Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.tet/ mit vermelden: Er wolte etwas von Weinbeeren und andern Früchten einsamlen. Worüber der Aga ihme den türkischen Chawe-Trunk reichen lassen / beneben treuherziger Warnung: Er solte sich nicht zu weil wagen/ damit er der Christen nicht in die Hände käme. Nach überstandenem diesem ersten Examin seyen sie freywillig über Berg und Thal/ durch die Wein-Gärten und Gebüsche herum geirret/ hätten Trauben und Pfirsich abgebrochen/ bis an den neuen Galen- oder Josephs-Berg/ da ihnen etliche türkische Troppen aufgestossen/ von welchen sie sich aber auf die linke Hand gewendet / damit sie von ihnen nicht angehalten würden. Endlich seyen sie gegen das Dörffel Calenberg über/ in einer Baumreichen Insel/ Leute gewahr worden/ jedoch nicht wissen können/ ob es Freunde oder Feinde seyen? Endlich aber an etlichen Weibern/ die in der Donau gewaschen/ erkennet/ daß es Christen wären; welche aber/ so bald sie ihn ersehen / tapfer auf ihn Feuer gegeben hätten. Worauf er ihnen gewunken und geruffen/ er sey ein Christ/ käme von Wienn/ sie solten ihn übersetzen: Sie aber hätten ihme geantwortet: Er solle sich nur ein wenig aufwärts begeben/ und alldorten über das Gestad/ welches zwar zimlich hoch/ zum Wasser hinunter lassen/ als solches geschehen/ haben sie ihn in einem kleinen Schifflein abgeholt/ und samt dem Diener hinüber geführet. So bald er in die Insel kommen/ seye der Richter von Nußdorff mit seinen dahin geflüchteten Nachbarn zugegen gewesen/ welcher über der türkischen Kleidung etwas gestutzt/ doch ganz höflich gefragt/ ob sie nicht etwas schrifftliches aus Wienn fürzuzeigen hätten? Worauf Herr Koltschitzky ihme den von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Capliers / ertheilten Paß/ vorgewiesen. Hierauf haben sie ihme Freunden-voll alle Ehre und guten Willen erzeiget/ alsobald ein Schifflein herbey geschafft/ und ihne folgends/ bis zu dem Christlichen Läger/ hinüber geführet. So bald er nun den Donau-Fluß zuruck gelegt / hätten sie oberhalb der Brücken auf das Christliche Lager getroffen/ und seyen zu Herrn Obrist Heißlern gebracht worden; welchem er seine Verrichtung entdeckt/ und die bey sich habende Brieffe gezeigt/ der ihn und seinen Diener mit Pferden versorgt/ und also weiter in Ihro Herzoglichen Durchleuchtigkeit Läger/ so an der March zwischen Anger und Stillfrid gestanden/ bringen lassen: Allwo sie genädigst empfangen/ und bis zu ihrer Wiederabfertigung gar wol gehalten worden. Nach genommener gehorsamster Beurlaubung/ und empfangener Versicherung eines unfehlbaren Gnaden-Recompenses, wären sie durch den vorigen Weg/ nicht ohne grosse Gefahr verrathen zu seyn/ endlich durch die Pallisaden bey dem Schotten-Thor/ und also zu Wienn ohn einige Verletzung wieder angelanget. Woselbsten Herr Koltschitzky/ bey der hohen Käiserlichen Generalität/ seine Verrichtung/ so wol schrifftals mündlich/ unterthänig abgelegt/ sc. Die Parola war: St. Dominicus und Neustadt. Den 18. weilen der Feind des hefftigen Canonirens müd/ als hat er heut etwas wenigers / als die zuruck gelegte Täge/ angehalten. Morgens früh versuchten tet/ mit vermelden: Er wolte etwas von Weinbeeren und andern Früchten einsamlen. Worüber der Aga ihme den türkischen Chawe-Trunk reichen lassen / beneben treuherziger Warnung: Er solte sich nicht zu weil wagen/ damit er der Christen nicht in die Hände käme. Nach überstandenem diesem ersten Examin seyen sie freywillig über Berg und Thal/ durch die Wein-Gärten und Gebüsche herum geirret/ hätten Trauben und Pfirsich abgebrochen/ bis an den neuen Galen- oder Josephs-Berg/ da ihnen etliche türkische Troppen aufgestossen/ von welchen sie sich aber auf die linke Hand gewendet / damit sie von ihnen nicht angehalten würden. Endlich seyen sie gegen das Dörffel Calenberg über/ in einer Baumreichen Insel/ Leute gewahr worden/ jedoch nicht wissen können/ ob es Freunde oder Feinde seyen? Endlich aber an etlichen Weibern/ die in der Donau gewaschen/ erkennet/ daß es Christen wären; welche aber/ so bald sie ihn ersehen / tapfer auf ihn Feuer gegeben hätten. Worauf er ihnen gewunken und geruffen/ er sey ein Christ/ käme von Wienn/ sie solten ihn übersetzen: Sie