Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

den Fuß zu weichen gezwungen. Zwischen 8. und 9. Uhr schlug abermal eine Stuck-Kugel in die St. Stephans-Kirchen unter der Sonntags-Predigt/ fast auf obbeschriebene Art und Weise: Wurde aber unter etlich 1000. Anwesenden nur ein einiges Weib an den Füssen über beschädiget. Die Parola war: St. LEOPOLD und Wienn.

Den 2. Augusti donnerte der Erbfeind in aller frühe grausam auf die Cappuciner-Kirchen / warff auch aus einem Pöller eine Feur-Kugel durch das Kirchen-Dach in ein Gewölb/ worüber das erschrockene Volk von der Beicht/ so gut es gekont/ die Flucht genommen; bald aber / als man verstanden/ daß kein fernerer Schaden daraus erfolgt/ bey ihrer Andacht sich wiederum eingefunden. Sonsten verhielt sich der Feind more solito, versuchte allein über die Pallisaden zu kommen/ zu welchem Ende er viel Erden an den Ort des vorigen Tags darüber eingeworffen. Abends zwischen 7. und 8. Uhr liessen die Belagerte in den Contrascarpen gleich an dem Angle Saillants, vor der Face der Burg-Pastey/ eine Mine / mit zimlichem guten Effect springen/ absonderlich da zugleich von ihnen auch Bomben darzu geworffen worden/ dadurch dem Feind merklicher Schaden geschehen. Die Nach hindurch suchte er abermal sich der Pallisaden zu bemächtigen. Eodem hat der Feind zu Nuß-Dorff und Closter Neuburg (derer Orten er sich längsten bemächtiget) alle Schiff und Flöß los gemacht/ und herunter auf den Schlag-Brücken Arm geländet/ und rinnen lassen/ welche sich auch an denen Jochbäumen der Schlag-Brücken so hart und häuffig gestossen/ daß man ganz sicher darüber gehen können. Weilen nun dieses zweiffels frey zu seinem grossen Vortheil angesehen/ und zu besorgen war/ der Feind möchte eine Brücke herüber machen / als haben die Wiennerische Schiffer und Fischer/ so Herr N. Burger/ Leutenant und Adjutant unter dem Stahrenbergischen Regiment/ aus Befehl Ihrer Excellenz/ des Herrn General Stahrenbergs/ commandirt/ etliche Nacht stark daran gearbeitet/ solche entweder zu durchbohren und zu versenken/ oder zu verbrennen/ oder aber abzuledigen/ und in den / zwischen den obern Fallen und dem neuen Thor/ gegen dem Arsenal lauffenden Canal zu über führen. Wie sie dann die Nacht hindurch 10. bis 12. Schiff hinweg gebracht; als aber der Feind solches vermerket/ hat er aus der Leopold-Stadt Feur auf sie gegeben/ also daß zwey aus denen Schiff-Leuten geblieben. Die Parola war: St. Franciscus und Florenz.

Den 3. gegen Tag/ gelangte eine Käiserliche Parthey/ von 30. Pferden/ welche die Nacht zuvor ausgegangen war/ mit einer guten Beute von 50. bis 60. Stuck Vieh wieder zuruck / davon der halbe Theil den Armen/ und kranken Soldaten zugeeignet wurde; die andere Helffte aber denen Partheygängern zur Recompens geblieben. Sonsten hat der Feind früh / und den Tag über/ weniger/ als die Tage zuvor/ canonirt; massen es schon etlich Tag vorher das Ansehen gehabt/ und auch heut mehrmals vermerkt worden/ daß der Feind nicht viel Vorraths an den Kugeln habe/ in dem er nicht allein die aus der Stadt hinaus geschos-

den Fuß zu weichen gezwungen. Zwischen 8. und 9. Uhr schlug abermal eine Stuck-Kugel in die St. Stephans-Kirchen unter der Sonntags-Predigt/ fast auf obbeschriebene Art und Weise: Wurde aber unter etlich 1000. Anwesenden nur ein einiges Weib an den Füssen über beschädiget. Die Parola war: St. LEOPOLD und Wienn.

