            Lager/ solche strenge Aufsicht hält/ und der jenige Soldat/ welcher daselbst/ bey            einem Trunck Weins/ ertappt würde/ solches Reben-Blut mit Menschen-Blut/ das ist/ mit            seinem Leben /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0194] (Albrecht Butzau) einem sehr gelehrten Mann/ bey welchem er/ in vielen Sachen sich Unterrichts erholete/ unter andern erfahren/ daß die Ursach/ warum die Türcken/ unterm Beten / sich hin und her bewegten/ nicht darinn bestünde/ wie zwar etliche meyneten/ daß Mahomet verheissen/ er würde/ zur Zeit deß Gebets/ ihnen dermaleins offentlich erscheinen; daher sie/ durch solche hin und wieder-Bewegung bezeugten/ wie sie seiner Erscheinung und Ankunfft/ gleich als ob er hinter ihrem Rücken etwan allbereit seyn möchte/ erwarteten: Sondern daß sie alsdann ihre Schutz-Engel/ welche ihnen/ ihrem albernem Wahn nach/ auf der Schulter hucken/ mit gewissen Gebetlein grüssten. Sie brauchen auch/ unterm Gebet/ ihre Rosen Kräntze: Dabey sie eine gewisse Anzahl Stoß-Seufftzer sprechen: Als Sabhau Allah Gebenedeyet sey GOtt! Allah Ekber GOtt ist groß! Allemdalillah Lob sey GOtt/ Bismillah in GOttes Namen! Diese und dergleichen Gebets-Sprüchlein wiederholen sie insgemein dreyssig/ bißweilen aber hundert mal; wie auch mancherley Namen GOttes/ als Hakka, und dergleichen. Sonst ruffen sie vielmals/ mit starckem Gebrüll und Geschrey/ Hu! Hu! Welches einer unter den Namen GOttes ist/ und gemeinlich an ihren Kirch-Wänden geschrieben steht. In der Sanct Sophien-Kirche/ hat gedachter Engländer sechs oder sieben Türckischer Pfaffen/ sehr offt nacheinander schreyen hören: Wir glauben! Wir glauben! Gleich als ob sie GOtt/ mit ihrem wilden und düsterlichem Geschrey/ übertäuben und so müde machen wolten/ daß Er sie endlich solte erhören. Was das Wein-Trincken betrifft; bleibt ihnen zwar solches/ durch ihr Mahometisches Gesetz/ auch ausser den Feld-Zügen/ so wol/ als andren Türcken insgemein/ untersagt: Doch macht man/ sonderlich zu Kriegs-Zeiten/ scharffe Anstalt dawider. Denn die Enthaltung deß/ ihnen scharff verbotenen Weins/ behält sie in der Nüchternheit / Wachsamkeit/ und Gehorsam: und steht nicht zu sagen/ wie sorgfältig die Türcken ausrechnen/ was für Unordnung und Ungelegenheit/ aus dem Wein-Trincken/ im Lager/ sich erheben könte. Dann sie wissen darinn/ wann ihnen heimlich ein Trunck Weins zu Theil wird / keine Masse zu halten; sondern überschütten Magen und Gehirn damit. Dieses Laster der Trunckenheit ist auch/ unter ihnen/ so gängig und gemein/ daß man/ unter zehen/ kaum einen findet/ der davon frey wäre. Darum schickt man gewisse Officierer/ zween oder drey Tage voraus/ nach dem Ort/ darauf die Armee zu gehet/ um alle Schenck-Häuser zu versiegeln/ und den Wein-Verkauff aufs allerschärffste zu verbieten. Weil man aber/ im Lager/ solche strenge Aufsicht hält/ und der jenige Soldat/ welcher daselbst/ bey einem Trunck Weins/ ertappt würde/ solches Reben-Blut mit Menschen-Blut/ das ist/ mit seinem Leben / Thom. Schmidius de Morib. ac Institut. Turcar. p. 39. seq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/194
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/194>, abgerufen am 21.11.2024.