aber hätten ihme geantwortet: Er solle sich nur ein wenig aufwärts begeben/ und alldorten über das Gestad/ welches zwar zimlich hoch/ zum Wasser hinunter lassen/ als solches geschehen/ haben sie ihn in einem kleinen Schifflein abgeholt/ und samt dem Diener hinüber geführet. So bald er in die Insel kommen/ seye der Richter von Nußdorff mit seinen dahin geflüchteten Nachbarn zugegen gewesen/ welcher über der türkischen Kleidung etwas gestutzt/ doch ganz höflich gefragt/ ob sie nicht etwas schrifftliches aus Wienn fürzuzeigen hätten? Worauf Herr Koltschitzky ihme den von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Capliers / ertheilten Paß/ vorgewiesen. Hierauf haben sie ihme Freunden-voll alle Ehre und guten Willen erzeiget/ alsobald ein Schifflein herbey geschafft/ und ihne folgends/ bis zu dem Christlichen Läger/ hinüber geführet. So bald er nun den Donau-Fluß zuruck gelegt / hätten sie oberhalb der Brücken auf das Christliche Lager getroffen/ und seyen zu Herrn Obrist Heißlern gebracht worden; welchem er seine Verrichtung entdeckt/ und die bey sich habende Brieffe gezeigt/ der ihn und seinen Diener mit Pferden versorgt/ und also weiter in Ihro Herzoglichen Durchleuchtigkeit Läger/ so an der March zwischen Anger und Stillfrid gestanden/ bringen lassen: Allwo sie genädigst empfangen/ und bis zu ihrer Wiederabfertigung gar wol gehalten worden. Nach genommener gehorsamster Beurlaubung/ und empfangener Versicherung eines unfehlbaren Gnaden-Recompenses, wären sie durch den vorigen Weg/ nicht ohne grosse Gefahr verrathen zu seyn/ endlich durch die Pallisaden bey dem Schotten-Thor/ und also zu Wienn ohn einige Verletzung wieder angelanget. Woselbsten Herr Koltschitzky/ bey der hohen Käiserlichen Generalität/ seine Verrichtung/ so wol schrifftals mündlich/ unterthänig abgelegt/ sc. Die Parola war: St. Dominicus und Neustadt. Den 18. weilen der Feind des hefftigen Canonirens müd/ als hat er heut etwas wenigers / als die zuruck gelegte Täge/ angehalten. Morgens früh versuchten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0251" n="39"/> tet/ mit vermelden: Er wolte etwas von Weinbeeren und andern Früchten einsamlen. Worüber der Aga ihme den türkischen Chawe-Trunk reichen lassen / beneben treuherziger Warnung: Er solte sich nicht zu weil wagen/ damit er der Christen nicht in die Hände käme. Nach überstandenem diesem ersten Examin seyen sie freywillig über Berg und Thal/ durch die Wein-Gärten und Gebüsche herum geirret/ hätten Trauben und Pfirsich abgebrochen/ bis an den neuen Galen- oder Josephs-Berg/ da ihnen etliche türkische Troppen aufgestossen/ von welchen sie sich aber auf die linke Hand gewendet / damit sie von ihnen nicht angehalten würden. Endlich seyen sie gegen das Dörffel Calenberg über/ in einer Baumreichen Insel/ Leute gewahr worden/ jedoch nicht wissen können/ ob es Freunde oder Feinde seyen? Endlich aber an etlichen Weibern/ die in der Donau gewaschen/ erkennet/ daß es Christen wären; welche aber/ so bald sie ihn ersehen / tapfer auf ihn Feuer gegeben hätten. Worauf er ihnen gewunken und geruffen/ er sey ein Christ/ käme von Wienn/ sie solten ihn übersetzen: Sie aber hätten ihme geantwortet: Er solle sich nur ein wenig aufwärts begeben/ und alldorten über das Gestad/ welches zwar zimlich hoch/ zum Wasser hinunter lassen/ als solches geschehen/ haben sie ihn in einem kleinen Schifflein abgeholt/ und samt dem Diener hinüber geführet. So bald er in die Insel kommen/ seye der Richter von Nußdorff mit seinen dahin geflüchteten Nachbarn zugegen gewesen/ welcher über der türkischen Kleidung etwas gestutzt/ doch ganz höflich gefragt/ ob sie nicht etwas schrifftliches aus Wienn fürzuzeigen hätten? Worauf Herr Koltschitzky ihme den von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Capliers / ertheilten Paß/ vorgewiesen. Hierauf haben sie ihme Freunden-voll alle Ehre und guten Willen erzeiget/ alsobald ein Schifflein herbey geschafft/ und ihne folgends/ bis zu dem Christlichen Läger/ hinüber geführet. So bald er nun den Donau-Fluß zuruck gelegt / hätten sie oberhalb der Brücken auf das Christliche Lager getroffen/ und seyen zu Herrn Obrist Heißlern gebracht worden; welchem er seine Verrichtung