Den 2. Augusti donnerte der Erbfeind in aller frühe grausam auf die Cappuciner-Kirchen / warff auch aus einem Pöller eine Feur-Kugel durch das Kirchen-Dach in ein Gewölb/ worüber das erschrockene Volk von der Beicht/ so gut es gekont/ die Flucht genommen; bald aber / als man verstanden/ daß kein fernerer Schaden daraus erfolgt/ bey ihrer Andacht sich wiederum eingefunden. Sonsten verhielt sich der Feind more solito, versuchte allein über die Pallisaden zu kommen/ zu welchem Ende er viel Erden an den Ort des vorigen Tags darüber eingeworffen. Abends zwischen 7. und 8. Uhr liessen die Belagerte in den Contrascarpen gleich an dem Angle Saillants, vor der Face der Burg-Pastey/ eine Mine / mit zimlichem guten Effect springen/ absonderlich da zugleich von ihnen auch Bomben darzu geworffen worden/ dadurch dem Feind merklicher Schaden geschehen. Die Nach hindurch suchte er abermal sich der Pallisaden zu bemächtigen. Eodem hat der Feind zu Nuß-Dorff und Closter Neuburg (derer Orten er sich längsten bemächtiget) alle Schiff und Flöß los gemacht/ und herunter auf den Schlag-Brücken Arm geländet/ und rinnen lassen/ welche sich auch an denen Jochbäumen der Schlag-Brücken so hart und häuffig gestossen/ daß man ganz sicher darüber gehen können. Weilen nun dieses zweiffels frey zu seinem grossen Vortheil angesehen/ und zu besorgen war/ der Feind möchte eine Brücke herüber machen / als haben die Wiennerische Schiffer und Fischer/ so Herr N. Burger/ Leutenant und Adjutant unter dem Stahrenbergischen Regiment/ aus Befehl Ihrer Excellenz/ des Herrn General Stahrenbergs/ commandirt/ etliche Nacht stark daran gearbeitet/ solche entweder zu durchbohren und zu versenken/ oder zu verbrennen/ oder aber abzuledigen/ und in den / zwischen den obern Fallen und dem neuen Thor/ gegen dem Arsenal lauffenden Canal zu über führen. Wie sie dann die Nacht hindurch 10. bis 12. Schiff hinweg gebracht; als aber der Feind solches vermerket/ hat er aus der Leopold-Stadt Feur auf sie gegeben/ also daß zwey aus denen Schiff-Leuten geblieben. Die Parola war: St. Franciscus und Florenz.

Den 3. gegen Tag/ gelangte eine Käiserliche Parthey/ von 30. Pferden/ welche die Nacht zuvor ausgegangen war/ mit einer guten Beute von 50. bis 60. Stuck Vieh wieder zuruck / davon der halbe Theil den Armen/ und kranken Soldaten zugeeignet wurde; die andere Helffte aber denen Partheygängern zur Recompens geblieben. Sonsten hat der Feind früh / und den Tag über/ weniger/ als die Tage zuvor/ canonirt; massen es schon etlich Tag vorher das Ansehen gehabt/ und auch heut mehrmals vermerkt worden/ daß der Feind nicht viel Vorraths an den Kugeln habe/ in dem er nicht allein die aus der Stadt hinaus geschos-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0238" n="26"/>
den Fuß zu weichen            gezwungen. Zwischen 8. und 9. Uhr schlug abermal eine Stuck-Kugel in die St.            Stephans-Kirchen unter der Sonntags-Predigt/ fast auf obbeschriebene Art und Weise: Wurde            aber unter etlich 1000. Anwesenden nur ein einiges Weib an den Füssen über beschädiget.            Die Parola war: St. LEOPOLD und Wienn.</p>
        <p>Den 2. Augusti donnerte der Erbfeind in aller frühe grausam auf die Cappuciner-Kirchen /            warff auch aus einem Pöller eine Feur-Kugel durch das Kirchen-Dach in ein Gewölb/ worüber            das erschrockene Volk von der Beicht/ so gut es gekont/ die Flucht genommen; bald aber /            als man verstanden/ daß kein fernerer Schaden daraus erfolgt/ bey ihrer Andacht sich            wiederum eingefunden. Sonsten verhielt sich der Feind more solito, versuchte allein über            die Pallisaden zu kommen/ zu welchem Ende er viel Erden an den Ort des vorigen Tags            darüber eingeworffen. Abends zwischen 7. und 8. Uhr liessen die Belagerte in den            Contrascarpen gleich an dem Angle Saillants, vor der Face der Burg-Pastey/ eine Mine /            mit zimlichem guten Effect springen/ absonderlich da zugleich von ihnen auch Bomben darzu            geworffen worden/ dadurch dem Feind merklicher Schaden geschehen. Die Nach hindurch            suchte er abermal sich der Pallisaden zu bemächtigen. Eodem hat der Feind zu Nuß-Dorff und            Closter Neuburg (derer Orten er sich längsten bemächtiget) alle Schiff und Flöß los            gemacht/ und herunter auf den Schlag-Brücken Arm geländet/ und rinnen lassen/ welche            sich auch an denen Jochbäumen der Schlag-Brücken so hart und häuffig gestossen/ daß man            ganz sicher darüber gehen können. Weilen nun dieses zweiffels frey zu seinem grossen            Vortheil angesehen/ und zu besorgen war/ der Feind möchte eine Brücke herüber machen /            als haben die Wiennerische Schiffer und Fischer/ so Herr N. Burger/ Leutenant und            Adjutant unter dem Stahrenbergischen Regiment/ aus Befehl Ihrer Excellenz/ des Herrn            General Stahrenbergs/ commandirt/ etliche Nacht stark daran gearbeitet/ solche entweder            zu durchbohren und zu versenken/ oder zu verbrennen/ oder aber abzuledigen/ und in den           / zwischen den obern Fallen und dem neuen Thor/ gegen dem Arsenal lauffenden Canal zu            über führen. Wie sie dann die Nacht hindurch 10. bis 12. Schiff hinweg gebracht; als aber            der Feind solches vermerket/ hat er aus der Leopold-Stadt Feur auf sie gegeben/ also daß            zwey aus denen Schiff-Leuten geblieben. Die Parola war: St. Franciscus und Florenz.</p>
        <p>Den 3. gegen Tag/ gelangte eine Käiserliche Parthey/ von 30. Pferden/ welche die Nacht            zuvor ausgegangen war/ mit einer guten Beute von 50. bis 60. Stuck Vieh wieder zuruck /            davon der halbe Theil den Armen/ und kranken Soldaten zugeeignet wurde; die andere            Helffte aber denen Partheygängern zur Recompens geblieben. Sonsten hat der Feind früh /            und den Tag über/ weniger/ als die Tage zuvor/ canonirt; massen es schon etlich Tag            vorher das Ansehen gehabt/ und auch heut mehrmals vermerkt worden/ daß der Feind nicht            viel Vorraths an den Kugeln habe/ in dem er nicht allein die aus der Stadt hinaus            geschos-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0238] den Fuß zu weichen gezwungen. Zwischen 8. und 9. Uhr schlug abermal eine Stuck-Kugel in die St. Stephans-Kirchen unter der Sonntags-Predigt/ fast auf obbeschriebene Art und Weise: Wurde aber unter etlich 1000. Anwesenden nur ein einiges Weib an den Füssen über beschädiget. Die Parola war: St. LEOPOLD und Wienn. Den 2. Augusti donnerte der Erbfeind in aller frühe grausam auf die Cappuciner-Kirchen / warff auch aus einem Pöller eine Feur-Kugel durch das Kirchen-Dach in ein Gewölb/ worüber das erschrockene Volk von der Beicht/ so gut es gekont/ die Flucht genommen; bald aber / als man verstanden/ daß kein fernerer Schaden daraus erfolgt/ bey ihrer Andacht sich wiederum eingefunden. Sonsten verhielt sich der Feind more solito, versuchte allein über die Pallisaden zu kommen/ zu welchem Ende er viel Erden an den Ort des vorigen Tags darüber eingeworffen. Abends zwischen 7. und 8. Uhr liessen die Belagerte in den Contrascarpen gleich an dem Angle Saillants, vor der Face der Burg-Pastey/ eine Mine / mit zimlichem guten Effect springen/ absonderlich da zugleich von ihnen auch Bomben darzu geworffen worden/ dadurch dem Feind merklicher Schaden geschehen. Die Nach hindurch suchte er abermal sich der Pallisaden zu bemächtigen. Eodem hat der Feind zu Nuß-Dorff und Closter Neuburg (derer Orten er sich längsten bemächtiget) alle Schiff und Flöß los gemacht/ und herunter auf den Schlag-Brücken Arm geländet/ und rinnen lassen/ welche sich auch an denen Jochbäumen der Schlag-Brücken so hart und häuffig gestossen/ daß man ganz sicher darüber gehen können. Weilen nun dieses zweiffels frey zu seinem grossen Vortheil angesehen/ und zu besorgen war/ der Feind möchte eine Brücke herüber machen / als haben die Wiennerische Schiffer und Fischer/ so Herr N. Burger/ Leutenant und Adjutant unter dem Stahrenbergischen Regiment/ aus Befehl Ihrer Excellenz/ des Herrn General Stahrenbergs/ commandirt/ etliche Nacht stark daran gearbeitet/ solche entweder zu durchbohren und zu versenken/ oder zu verbrennen/ oder aber abzuledigen/ und in den / zwischen den obern Fallen und dem neuen Thor/ gegen dem Arsenal lauffenden Canal zu über führen. Wie sie dann die Nacht hindurch 10. bis 12. Schiff hinweg gebracht; als aber der Feind solches vermerket/ hat er aus der Leopold-Stadt Feur auf sie gegeben/ also daß zwey aus denen Schiff-Leuten geblieben. Die Parola war: St. Franciscus und Florenz. Den 3. gegen Tag/ gelangte eine Käiserliche Parthey/ von 30. Pferden/ welche die Nacht zuvor ausgegangen war/ mit einer guten Beute von 50. bis 60. Stuck Vieh wieder zuruck / davon der halbe Theil den Armen/ und kranken Soldaten zugeeignet wurde; die andere Helffte aber denen Partheygängern zur Recompens geblieben. Sonsten hat der Feind früh / und den Tag über/ weniger/ als die Tage zuvor/ canonirt; massen es schon etlich Tag vorher das Ansehen gehabt/ und auch heut mehrmals vermerkt worden/ daß der Feind nicht viel Vorraths an den Kugeln habe/ in dem er nicht allein die aus der Stadt hinaus geschos-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/238
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/238>, abgerufen am 24.11.2024.