entdeckt/ und die bey sich habende Brieffe gezeigt/ der ihn und seinen Diener mit Pferden versorgt/ und also weiter in Ihro Herzoglichen Durchleuchtigkeit Läger/ so an der March zwischen Anger und Stillfrid gestanden/ bringen lassen: Allwo sie genädigst empfangen/ und bis zu ihrer Wiederabfertigung gar wol gehalten worden. Nach genommener gehorsamster Beurlaubung/ und empfangener Versicherung eines unfehlbaren Gnaden-Recompenses, wären sie durch den vorigen Weg/ nicht ohne grosse Gefahr verrathen zu seyn/ endlich durch die Pallisaden bey dem Schotten-Thor/ und also zu Wienn ohn einige Verletzung wieder angelanget. Woselbsten Herr Koltschitzky/ bey der hohen Käiserlichen Generalität/ seine Verrichtung/ so wol schrifftals mündlich/ unterthänig abgelegt/ sc. Die Parola war: St. Dominicus und Neustadt.</p> <p>Den 18. weilen der Feind des hefftigen Canonirens müd/ als hat er heut etwas wenigers / als die zuruck gelegte Täge/ angehalten. Morgens früh versuchten </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0251]
tet/ mit vermelden: Er wolte etwas von Weinbeeren und andern Früchten einsamlen. Worüber der Aga ihme den türkischen Chawe-Trunk reichen lassen / beneben treuherziger Warnung: Er solte sich nicht zu weil wagen/ damit er der Christen nicht in die Hände käme. Nach überstandenem diesem ersten Examin seyen sie freywillig über Berg und Thal/ durch die Wein-Gärten und Gebüsche herum geirret/ hätten Trauben und Pfirsich abgebrochen/ bis an den neuen Galen- oder Josephs-Berg/ da ihnen etliche türkische Troppen aufgestossen/ von welchen sie sich aber auf die linke Hand gewendet / damit sie von ihnen nicht angehalten würden. Endlich seyen sie gegen das Dörffel Calenberg über/ in einer Baumreichen Insel/ Leute gewahr worden/ jedoch nicht wissen können/ ob es Freunde oder Feinde seyen? Endlich aber an etlichen Weibern/ die in der Donau gewaschen/ erkennet/ daß es Christen wären; welche aber/ so bald sie ihn ersehen / tapfer auf ihn Feuer gegeben hätten. Worauf er ihnen gewunken und geruffen/ er sey ein Christ/ käme von Wienn/ sie solten ihn übersetzen: Sie aber hätten ihme geantwortet: Er solle sich nur ein wenig aufwärts begeben/ und alldorten über das Gestad/ welches zwar zimlich hoch/ zum Wasser hinunter lassen/ als solches geschehen/ haben sie ihn in einem kleinen Schifflein abgeholt/ und samt dem Diener hinüber geführet. So bald er in die Insel kommen/ seye der Richter von Nußdorff mit seinen dahin geflüchteten Nachbarn zugegen gewesen/ welcher über der türkischen Kleidung etwas gestutzt/ doch ganz höflich gefragt/ ob sie nicht etwas schrifftliches aus Wienn fürzuzeigen hätten? Worauf Herr Koltschitzky ihme den von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Capliers / ertheilten Paß/ vorgewiesen. Hierauf haben sie ihme Freunden-voll alle Ehre und guten Willen erzeiget/ alsobald ein Schifflein herbey geschafft/ und ihne folgends/ bis zu dem Christlichen Läger/ hinüber geführet. So bald er nun den Donau-Fluß zuruck gelegt / hätten sie oberhalb der Brücken auf das Christliche Lager getroffen/ und seyen zu Herrn Obrist Heißlern gebracht worden; welchem er seine Verrichtung entdeckt/ und die bey sich habende Brieffe gezeigt/ der ihn und seinen Diener mit Pferden versorgt/ und also weiter in Ihro Herzoglichen Durchleuchtigkeit Läger/ so an der March zwischen Anger und Stillfrid gestanden/ bringen lassen: Allwo sie genädigst empfangen/ und bis zu ihrer Wiederabfertigung gar wol gehalten worden. Nach genommener gehorsamster Beurlaubung/ und empfangener Versicherung eines unfehlbaren Gnaden-Recompenses, wären sie durch den vorigen Weg/ nicht ohne grosse Gefahr verrathen zu seyn/ endlich durch die Pallisaden bey dem Schotten-Thor/ und also zu Wienn ohn einige Verletzung wieder angelanget. Woselbsten Herr Koltschitzky/ bey der hohen Käiserlichen Generalität/ seine Verrichtung/ so wol schrifftals mündlich/ unterthänig abgelegt/ sc. Die Parola war: St. Dominicus und Neustadt.
Den 18. weilen der Feind des hefftigen Canonirens müd/ als hat er heut etwas wenigers / als die zuruck gelegte Täge/ angehalten. Morgens früh versuchten
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/251>, abgerufen am 16.07.2024. |